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Weil er sich oft über die Nachbarn beschwert hat: Münchner wurde vorschnell die Wohnung gekündigt

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Screenshot von einem Beitrag des BR. Zusehen ist Mieter Lutz Fernes im Interview.
In einem Beitrag des BR erzählte Lutz Fernes von der Kündigung seiner Wohnung, weil er sich zu oft beschwert hatte. © Screenshot: Bayerischer Rundfunk / Mediathek

Einmal zu oft hatte sich Lutz Fernes beim Vermieter wohl beschwert. Denn kurz darauf flatterte eine Kündigung in seinen Briefkasten.

Besonders kurz vor Weihnachten hatten es viele Mieter in München nicht gerade leicht mit ihren Nachbarn. Weil sie so viele Pakete annehmen mussten und dadurch quasi zur „Packstation“ geworden waren, riss einigen sogar die Hutschnur (tz.de* berichtete). Fakt ist jedoch: Wenn mehrere Menschen auf engem Raum nah beieinander leben, sind Streitigkeiten nichts Ungewöhnliches, sondern - im Gegenteil - sogar vorprogrammiert.

Der Bewohner eines Mehrfamilienhauses in München scheint es sich jedoch unter anderem mit seinen Nachbarn so sehr verscherzt zu haben, dass in seinem Briefkasten eine böse Überraschung auf ihn wartete: die fristlose Kündigung seiner Wohnung. Anders als beim derzeitigen Entmietungshammer in einem Blockhaus,* wobei viele zum Teil sozial schwache Mieter aufgrund von Sanierungsarbeiten aus ihren Wohnungen geworfen werden sollen, hat die Kündigung von Lutz Fernes jedoch einen anderen Hintergrund.

München: Bewohner beschwert sich zu oft beim Vermieter - dann wird er gekündigt

Wie der Bayrische Rundfunk (BR) in einem Beitrag berichtet, hatte der Beamte nämlich ein ganz besonders „wachsames Auge“ auf seine Nachbarn. Soll heißen: Bei Ruhestörung, nicht abgeholtem Müll oder zu hohen Nebenkosten erfolgte umgehend der Beschwerde-Anruf bei der Vermieterin.

Bei dieser handelt es sich um die Münchner Gewofag, die in der Landeshauptstadt von Bayern mehr als 36.000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten vermietet. Auf das ordnungsliebende Engagement von Lutz Fernes hatte die Wohnungsbaugesellschaft jedoch offensichtlich keine Lust mehr - weshalb sie ihm und seiner Familie die Kündigung aussprach. Die Begründung: „Zu viele Beschwerden.“

„Wir waren fassungslos. Wir wussten erst einmal gar nicht, was wir machen sollten“, erzählt Lutz Fernes in dem Beitrag des BR von dem Moment, als er das Kündigungsschreiben aus dem Briefkasten geholt hatte. „Ich vermute mal, dass die Gewofag hier versucht, die Mieter einzuschüchtern - damit man einen Maulkorb auf den Mund gesetzt kriegt und seinen Mund hält.“

Kündigung von Wohnung „rechtswidrig“: Lutz Fernes beauftragt Anwalt

Bei Missständen kann und will Lutz Fernes jedoch einfach nicht weggucken, weshalb er für seine zahlreichen Beschwerden auch Belege gesammelt hat. Aus diesem Grund war er auch davon überzeugt, dass die Kündigung keine Rechtsgrundlage hat - und beauftragte auf eigenes Risiko einen Anwalt. Dieser prüfte den Fall ganz genau und stellte fest, dass es sich tatsächlich um eine „offensichtlich rechtswidrige Kündigung“ handelte.

Der BR bat die Gewofag in der Folge um eine Stellungnahme, woraufhin der Geschäftsführer in einem Schreiben angab, den Fall noch einmal geprüft und die „Beendigung des Klageverfahrens“ veranlasst zu haben. Eine Entschuldigung seitens der Wohnungsbaugesellschaft gegenüber Lutz Fernes erfolgte jedoch nie. Bei der anhaltenden Wohnungsknappheit in München* sind er und seine Familie jedoch auch froh genug, in ihrer Wohnung bleiben zu dürfen. *tz ist Teil des Ippen Digital Redaktionsnetzwerks

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