Erich Rettinghaus, Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) sagte über das Verschwinden der Beweismittel: «Das ist ein Einzelfall. Asservate werden bei uns wie Heiligtümer behandelt.» Dem widersprach der Kriminologe Prof. Thomas Feltes: Es komme durchaus häufiger vor, dass Beweismittel verschwänden. Feltes sagte außerdem, eine Fehlerkultur sei bei der Polizei «nicht wirklich etabliert». «Fehler in dieser Institution werden in der Regel nicht wirklich aufgearbeitet, sondern eher vertuscht.»
Ob auf den verschwundenen CDs und DVDs mit insgesamt 0,7 Terabyte Datenvolumen kinderpornografisches Material war, ist unklar, weil sie überwiegend noch nicht gesichtet wurden. Das noch vorhandene Material reiche aber aus, um die Verdächtigen zu überführen, hatte Minister Reul gesagt. Im Fall von Lügde sitzen drei Verdächtige aus NRW und Niedersachsen im Alter von 56, 48 und 33 Jahren wegen des Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in Untersuchungshaft. Am Tatort des Kindesmissbrauchs, dem Campingplatz, wurde am Freitag von der Polizei ein Auto sichergestellt und der betroffene Bereich eingezäunt.
Zusätzlich wird auch gegen eine Polizeibeamtin und einen Beamten wegen Strafvereitelung ermittelt. Bereits 2016 sollen zwei Hinweise bei der Polizei Lippe eingegangen sein. Die Beamten leiteten die Hinweise lediglich an das Jugendamt weiter. Weitere Schritte blieben aus.