Ähnlich äußerten sich die USA. Die Sprecherin des Außenministeriums, Victoria Nuland, sagte am Freitag, man befürchte „negative Folgen für die Meinungsfreiheit in Russland“.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nannte das Urteil einen harten „Schlag gegen die Meinungsfreiheit in Russland“. „Das Urteil ist nicht nur der Versuch, die drei jungen Frauen zum Schweigen zu bringen. Es soll auch eine Warnung an alle anderen sein, die es wagen, Präsident Putin und seine Regierung zu kritisieren“, erklärte die Russlandexpertin von Amnesty, Friederike Behr. Amnesty stuft sie als gewaltlose politische Gefangene ein.
In zahlreichen Großstädten in Westeuropa und Nordamerika gingen Sympathisanten von Pussy Riot auf die Straße. Auch in Berlin und Hamburg kam es zu Kundgebungen, zu denen sich Hunderte Menschen angekündigt hatten. Sechs Sympathisanten der Punkband haben sich an den Zaun der russischen Botschaft in Berlin gekettet. Die Polizei schnitt die Demonstranten los und nahm ihre Personalien auf. Wie eine Polizeisprecherin sagte, werden sie wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz angezeigt. Unterstützer von „Pussy Riot“ hatten zuvor vor der Botschaft mit Musik und Strumpfmasken die Freilassung der Band gefordert.
Künstler und Bands zeigten sich entsetzt über das Urteil. Punkrockbands wie Anti-Flag und Radio Havanna kündigten an, ihr Engagement für Pussy Riot auch künftig unvermindert fortzusetzen. Rockmusiker Udo Lindenberg bezeichnete die Verurteilung der russischen Musikerinnen von Pussy Riot als „idiotischen Urteilsspruch“. Die Entscheidung werde eine Welle des Protestes nach sich ziehen, sagte Lindenberg. Russlands Präsident Wladimir Putin sei „inzwischen voll daneben“ und „längst nicht mehr der lupenreine Demokrat“, als den ihn der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) seinerzeit angepriesen habe.
Die russische Band Barto reagierte mit großer Bestürzung auf die zweijährige Haftstrafe. „Das Urteil ist schrecklich und wir brauchen einige Zeit, um es zu verstehen, heute hat sich unser Land verändert“, sagte die Sängerin des Duos aus St. Petersburg, Maria Lubicheva. Das Urteil werde die russische Gesellschaft weiter spalten. „Eine neue Welle von Protestkonzerten ist zu erwarten.“
Leider hätten die internationalen Solidaritätsaktionen für Pussy Riot nichts genützt. Die ganze Welt habe nun gesehen, dass die Meinungsfreiheit in Russland „gleich null“ sei. Der russischen Regierung sei es egal, welches Bild das Land im Ausland mit Blick auf die Menschenrechte abgebe. „Wir hoffen, dass das furchtbare Urteil die Menschen im Kampf für die Menschenrechte vereinen wird.“
Auch Prominente wie Paul McCartney, Madonna und Björk hatten die Freilassung der Pussy-Riot-Mitglieder gefordert.
Der Sprecher von Kremlchef Wladimir Putin hat einen Kommentar zur Verurteilung der drei jungen Frauen abgelehnt. Putin habe seine Meinung immer wieder deutlich gemacht, die er dem Gericht aber nicht aufdrängen könne, sagte Dmitri Peskow am Freitagabend dem Internetportal publicpost.ru zufolge. „Es handelt sich um eine Entscheidung des Gerichts“, sagte Peskow.
dapd/dpa