Jesus:
Kurz: Jede Menge biblischer Stoff für kirchliche Bräuche. Fassen wir die wichtigsten zu Gründonnerstag zusammen.
Von diesen neutestamentlichen Überlieferungen leiten sich auch die kirchlichen Bräuche an Gründonnerstag her. Um das Vorbild von Jesus nachzuahmen, der den zwölf Aposteln vor dem Mahl die Füße wusch - eigentlich ein Sklavendienst - finden in vielen Gottesdiensten Fußwaschungen statt.
Als Geste christlicher Demut und Barmherzigkeit wäscht der Priester noch heute zwölf Gemeindemitgliedern die Füße. Papst Franziskus wählte seit seiner Wahl auf den Stuhl Petri vor vier Jahren bei der Fußwaschung immer gesellschaftliche Randgruppen: So wusch er an Gründonnerstag unter anderem Flüchtlingen und Migranten, Behinderten
. 2017 vollzog Papst Franziskus die Fußwaschung am Gründonnerstag an Häftlingen im Hochsicherheitsgefängnis von Paliano südlich von Rom. Im Jahr 2018 wusch er am Gründonnerstag zwölf Häftlingen des römischen Regina-Coeli-Gefängnisses die Füße.
Die neutestamentliche Erzählung von der Todesangst Jesu Christi im Garten Gethsemane bildet die Grundlage für die Ölbergandacht an Gründonnerstag. Nach dem Ende des Gottesdienstes wird das konsekrierte (theologischer Fachbegriff für das in den Leib Christi gewandelte) Brot in einer Prozession zu einem Seitenaltar gebracht. Mit dem Gründonnerstag beginnt das Leiden und Sterben Jesu, die Passion. Deswegen werden nach der Messe vielerorts Blumen, Schmuck und Kerzen aus der Kirche entfernt. In Nachtwachen oder Gebetsnächten am späten Abend gedenken die Gläubigen der Todesangst Jesu auf dem Ölberg.
Stichwort Ölberg: Üblicherweise werden am Gründonnerstag in der Bischofskirche auch die für das Spenden der Sakramente benötigten Öle, das Chrisam, Katechumenenöl und Krankenöl, geweiht. Das Öl versinnbildlicht den Heiligen Geist Gottes.
Nach dem Gloria im Gottesdienst an Gründonnerstag verstummen die Glocken, die bis zum Gloria in der Osternacht (der Auferstehung Jesu) nicht mehr läuten. Deswegen sagt der Volksmund auch: „Die Glocken fliegen nach Rom.“ In der ewigen Stadt sitzt bekanntlich der Papst als Oberhaupt der Katholiken.
Im Zeitraum zwischen Gründonnerstag und Osternacht werden Altarglocken in vielen Kirchen durch Ratschen oder Klöpfel aus Holz ersetzt. Vielerorts gehen die Ministranten in Gruppen zu den Gebetsläutzeiten mit kleinen Handratschen durch den Ort und kündigen so die Gottesdienste sowie Uhrzeiten an. In einigen Häusern gibt es für sie immer kleine Leckereien, Brotzeiten oder etwas Geld.
Auch wenn er in den Frühling fällt: Der Name „Gründonnerstag“ hat vermutlich nicht unbedingt etwas mit der Farbe Grün zu tun. In der katholischen Kirche ist an diesem Tag auch die liturgische Farbe Weiß vorgeschrieben. Was die Herkunft des Namens angeht, so gibt es mehrere Theorien. So wird der Name Gründonnerstag mit dem althochdeutschen Wort „greinen“ in Verbindung gebracht, was soviel wie „weinen“ bedeutet. Die Tränen könnten im Zusammenhang mit der Passion Christi stehen.
Möglicherweise bezieht sich der Gründonnerstag auch auf die Wiedereingliederung der Büßer zum Ende der Fastenzeit, die als „Weinende“ („Greinende“) gesehen wurden. Ihre Entlassung aus dem Büßerstand führte auch zur Bezeichnung „Antlaßtag“.
Eine weitere Theorie besagt: Gründonnerstag kommt tatsächlich von der Farbe Grün, da im Mittelalter an diesem Tag grüne Messgewänder getragen wurden. Gesichert ist dies jedoch nicht.
Der Gründonnerstag ist auch als Hoher Donnerstag, heiliger Donnerstag, weißer Donnerstag oder Palmdonnerstag bekannt.
Am Gründonnerstag legen viele Menschen beim Essen Wert auf grünes Gemüse und Kräuter. Ein traditionelles Mittagsmahl ist an diesem Tag die sogenannte „Grüne Suppe“, eine Kräutersuppe mit Frühlings- und Heilpflanzen. Mit diesem Brauch sollten früher vermutlich die Kräfte des Frühlings aufgenommen werden.
An Gründonnerstag dürfen Katholiken übrigens Fleisch essen. Nur der Karfreitag ist (neben dem Aschermittwoch) ein kirchlich vorgeschriebener strenger Fasttag, an dem man sich nur einmal sättigen (Fasten) darf. Dabei sind zwei kleine Stärkungen erlaubt. An Karfreitag darf kein Fleisch gegessen und kein Alkohol getrunken werden.
Alles zum Feiertag Christi Himmelfahrt finden Sie hier.
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