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Nach Ausbruch des Vulkans: Noch Tausende in Notunterkünften

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In der Kirche «Nuestra Senora de Guadalupe» in Escuintla (Guatemala) wurde eine Notunterkunft eingerichtet. Foto: Morena Perez Joachin
In der Kirche «Nuestra Senora de Guadalupe» in Escuintla (Guatemala) wurde eine Notunterkunft eingerichtet. Foto: Morena Perez Joachin © Morena Perez Joachin

Am 3. Juni entfaltete der Feuervulkan seine volle Kraft. Dörfer wurden unter Lawinen aus Lava, Schlamm und Geröll begraben. Einen Monat später sind noch mehr als 3500 Menschen in Notunterkünften untergebracht - in ihre Heimatgemeinden können sie nicht zurück.

Guatemala-Stadt (dpa) - Wo vor einem Monat einfache Häuser standen, türmt sich nun eine grau-braune Schicht aus Dreck, Geröll und Asche auf. Sie hat alles unter sich begraben, Habseligkeiten und Menschen.

Von manchen Häusern sind nur noch die Dächer zu sehen. Gut vier Wochen nach dem Ausbruch des Volcán de Fuego (Feuervulkan) in Guatemala harren noch mehr als 3500 Menschen in Notunterkünften aus. Mindestens 113 Menschen kamen bei dem Ausbruch nach Angaben des Katastrophenschutzes (Conred) ums Leben, 197 gelten weiterhin als vermisst.

Sein Haus in der Colonia San Miguel sei komplett verschüttet, sagt Julio Roberto. Gemeinsam mit seiner Frau und zwei Kindern sitzt er in der Notunterkunft Parroquia Nuestra Senora de Guadelupe in Escuintla, dem am schlimmsten getroffenen Bezirk, 104 der bisher registrierten Toten starben in der Region am Fuße des Feuervulkans. «Ich habe keine Arbeit, wir haben gar nichts», sagt der 23-Jährige. Von seinem Haus sei nichts mehr zu sehen. Er habe als Landwirt gearbeitet - auch das sei nicht mehr möglich.

186 Gebäude wurden bei dem Vulkanausbruch zerstört, weitere 750 stark beschädigt. Die Regierung Guatemalas lässt auf plattgewalzten Flächen Holzhäuser für die Betroffenen errichten, wie sie auf Twitter mitteilt. Auch ihm sei eine neue Unterkunft für die Familie versprochen worden, sagt Julio Roberto. Ein Datum dafür gebe es aber noch nicht. Auch ein weiterer Bewohner der Notunterkunft berichtet, es gebe schlichtweg keine Möglichkeit, Geld zu verdienen, um Dinge kaufen zu können.

Und auch die Furcht vor einem erneuten starken Ausbruch ist noch da: Der Vulkan steht noch immer unter Beobachtung und stößt Rauchwolken aus. Lava und Gesteinsbrocken speit er allerdings derzeit nicht mehr aus.

Rund 5500 Soldaten und Spezialisten seien im Einsatz, um temporäre Behausungen für die Familien zu bauen, erklärt der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Óscar Pérez. Das Finanzministerium sicherte den Betroffenen Hilfen von umgerechnet einer Million Euro zu, von denen jedoch erst rund 125 000 Euro ausgezahlt wurden.

Guatemala erhielt nach der Katastrophe Hilfe aus Mexiko, El Salvador und Honduras. US-Krankenhäuser nahmen Kinder mit besonders schweren Verbrennungen auf. Die Bergungsarbeiten werden allerdings durch Regen und Schlammlawinen behindert.

Nach Angaben des forensischen Instituts Guatemalas sind erst 80 Tote identifiziert. Viele Vermisste werden wohl nie gefunden werden - zu dick liegt die Asche- und Schuttschicht auf den Dörfern. Das Gebiet um San Miguel Los Lotes könnte nach Angaben von Conred-Leiter Sergio Cabañas zum Friedhof erklärt werden. Dort könne nichts gebaut und schon gar nicht gewohnt werden, sagt Cabañas. Auch die Gemeinden von El Rodeo, La Reyna und Libertad sollen als unbewohnbar deklariert werden.

Der Volcán de Fuego ist einer von drei aktiven Vulkanen in dem mittelamerikanischen Land. Er liegt rund 70 Kilometer von der Hauptstadt Guatemala-Stadt entfernt Seit 2002 zeigt der Berg wieder eine verstärkte Aktivität. Immer wieder stößt er kilometerhohe Rauchsäulen aus, häufig sind diese Eruptionen allerdings harmlos. Zuletzt war der Feuervulkan im Mai ausgebrochen und hatte eine Schlammlawine ausgelöst.

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