Am Freitagmorgen tönte plötzlich der Alarm durchs Schulhaus in Santa Fe. Alle mussten raus. „Ich bin nur gerannt, ich habe nichts gesehen“, sagte ein Mädchen. Andere berichteten, wie ein Schütze in ihr Klassenzimmer trat und das Feuer eröffnete. „Eine Mitschülerin wurde ins Bein getroffen“, sagte ein Schüler.
Die Schülerin Dakota Shrader überlebte den Amoklauf. "Ein Freund wurde im Kunstraum erschossen", sagte sie weinend vor Journalisten. "So etwas sollte niemand erleben. Das ist meine Schule, mein Alltag. Ich habe Angst zurückzugehen."
Am Abend versammelten sich in Santa Fe hunderte Menschen zu einer Mahnwache für die Opfer des Blutbades.
Vor drei Monaten erst waren bei dem Schulmassaker von Parkland in Florida 17 Menschen ums Leben gekommen. Einer Auswertung der Washington Post zufolge sind damit in diesem Jahr bereits mehr Menschen in Schulen getötet worden als US-Soldaten im Einsatz.
US-Präsident Donald Trump sagte im Weißen Haus angesichts der „absolut schrecklichen“ Tat, es müsse künftig sichergestellt werden, dass Schusswaffen nicht in die Hände derer gerieten, die eine Bedrohung darstellten. „Meine Regierung ist entschlossen, alles zu tun, unsere Schüler zu schützen, die Schulen sicher zu machen.“ Dies sei ein sehr trauriger Tag für Amerika, sagte er weiter.
Nach dem Schulmassaker von Parkland hatte es landesweit Massenproteste von Schülern für eine Verschärfung der Waffengesetze gegeben. Auch ein Teil der Schüler der Santa-Fe-High-School hatte protestiert. Trump versprach, sich für schärfere Waffengesetze einzusetzen. Weniger Wochen später sicherte er jedoch der mächtigen Waffenlobby erneut seine Unterstützung zu.
„Eure Rechte aus dem zweiten Verfassungszusatz stehen unter Beschuss, aber sie werden niemals unter Beschuss stehen, solange ich Euer Präsident bin“, hatte Trump auf der Jahresversammlung der Waffenlobby NRA (National Rifle Association) erklärt. Der Verfassungszusatz verankert nach konservativer Lesart ein Recht auf Waffenbesitz. Auch viele Abgeordnete und Senatoren unterstützen die finanzkräftige NRA.
Die Organisation der Schüler von Parkland in Florida erklärte sich solidarisch mit ihren Mitschülern in Texas und forderte die Politik zum Handeln auf. Obwohl dies der 22. Schusswaffengebrauch dieses Jahres in einer Schule sei, dürfe es „nicht unter den Teppich gekehrt und vergessen werden“, erklärten die Schüler. „Wenn nichts unternommen wird, werden weiter Tragödien wie diese passieren.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat unterdessen den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl ausgedrückt. Wie Regierungssprecher Steffen Seibert am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte, sandte die Kanzlerin ein Kondolenztelegramm an US-Präsident Donald Trump, in der sie erklärte, dass sie "mit großer Bestürzung" von der "Tragödie an der Santa Fe High School" erfahren habe.
"Erneut sind Menschen in einem schrecklichen Akt der Gewalt mitten aus dem Leben gerissen worden", erklärte Merkel. Die Gewalttat habe sich "ausgerechnet an einer Schule, einem Ort, der eigentlich den Weg in das Leben ebnen soll", ereignet. "Das Mitgefühl und die Anteilnahme aller Deutschen gelten den Angehörigen und Familien der Opfer", schrieb die Kanzlerin.
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AFP/dpa/fn