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Neuer Prozess gegen den "Engel mit den Eisaugen"

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Rom  - Der Fall um den „Engel mit den Eisaugen“ geht in Italien in eine neue Runde: Der Prozess der wegen Mordes verurteilten und später freigesprochenen Amanda Knox wird neu aufgerollt.

Der Prozess gegen die 2009 wegen Mordes verurteilte und später freigesprochene Amerikanerin Amanda Knox wird neu aufgerollt. Das höchste Strafgericht Italiens ordnete am Dienstag ein neues Verfahren gegen Knox und ihren italienischen Ex-Freund Raffaele Sollecito vor einem Berufungsgericht in Florenz an. Das Gericht gab damit einem entsprechenden Antrag der Staatsanwaltschaft statt.

Knox und Sollecito waren wegen Mordes an der britischen Studentin Meredith Kercher zunächst schuldig gesprochen und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, später aber in einem Berufungsverfahren freigesprochen worden. Knox und Sollecito bestritten eine Beteiligung an dem Mord und erklärten, sie seien zur Tatzeit nicht in der Wohnung gewesen. Ein dritter Verdächtiger, der Ivorer Rudy Guede, wurde in einem separaten Verfahren wegen des Verbrechens schuldig gesprochen. Er verbüßt derzeit eine 16-jährige Haftstrafe.

So reagiert Amanda Knox

Dass der Freispruch nun gekippt wurde, sei „schmerzhaft“, erklärte Knox nach Bekanntgabe des Gerichtsurteils am Dienstag. Sie vertraue aber auf die Wahrheit. Bleibenden Fragen zu ihrem Fall müssten nun von unbefangenen und fähigen Staatsanwälten nachgegangen werden, teilte die Amerikanerin in einer Erklärung mit. Die Annahme der Staatsanwaltschaft, dass sie eine Rolle bei dem Mord an Kercher gespielt habe, sei „vollkommen unbegründet und unfair“.

Kercher wurde im November 2007 mit aufgeschlitzter Kehle in dem Haus, das sie sich mit Knox und anderen Mitbewohnern in der italienischen Universitätsstadt Perugia teilte, tot aufgefunden. Die beiden Frauen waren zu dem Zeitpunkt Austauschstudentinnen in Perugia. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft wurde Kercher das Opfer eines durch Drogen befeuerten Sexspiels. Das Berufungsgericht, das Knox und Sollecito 2011 freigesprochen hatte, kritisierte die Argumentation der Staatsanwaltschaft. So seien durchgeführte DNA-Tests fehlerhaft gewesen. Die Staatsanwaltschaft habe auch kein Tatmotiv vorgebracht, kritisierte das Berufungsgericht. Auch die Tatwaffe wurde nie gefunden.

Man nennt sie auch den "Engel mit den Eisaugen": Amanda Knox

Knox kehrte nach dem Freispruch und fast vier Jahren in einem italienischen Gefängnis in ihre Heimatstadt Seattle im US-Staat Washington zurück. Sie studiert derzeit an der University of Washington. Der heute 29-jährige Sollecito setzte sein Informatikstudium fort.

In Italien kann die Staatsanwaltschaft gegen Freisprüche Berufung einlegen. Nach italienischem Gesetz kann die inzwischen in die USA zurückkehrte Knox nicht dazu gezwungen werden, für den neuen Prozess nach Italien zu reisen. Was passieren würde, sollte Knox in dem neuen Berufungsverfahren schuldig gesprochen werden, ist unklar. Im Falle eines Schuldspruchs und dessen Bestätigung durch das Oberste Gericht, könnte Italien die Auslieferung der heute 25-jährigen Amerikanerin fordern, sagte Knox' Anwalt Carlo Dalla Vedova am Montag.

Das höchste Strafgericht hörte am Montag sechs Stunden lang die Argumente beider Seiten, ehe es am Dienstag seine Entscheidung traf. Ein Anwalt der Familie Kerchers, Francesco Maresca, erklärte, man habe mit der Gerichtsentscheidung erreicht, was man wollte. Details der Entscheidung sollen erst in ein einigen Wochen bekanntgegeben werden.

dpa

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