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„Ab hier wird DEUTSCH gesprochen!“ - Bürgermeister verordnet „Deutsch-Pflicht“

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Eine Tiroler Bürgermeister hat eine „Deutschpflicht“ in einem Kindergarten angeordnet.
Eine Tiroler Bürgermeister hat eine „Deutschpflicht“ in einem Kindergarten angeordnet. © dpa / Monika Skolimowska

Fremdsprachen-Verbot in einem Tiroler Kindergarten: Ein Bürgermeister verordnete eine „Deutsch-Pflicht“. Die hat aber nicht nur Befürworter.

Reutte - „Liebe Eltern, ab hier wird DEUTSCH gesprochen!!“, heißt es in dem Aushang, der seit Ende Januar die Scheiben des Kindergartens im Tiroler Ort Reutte ziert. Deutliche Worte, ohne ein schmückendes Bitte oder Danke, von einem aufklärenden Elternabend ganz zu Schweigen - der Reuttener Bürgermeister Alois Oberer ist wohl ein Fan der schnörkellosen Botschaften.

Tirol: Grünen-Gemeinderat kritisiert „Deutschpflicht“ in örtlichem Kindergarten

Der Hintergrund dieses Zettels, der von manchen mitunter als Affront aufgefasst wird: Im Kindergarten in der örtlichen Tauschergasse haben 65 Prozent der kleinen Besucher eine nichtdeutsche Muttersprache. Deshalb führte das Bürgermeister Oberer das aktuelle „Deutschsprechgebot“ ein und appelliert damit der Tiroler Tageszeitung zufolge an die Vorbildfunktion der Eltern. Kindergärtler selbst, die die deutsche Sprache erst noch lernen, seien mit dem Aushang nicht angesprochen.

Dennoch hat Oberers Vorstoß zu Kritik aus den Reihen der örtlichen Grünen geführt. „In der wichtigsten Bildungseinrichtung nach dem eigenen Zuhause sollten die Pädagoginnen mehr Unterstützung bekommen“, fordert Grünen-Gemeinderat Ahmed Demir. „Da helfen keine Zettel mit einem indirekten Verbot anderer Sprachen.“ Damit zeigt Demir recht deutlich, wie sinnvoll er das „Deutschsprachgebot“ des Reuttener Gemeindeoberhaupts hält. Übrigens: Die FPÖ versuchte auch schon an einer Schule Deutsch in der Pause vorzuschreiben. 

Video: FPÖ will Kinder in der Schulpause zwingen, Deutsch zu sprechen

Tirol: Eine „Deutschpflicht“ im Kindergarten hält der Grünen-Gemeinderat nicht für den richtigen Ansatz 

Der Grünen-Gemeinderat erklärte gegenüber der Tiroler Tageszeitung, dass in Kindergärten die Gruppengößen wegen finanziellen Gründen nicht klein gehalten werden, selbst wenn Schwierigkeiten wie Sprachdefizite vorliegen würden. Beim Personal könne dies zu Frustration und Überforderung führen. Demirs Forderung an Bürgermeister Oberer: Er solle sich mehr für die Mitarbeiter des Kindergartens einsetzen und zwar in verschiedener Hinsicht. Kleinere Gruppengrößen, besseres Gehalt und mehr Freizeit für die Kindergartenpädagoginnen sind einige Ansatzpunkte, die er nennt.

„Dies alles nimmt natürlich die Eltern nicht aus der Pflicht, den Kindern die deutsche Sprache neben der Muttersprache beizubringen“, betont der Mann aus Landeck. Die grüne Gemeinderätin Barbara Brejla, ebenfalls aus Reutten, sieht das „Deutschsprechgebot“ entspannter als ihr Kollege Demir. „Mein Sohn ist gerade auf Auslandssemester in Oslo. Er war kürzlich begeistert, als ein Professor alle Studenten bat, in der Pause Englisch zu reden, damit alle teilhaben könnten“, erzählt sie in der Tiroler Tageszeitung. 

Tirol: Eine andere Grünen-Politikerin hält die „Deutschpflicht“ für sinnvoll

So verhalte es sich auch mit der deutschen Sprache bei Eltern in unseren Kindergärten. Es sei diese Sprache, die die Gemeinschaft schaffe, damit alle teilhaben können, ist Brejla sich sicher. Sie hat deshalb nichts gegen Oberers verordnete „Deutschpflicht“.

Auch in einer bayerischen Kita löste ein Brief kürzlich bei manchen Empörung aus. Dabei ging es um Faschingskostüme. 

Ebenfalls in Tirol kam es vor Kurzem außerdem zu einem schweren Unfall, an dem auch drei Kleinkinder beteiligt waren

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