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Nach heftigen Gewittern kommt Tropen-Hitze

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Heftige Unwetter ziehen über Teile Deutschlands hinweg. Straßen und Keller laufen voll Wasser und Schlamm. Zwei Frauen werden vom Blitz getroffen. Und jetzt steht Deutschland eine fast schon tropische Wetter-Woche bevor - neue Unwetter nicht ausgeschlossen.

Wasser fließt eine Straße in Fischbach entlang. In der Region wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Die Feuerwehr pumpt vollgelaufene Keller aus. Foto: Christian Schulz/Foto Hosser
1 / 7Wasser fließt eine Straße in Fischbach entlang. In der Region wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Die Feuerwehr pumpt vollgelaufene Keller aus. © Christian Schulz/Foto Hosser
Nach heftigen Regenfällen sind die Straßen in Fischbach in Rheinland-Pfalz nach Polizeiangaben teilweise meterhoch überflutet. Foto: Christian Schulz/Foto Hosser
2 / 7Nach heftigen Regenfällen sind die Straßen in Fischbach in Rheinland-Pfalz nach Polizeiangaben teilweise meterhoch überflutet. © Christian Schulz/Foto Hosser
Ein vom Unwetter angeschwemmter Pkw hängt in Herrstein an einer Brücke. Foto: Harald Tittel
3 / 7Ein vom Unwetter angeschwemmter Pkw hängt in Herrstein an einer Brücke. © Harald Tittel
Aufräumarbeiten im rheinland-pfälzischen Herrstein. Der Ort ist am Sonntag Abend von einem Unwetter teilweise überschwemmt worden. Foto: Harald Tittel
4 / 7Aufräumarbeiten im rheinland-pfälzischen Herrstein. Der Ort ist am Sonntag Abend von einem Unwetter teilweise überschwemmt worden. © Harald Tittel
Die Freiwillige Feuerwehr räumt in Herrstein (Rheinland-Pfalz) den Dreck aus einem Kanal. Foto: Harald Tittel
5 / 7Die Freiwillige Feuerwehr räumt in Herrstein (Rheinland-Pfalz) den Dreck aus einem Kanal. © Harald Tittel
Gewitter hinter der Stadt Bad Homburg. Foto: Jan Eifert
6 / 7Gewitter hinter der Stadt Bad Homburg. © Jan Eifert
Eine überflutete Straße im rheinland-pfälzischen Fischbach. Foto: Christian Schulz/Foto Hosser
7 / 7Eine überflutete Straße im rheinland-pfälzischen Fischbach. © Christian Schulz/Foto Hosser

Bochum/Waldkappel - Schlamm- und Hagellawinen, weggerissene Autos, Blitzeinschläge: Schwere Gewitter haben in mehreren Regionen Deutschlands Straßen in reißende Bäche verwandelt und Keller mit Wasser und Schlamm volllaufen lassen.

Besonders von den Unwettern betroffen waren am späteren Sonntag Hessen, der Südwesten von Rheinland-Pfalz, Thüringen und das Vogtland in Sachsen. In den betroffenen Orten begann die neue Woche mit einem großen Kehraus in vollgelaufenen Kellern und auf verschlammten Straßen.

Bei Bochum wurden zudem zwei 21 und 23 Jahre alte Frauen vom Blitz getroffen, als sie auf einem Fuß- und Radweg Fotos von sich machten. Wie die Feuerwehr mitteilte, musste eine der Frauen am Sonntagabend wiederbelebt werden. Die 23-Jährige liege weiter auf der Intensivstation und schwebe noch in Lebensgefahr. Zum Gesundheitszustand der 21-Jährigen machte die Polizei in Nordrhein-Westfalen zunächst keine Angaben. Sie soll nach dem Unglück ansprechbar gewesen sein und kam ebenfalls in ein Krankenhaus.

Nordrhein-Westfalen muss sich am Montag erneut auf starke Gewitter einstellen: Vom frühen Nachmittag an sei mit Unwettern zu rechnen, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Essen.

In Nordhessen berichtete die Feuerwehr von Schlamm- und Hagellawinen. In mehreren Häusern habe sich der Hagel durch Türen und Fenstern gedrückt. «Die Keller standen voll damit», sagte der Stadtbrandinspektor von Waldkappel, Carsten Degenhardt, der Deutschen Presse-Agentur. Mit schwerem Gerät waren Einsatzkräfte damit beschäftigt, Schlamm und Geröll von den Straßen zu räumen.

Auf Bildern aus dem hessischen Hetzerode war zu sehen, wie Wasser durch die Straßen floss und Autos einschloss. In mehreren Häusern drückte sich Hagel durch Türen und Fenstern. An anderen Stellen lagen die kleinen Eiskügelchen mehrere Zentimeter hoch. «Es herrscht Chaos hoch drei», sagte am Sonntagabend der Leitstellensprecher.

Im Süden von Rheinland-Pfalz galt laut Polizei in zwei Orten Katastrophenalarm. «Mehrere Ortschaften sind komplett überflutet», sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Am stärksten traf es demnach die Orte Fischbach und Herrstein (Kreis Birkenfeld). Dort stand das Wasser teils meterhoch, die Stromversorgung brach zusammen. Durch Herrstein sei eine 1,60 Meter hohe Flutwelle geschwappt, teilte die Kreisverwaltung mit. Autos seien von den Wassermassen des über die Ufer getretenen Fischbachs mitgerissen worden.

Mindestens 50 Fahrzeuge wurden im Kreis Birkenfeld durch die Wassermassen beschädigt, wie die Kreisverwaltung mitteilte. Etliche Fahrzeuge seien durch einen rasant angestiegenen Bach ineinander geschoben worden. Über 360 Gebäude seien in insgesamt vier Gemeinden überflutet worden. Der DWD erwartete für Rheinland-Pfalz weitere Gewitter im Laufe des Montags. Extremer soll die Lage aber am Dienstag werden: Es müsse dann mit heftigen Unwettern mit Starkregen und Sturzfluten gerechnet werden.

An Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt am Main fielen am Sonntagabend etliche Flüge aus. 66 Starts und Landungen wurden annulliert. Der Großteil sei auf die Wetterlage zurückzuführen, sagte am Montagmorgen ein Flughafen-Sprecher.

Über das Vogtland, wo schon am vergangenen Donnerstag sintflutartige Niederschläge niedergegangen waren, zog am Sonntag erneut ein Unwetter hinweg. Keller standen unter Wasser. Laut Polizei schlug in Auerbach ein Blitz in eine 70 Jahre alte Scheune ein, in der mehrere Autos aus DDR-Zeiten standen. Schlamm, Geröll und Wassermassen beeinträchtigen im Landkreis Saaalfeld-Rudolstadt (Thüringen) den Straßenverkehr erheblich.

Zwei Jahre ist es her, dass Starkregen in der Gemeinde Braunsbach in Baden-Württemberg einen Bach in einen gewaltigen Strom verwandelte - zurück blieben Unmengen Geröll, Dutzende Häuser waren zerstört. Rund zwei Jahre nach der Flut vom 29. Mai 2016 läuft noch die Sanierung des Ortskerns. Bislang hat die Regierung von Baden-Württemberg 35 Millionen Euro an Aufbauhilfe ausgezahlt oder bewilligt, wie das Innenministerium mitteilte.

Deutschland steht eine fast tropische Wetter-Woche bevor. Noch hat der meteorologische Sommer gar nicht begonnen. Doch das Ende des Frühlingsmonats Mai bleibt sommerlich, kündigte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Montag an. Mit Temperaturen von mehr als 30 Grad sind vielerorts Hitzetage möglich. Allerdings könnten nicht nur die Temperaturen empfindlichen Menschen auf den Kreislauf schlagen. Denn Tief «Wilma» sorgt wie bereits an den vergangenen Tagen für feuchte subtropische Luft.

«Dann bilden sich tagsüber immer wieder kräftige Hitzegewitter, die durch den kaum vorhandenen Höhenwind nur sehr langsam ziehen und somit lokal eng begrenzt sintflutartige Regenmengen bringen können», sagte der Meteorologe Christian Herold. Also nicht gerade Freibadwetter, auch wenn mancher sich angesichts des schwülen Klimas dringend eine Abkühlung wünschen mag. Lediglich im Nordosten Deutschlands bleibt es trocken.

Nachdem es bereits am Dienstag zu zahlreichen Gewittern kommt, konzentrieren sich Blitz, Donner und Regenfluten am Mittwoch wahrscheinlich vorwiegend auf die Mitte Deutschlands. Wenn am Freitag der meteorologische Sommer offiziell beginnt, gelangt von Nordosten allmählich etwas trockenere Luft nach Deutschland. Die Gewitter werden nach DWD-Angaben dann in den Südwesten verdrängt. Hochsommerliche Temperaturen zwischen 27 und 31 Grad halten voraussichtlich auch noch am Wochenende an.

dpa

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