Zu ihrer Überraschung entdeckten die Forscher, dass Vermeer hinter dem Mädchen ursprünglich einen grünen Vorhang gemalt hatte. Der war im Laufe der Jahrhunderte verschwunden, die Farbe verblichen.
Die seit Februar 2018 laufende Studie brachte auch ans Licht, wie der holländische Meister mit verschiedenen Schichten an Farben arbeitete. Er änderte die Komposition des Gemäldes, indem er die Position des Ohres, das Ende des Schals um den Kopf des Mädchens und den Nacken verlagerte.
„Die Perle ist nur eine Illusion“, schreiben die Wissenschaftler. Der Ohrring schwebt, denn das Häkchen fehlt, mit dem er am Ohr befestigt sein müsste.
Der holländische Maler hatte, so ergaben die Forschungen, das Gemälde aus Lagen verschiedener Braun- und Schwarz-Töne aufgebaut. Diese liegen unter der heute sichtbaren Farbe. Dann hatte Vermeer die Konturen des Mädchens gezeichnet und im Laufe des Schaffensprozesses auch an einigen Stellen leicht korrigiert. Nach dem Hintergrund brachte er die schimmernde Haut des Gesichts auf die Leinwand, dann malte er die gelbe Jacke, den weißen Kragen, den Turban und den Ohrring. In der Signatur fanden die Forscher sogar noch einige Pinselhaare.
Dank der Untersuchung ist nun erstmals auch die Farbpalette Vermeers detailliert beschrieben. „Die Farbstoffe kamen aus der ganzen Welt“, berichtet das Museum. Vermeer benutzte auffällig viel Ultramarin von sehr hoher Qualität für die intensiv blaue Kopfbedeckung und Jacke. Es wurde aus dem Stein Lapislazuli hergestellt. Das war dem Mauritshuis zufolge ein so aufwendiges und teures Verfahren, „dass der Farbstoff im 17. Jahrhundert sogar kostbarer war als Gold“.
Gosselink stellt klar: "Dies ist nicht der Endpunkt unserer Forschung."
Die Unbekannte inspirierte auch die Schriftstellerin Tracy Chevalier zu ihrem gleichnamigen Buch. Dieses wurde wiederum erfolgreich mit Scarlett Johansson und Colin Firth in den Hauptrollen verfilmt.
Eine faszinierende Entdeckung machte auch ein US-Paar nach dem Hauskauf. Richtig skurril wird es dann in einer Tiefgarage.
dpa/AFP