Die Corona-Fälle in Österreich der vergangenen 7 Tagen verteilen sich in absoluten Zahlen folgendermaßen in den österreichischen Bundesländern:
Update vom 27. Oktober, 10.19 Uhr: Die Corona-Zahlen in Österreich steigen weiterhin besorgniserregend an. Obwohl gestern Nationalfeiertag im Nachbarland war und somit weniger getestet wurde, lag die Zahl der neuen Corona-Fälle mit 2.456 mehr als doppelt so hoch wie noch am vergangenen Montag. „Je höher die Ansteckungszahlen sind, desto restriktivere Maßnahmen braucht es“, sagte Kanzler Sebastian Kurz am Montag in einem Interview mit oe24.tv. Oberstes Ziel sei weiterhin, die Überlastung der Intensivmedizin zu verhindern. „Wenn das Wachstum weiter so rasant ist, stoßen wir an die Grenzen der Belastbarkeit der Intensivmedizin. Das müssen wir verhindern“, führte kurz weiter aus. Ein zweiter Lockdown sei dabei die „Ultima-Maßnahme“.
Ein mögliches Szenario sei laut oe24-Informationen - das Portal spricht dabei von einem „Geheim-Plan“ - ein „Lockdown-Light“ mit Ausgangsbeschränkungen, Veranstaltungsverbot und einer Schließung der Gastronomie. Geschäfte dürften wohl weiterhin offen bleiben. Die Grenze, ab der ein Lockdown alternativlos sei, soll demnach bei 6.000 Neuinfektionen pro Tag liegen.
Der Virologe Norbert Nowotny befürchtet einen nötigen Lockdown im schlimmsten Fall bereits in einem Monat. Das teilte er im Gespräch mit oe24.at mit. „Auch wenn wir neue Maßnahmen eingeführt haben, ich denke, wir brauchen zusätzliche“, sagte Nowotny. Er trete dringend für mehr Homeoffice ein. Zudem forderte er eine frühere Sperrstunde und bezirksspezifisch strengere Maßnahmen, in den Bezirken, in denen die Corona-Ampel auf Rot steht.
Laut Angaben der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) gibt es derzeit noch 651 freie Intensivbetten. Allerdings ist die Verteilung durch das Land sehr unterschiedlich. In Tirol sind laut Experten nur acht Betten frei, berichtet oe24.at. In Wien sind im Kaiser-Franz-Josef-Krankenhaus alle Corona-Intensivbetten belegt. Salzburgs Landeshauptmann Wilfired Haslauer warnte bereits davor, dass die Krankenhäuser in einer Woche überlastet sein könnten.
Update vom 26. Oktober, 20.39 Uhr: In Österreich sind die Corona-Zahlen zuletzt rasant in die Höhe geschnellt, weswegen die Politik vor schwierigen Aufgaben steht. Ein Lockdown im Land ist bei Weitem nicht mehr ausgeschlossen. Am Montag sprach Bundeskanzler Sebastian Kurz anlässlich des österreichischen Nationalfeiertags erstmals über mögliche Restriktionen.
Im Interview mit oe24.tv erklärte der ÖVP-Politiker, von Corona „nicht erschöpft“ zu sein, aber in der Bevölkerung „eine gewisse Müdigkeit“ zu erkennen. Er selbst finde die Begleitumstände der Krise wie etwa finanzielle Probleme für die Gastro- und Tourismusbranche „furchtbar“, meint allerdings auch, dass „uns die Krise noch bis Sommer begleiten wird.“
Anhand der derzeit besorgniserregenden Entwicklungen rund um die mehr als 3.000 Neuinfektionen täglich sei die Lage „sehr ernst“, weswegen nun gegengesteuert werden müsse. Zumal Kurz davon ausgehe, dass in den nächsten Tagen sogar noch höhere Infektionszahlen beobachtbar sein werden. Selbst Werte um die 6.000 Fälle seien nicht mehr utopisch. Deshalb müsse man „sehr genau hinsehen, was die nächsten Tage bringen.“
Wird der aktuelle Trend aufrechterhalten, wovon fast auszugehen ist, droht ganz Österreich eine Verschärfung der Maßnahmen. Ziel sei es zwar mit dem Motto „So viel Freiheit wie möglich, so viel Einschränkungen wie notwendig“ durch die Pandemie zu gehen, doch „wenn die Zahlen weiter steigen, bleibt keine andere Möglichkeit, als die Notbremse zu ziehen.“ Das Wort Lockdown nahm der Kanzler in diesem Zusammenhang zwar nicht in den Mund, es darf allerdings davon ausgegangen werden, dass auf die Bevölkerung zumindest eine Abwandlung der Restriktionen aus dem Frühjahr zukommen wird.
Update vom 26. Oktober, 16.59 Uhr: Erstmals hat sich der österreichische Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) für eine Verkürzung der Quarantäne ausgesprochen. In einem Interview mit oe24.at, das am Montagabend um 20 Uhr ausgestrahlt wird und von dem der Sender bereits einen kurzen Ausschnitte veröffentlicht hat, sagte er, dass das Gesundheitsministerium dies aktuell prüfe.
„Klar ist“, so Kurz, „je mehr Menschen in Kontakt mit Infizierten sind, umso mehr Menschen müssen in Quarantäne.“ Werde diese Zahl zu groß, dann würde das auch Österreich lähmen. „Und daher ist es natürlich wünschenswert, dass wenn es die Möglichkeit gibt, die Quarantäne-Zeit zu reduzieren und ein Freitesten möglich zu machen, so wie das viele Experten vorgeschlagen haben“, führte Sebastian Kurz aus.
Dennoch stellt der Kanzler auch klar, dass immer eine Risikoabschätzung gemacht werden müsse. „Man kann diesen Weg nur gehen, wenn es wissenschaftlich vertretbar ist“, betonte er.
Update vom 26. Oktober, 13.10 Uhr: Die Corona-Fallzahlen in Österreich sorgen auch am Montag für Sorgen. Insgesamt wurden am Montag 2.456 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden registriert. Das entspricht zwar einem Minus von 326 Fällen zum Vortag, am Wochenende werden jedoch auch weniger Testungen durchgeführt, oft fehlen auch Zahlen der Ämter. Seit Donnerstag, 22. Oktober, überschritt die Zahl der Neuinfektionen damit täglich einen Wert von 2400. Die meisten Neuinfektionen verzeichneten Oberösterreich und Wien.
Die neuen Corona-Fälle verteilen sich laut oe24.at folgendermaßen in den österreichischen Bundesländern:
Wie das Gesundheitsministerium via Twitter mitteilte wurden insgesamt bislang 2.111.575 Corona-Tests durchgeführt. Seit Beginn der Pandemie registrierte Österreich 84.130 positive Corona-Fälle. Aktuell werden 188 Menschen aufgrund des Coronavirus auf der Intensivstation betreut, das entspricht einem Plus von 14 im Gegensatz zum Vortag.
Indes hat sich Österreichs Kanzler Sebastian Kurz am Montag zu einem zweiten Lockdown geäußert. „Die Ultima-Maßnahme ist ein zweiter Lockdown“, sagte Kurz. Das Kriterium dafür sei die Lage in den Kliniken. „Kein Land der Welt wird es zulassen, dass die Intensivmedizin überfordert wird. Das werden wir nicht zulassen“, betonte der Kanzler. In Österreich ist der drohende Zusammenbruch des Gesundheitssystems gesetzliche Voraussetzung für einen Lockdown.
Erstmeldung vom 26. Oktober, 11 Uhr: Corona in Österreich: „Massiv steigendes Wachstum“ - Virologin warnt eindringlich vor Kontrollverlust
München/Wien - Während sich die Corona-Lage in Deutschland weiter zuspitzt, bleibt auch Österreich von der Krise nicht verschont. Steigende Neuinfektionen, neue Rekorde in ganz Europa. Österreich erreichte am Samstag mit 3614 Corona-Fällen binnen 24 Stunden einen Rekordwert und auch am Sonntag blieben die Coronavirus*-Zahlen mit 2782 neuen Fällen weiterhin auf einem hohen Niveau. Österreich kämpft mit der zweiten Coronavirus-Welle*. Eine Virologin der Medizinischen Universität Wien warnte indes eindringlich.
Wie man dem offiziellen Corona-Dashboard der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) entnehmen kann, verzeichnet Österreich mehr als 30.000 aktive Corona-Fälle (Stand: 25. Oktober, 14 Uhr). Die Sieben-Tage-Inzidenz hat in fast allen Bundesländern den kritischen Wert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern deutlich überschritten. Der Durchschnittswert für ganz Österreich liegt bei 189,6. Besonders in Oberösterreich (206,7), Salzburg (271,6), Tirol (261), Vorarberg (279) und Wien (217) ist die Corona*-Lage äußerst kritisch.
Indes warnte die Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl der Medizinischen Universität Wien angesichts der brisanten Corona-Lage in Österreich vor einem Verlust über die Kontrolle des Infektionsgeschehens. Wie die „Kleine Zeitung“ aus einer Mail von Puchhammer-Stöckl zitiert (Artikel hinter Bezahlschranke), hätten Analysen in Wien veranschaulicht, dass „Infektionen bereits in unklarer Weise im Öffentlichen Raum [...] akquiriert werden.“ Weiter heißt es in der Mail, die an mehrere Personen der Task-Force des Gesundheitsministeriums gesendet worden war: „Es scheint, die Kontrolle über das Infektionsgeschehen geht verloren.“
Bei einer kurzen Pressekonferenz anlässlich des österreichischen Nationalfeiertags am Montag ging Kanzler Sebastian Kurz auf Nachfrage eines Journalisten auf die Aussagen der Virologin, die er sehr schätze, ein. „Ich teile ihre Auffassung“, sagte Kurz, „sie hat immer davor gewarnt, dass ab einem gewissen Zeitpunkt das Contact-Tracing sehr schwierig wird. [...] Wir haben ein massiv steigendes, exponentielles Wachstum und das ist eine extreme Herausforderung. Die Lage ist auch für alle, die es immer noch nicht wahr haben wollen, sehr sehr ernst.“ *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Redaktionsnetzwerks (mbr)