Update vom 5. Februar 2020: Obwohl die Verantwortlichen des Semperopernball-Vereins dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi den St. Georgs Orden mittlerweile wieder aberkannt haben, gab es nun die nächste Absage für die Organisatoren des Balls: Auch Model Eva Padberg wird nicht an der Veranstaltung teilnehmen. Das entschied die 40-Jährige gemeinsam mit der Hilfsorganisation Unicef, für die sie eigentlich als Botschafterin vor Ort sein sollte. „Ich habe mich als Botschafterin für Unicef sehr auf den Semperopernball gefreut“, schrieb sie bei Instagram.
Als Gast habe sie über die wichtigen Projekte sprechen wollen, um Kindern weltweit zu helfen. „In den letzten Tagen habe ich leider den Eindruck gewonnen, dass dieses Anliegen durch die Diskussionen rund um den Ball in den Hintergrund rückt und nicht den gewünschten Raum erhalten würde“, erklärte sie. Deshalb werde sie am Freitag nicht an der Veranstaltung in Dresden teilnehmen.
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in Deutschland äußerte sich ebenfalls. „Die Heftigkeit und Unversöhnlichkeit, mit der in den vergangenen Tagen über die Veranstaltung gesprochen wird, überlagert zusehends unser Ziel, dort viele Menschen mit unserem Einsatz für Kinder zu erreichen“, hieß es seitens der Hilfsorganisation. Zusammen mit Padberg sei man deshalb zu dem Entschluss gekommen, „in diesem Jahr nicht an dem Ball teilzunehmen“.
Update vom 4. Februar 2020: Nach der scharfen Kritik ziehen die Verantwortlichen des Semperopernball-Vereins Konsequenzen: Die umstrittene Verleihung des St. Georgs Ordens an Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi wurde jetzt rückgängig gemacht. Die Auszeichnung werde ihm wieder aberkannt, das habe Ballchef Hans-Joachim Frey nach einem Treffen mit Rocksänger Peter Maffay, der plötzlich seine Tour abbrechen musste, am Dienstag entschieden, sagte Pressesprecher Holger Zastrow. Darüber hatte zuerst „saechsische.de“ berichtet. Maffay, der für den Mitternachts-Act beim Ball gebucht ist, hat auf die Aberkennung bestanden. Angaben dazu, wie das erfolgen soll, machte Zastrow nicht.
Die Ehrung von Al-Sisi, der nach einem Militärputsch an die Macht kam und hart gegen Kritiker und Oppositionelle vorgeht, als „Hoffnungsträger und Mutmacher eines ganzen Kontinents“, „Brückenbauer und Friedenstifter“ vor gut einer Woche in Kairo hatte Empörung und Protest ausgelöst.
Die als Co-Moderatorin engagierte „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers sagte ab, wie auch die für sie benannte Mareile Höppner. Auch Schlagersänger Roland Kaiser distanzierte sich, entschied sich nach der Entschuldigung von Frey aber doch, durch den Abend zu führen.
Nach Absagen von Preisträger und SAP-Gründer Dietmar Hopp und Fußballmanager Uli Hoeneß als Laudatoren hatte der Ballverein erklärt, dass es diesmal keine weiteren Ehrungen geben und komplett auf die Ordensverleihung verzichtet werde.
Update vom 1. Februar 2020, 19.06 Uhr: Nach dem Rückzieher von Mareile Höppner reagieren die Organisatoren des Semperopernballs. Ball-Vereins-Chef Hans-Joachim Frey teilte mit: „Wir sind schockiert über die Hetze und den Hass, die Mareile Höppner plötzlich in den vergangenen zwei Tagen trafen.“ Dass sie solchen Anfeindungen ausgesetzt sei, „lag außerhalb aller Vorstellungskraft und entsetzt uns zutiefst“. Mit großer Sorge werde gesehen, „wie einige wenige dem Semperopernball mit völliger Unnachgiebigkeit und Unversöhnlichkeit gegenübertreten und dabei vor keinem Mittel, nicht einmal vor persönlichen Bedrohungen zurückschrecken“.
Update vom 1. Februar, 17.42 Uhr: Nach Judith Rakers hat auch Mareile Höppner die Moderation des Semperopernballs in Dresden abgesagt. Grund sei ein unerträglicher „Grad an Hass bis hin zu Bedrohungen“, habe sie dem MDR mitgeteilt, wie der Sender bekanntgab. „Wir als MDR sind erschüttert über das Ausmaß der Verrohung“, hieß es.
Weiter teilte der Sender mit: „Wir lassen uns in unserer Arbeit von einzelnen radikalen Stimmen im Netz nicht beeinflussen.“ Daher wolle der Sender den Semperopernball trotz der umstrittenen Ordensverleihung am 7. Februar übertragen. Eine künftige TV-Übertragung solle anschließend jedoch „intern kritisch auf den Prüfstand“ gestellt werden.
Für eine Auskunft darüber, wer nun die Moderation Höppners übernehmen werde, waren zunächst weder der Veranstalter noch der MDR zu erreichen. Nach eigenen Angaben hat der Sender Höppner juristische Unterstützung beim Vorgehen gegen Hass und Hetze im Netz angeboten.
„Ich bin nun Opfer und Zielscheibe von schlimmstem Hass und Anfeindungen geworden. Selbst vor meinem Kind wurde dabei nicht halt gemacht“, schrieb Höppner am Samstag auf Instagram. Sie habe gehofft, „nach all den Skandalen und der sehr berechtigten Kritik an der Auswahl eines Preisträgers“ einen Semperopernball im Sinne „unserer guten demokratischen Werte“ gestalten zu können. „Ich wünsche meinem Kollegen Roland Kaiser viel Kraft für diesen Abend. Von dem Verantwortlichen des Balls erwarte ich, dass er endlich wirklich neue Zeichen setzt.“
Auch Dietmar Hopp und Uli Hoeneß haben eine Teilnahme abgelehnt, wie heidelberg24.de* berichtet.
Update vom 31. Januar, 13.42 Uhr: Jetzt ist es offiziell: Nachdem „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers die Moderation absagte, übernimmt nun Mareile Höppner den Job während des Semperopernballs am 7. Februar in Dresden. „Sie ist eine wunderbare Gastgeberin für den Jubiläumsball und wir freuen uns sehr auf die neuerliche Zusammenarbeit“, teilte Ballvereins-Chef Hans-Joachim Frey am Donnerstag mit.
Höppner hatte den Ball bereits 2016 an der Seite von Designer Guido Maria Kretschmer moderiert. „Es gab in diesem Jahr viel Trubel um den Opernball. Daraus haben alle ihre Lehren gezogen, Haltung gezeigt und das war wichtig“, teilte Mareile Höppner gegenüber der dpa mit.
„Am Ende ist dieser Ball ein Abend für die Dresdner. Und ich weiß, wie viel dieser Ball den Menschen bedeutet. Ich spiele also von Herzen gern die Feuerwehr und fühle mich geehrt, das zweite Mal den Ball zu moderieren“, so Höppner.
Erstmeldung vom 29. Januar, 14 Uhr: Dresden - „Märchenhaft rauschend - Dresden jubiliert“ lautete das Motto des Jubiläumsballs und märchenhaft soll auch das Programm erscheinen“, mit diesen Worten beschreibt der MDR den am 7. Februar stattfindenden 15. Semper Opernball.
Alles andere als „märchenhaft rauschend“ ist der riesen Ärger, der sich aktuell abspielt. In den Hauptrollen: Moderatorin Judith Rakers, Ballchef Prof. Hans-Joachim Frey und der ägyptische Machthaber Abdel Fattah al-Sisi.
Am Sonntag hatte der Ballchef Prof. Hans-Joachim Frey dem ägyptischen Machthaber Abdel Farrah al-Sisi in Kairo den St. Georgs Orden - ein Orden für humanitäres Engagement - verliehen. Eine umstrittene Entscheidung, denn der Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“ zufolge gibt es in Ägypten rund 60.000 politische Gefangene. Und eine Entscheidung, welche die diesjährige Moderatorin Judith Rakers so offenbar nicht hinnehmen wollte.
Am Dienstag drohte die Moderatorin öffentlich via Twitter mit ihrem Rückzug: „Mich irritiert die Verleihung sehr und ich bin seitdem in Gesprächen über Konsequenzen, die ich als Moderatorin des Balls ziehen möchte.“ Aus dem kulturellen Ereignis sei durch die Verleihung des Ordens an al-Sisi ein politisches Geworden, so Rakers in ihrem Statement.
Auch Co-Moderator Roland Kaiser äußerte sich auf Facebook und schrieb, dass er sich in Gesprächen über die Konsequenzen sei, die er voraussichtlich auch ziehen werde.
Mittlerweile hat sich Ballchef Prof. Hans-Joachim Frey in einem offiziellen Statement zu Wort gemeldet. Demnach nehme der Semper Opernball e.V. die Kritik sehr ernst. „Uns sind die entstandenen Irritationen bewusst und wir bedauern sie von Herzen. Wir möchten uns für diese Preisverleihung entschuldigen und davon distanzieren. Die Verleihung war ein Fehler“, so Frey weiter.
Es stehe außer Zweifel, dass die Veranstaltung für kulturelle Vielfalt und Meinungs- und Pressefreiheit stehe. Des weiteren wolle man verdeutlichen, dass die Verleihung weder in Wort noch im Bild im Programm oder im Fernsehen zu sehen sei.
Bislang unklar ist allerdings, ob Al-Sisi seinen Orden zurückgeben muss. Auch Judith Rakers und Roland Kaiser haben sich bislang nicht mehr zu Wort gemeldet.
Zuletzt überrraschte die ARD-Tagesschau-Sprecherin ihre Fans. Die Moderatorin zeigte ungewohnt natürlich.
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