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Urlaub auf Abstand - Coronavirus zwingt Hotels auf Mallorca zu ungewöhnlichen Maßnahmen

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Die erste Urlaubswoche Mallorca nach dem Coronavirus-Lockdown ist für die Hotels eine Bewährungsprobe. Auch die Gäste müssen einige Regeln beachten. Ein Erfahrungsbericht aus dem Riu Bravo in Palma.

Palma - „36.2 perfecto.“ José Maria Sanchez steht am Eingang zum Buffet-Restaurant und hält einen Temperaturmesser in der Hand. Bevor die Gäste eintreten dürfen, müssen sie an dem 57-Jährigen vorbei, der ihnen das Teil entgegenstreckt und an der Stirn misst, dass niemand über 37 Grad Temperatur hat. „Wenn es so wäre, würde der Gast aufs Zimmer geschickt und der Arzt gerufen werden“, erklärt Sanchez. Normalerweise arbeitet er als Kellner. Normalität wäre ihm lieber. Aber er ist froh, dass er überhaupt wieder arbeiten darf.

Urlaub nach dem Coronavirus-Lockdown: Hotels auf Mallorca geöffnet

„So geht es vielen Angestellten“, berichtet Riu-Pressesprecherin Laura Malone: „Die Mitarbeiter sind alle total glücklich und super-bereit. Es ist wichtig, dass wir wieder öffnen, auch wenn wir nur maximal 60 Prozent der Zimmer belegen dürfen und wir momentan kein Geschäft machen“, sagt die 39-Jährige. Um die Hygienestandards einzuhalten habe die Hotelgruppe 17 Protokolle ausgearbeitet – für jeden Bereich eines.

Am 15. Juni ist die Reisewarnung für 27 europäische Länder aufgehoben* worden. In Deutschland sind die ersten Flieger Richtung Palma de Mallorca abgehoben. Mallorca empfängt die ersten deutschen Touristen nach der Coronavirus-Pause. Die spanische Regierung hat ein entsprechendes Pilotprojekt genehmigt. Das Vorhaben löst auf Mallorca Freude, aber Sorgen aus. Viele Mallorquiner hätten große Angst davor, dass es auf der Insel wegen der Besucher zu einem Wiederaufflammen der Coronavirus-Krise* komme, sagte Biel Barceló, der Präsident der Bürgerinitiative „Ciutat de s‘Arenal“. Familie Harreiner aus Feldkirchen will ihren Türkei-Urlaub wegen der Reisewarnung aufgrund der Corona-Krise umbuchen, doch der Anbieter stellt sich quer.

Zurück ins Riu-Hotel: Im zweiten Stock reinigt Raffaela Ruiz Sanchez gerade ein Zimmer, natürlich mit Mundschutz und Handschuhen. Wenn ein Gastwechsel ansteht, dann wird der Raum zunächst mit einem speziellen Desinfektionsspray gesäubert, das drei Stunden einziehen muss. „Es gibt für jedes Zimmer drei verschiedene Wischlappen, für den Balkon, für das Zimmer und das Bad“, erklärt Malone. Eine Menge Wäsche sei das. „Aber das haben wir auch vor Corona schon so gehandhabt“, ergänzt sie.

Coronavirus: Riu-Gruppe hat aus Erfahrung mit Norovirus gelernt

Riu hat weltweit rund 100 Hotels in 19 Ländern. Vor einigen Jahren sei das Norovirus ein Problem gewesen. „Aus dieser Erfahrung haben wir viel gelernt, was uns heute nützt. Es ist wichtig, dass man vorbereitet ist“, sagt die Pressesprecherin. Im Falle einer Covid-19-Infektion würde der Betroffene und seine Kontaktpersonen zunächst für die Tests im Hotel isoliert und dann in ein extra Hotel gebracht werden. „Ein spezielles Team würde sich dann um ihn kümmern“, sagt Malone.

Im Riu-Hotel auf Mallorca misst José Maria Sanchez einer Touristin die Körpertemperatur.
Wer zum Buffet will, muss erst von José Maria Sanchez eine Körpertemperatur von unter 37 Grad nachgewiesen bekommen. ©  Foto: Daniela Petersen

Trotz der vielen Maßnahmen könne der Gast aber einen schönen Urlaub erleben. „Es gibt einige Regeln, aber das ist man ja inzwischen auch gewohnt.“ Eine dieser Regeln ist die Mundschutzpflicht im Foyer und das viele Desinfizieren. Im Foyer des Riu Bravo stehen allein zehn Stationen mit Desinfektionsgel, auch am Eingang zum Restaurant neben José Maria Sanchez.

Urlaub auf Mallorca: Hotelgäste im Riu Bravo gehen mit Plastikhandschuhen zum Buffet

Nachdem er die Temperatur gemessen hat, gibt er den Gästen Plastikhandschuhe, mit denen sie zum Buffet gehen dürfen. Plastik – eigentlich wollten die Balearen weg vom Einwegplastik.

Im Restaurant selbst sind die Laufrichtungen auf dem Boden markiert. Die Speisen sind portioniert. Sich selbst den Teller vollladen, das ist in dieser Coronavirus-Zeit nicht möglich. Selbst das Brötchen wird angereicht – mit Zange, Abstand und einem herzlichen Lächeln. Wenn sich auch Vieles verändert hat, die Freundlichkeit der Mitarbeiter ist geblieben.

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