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Somalische Piraten erstmals vor deutschem Gericht

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Das Hamburger Frachtschiff "Taipan" war vor der somalischen Küste von Seeräubern überfallen worden.
Das Hamburger Frachtschiff "Taipan" war vor der somalischen Küste von Seeräubern überfallen worden. © dpa

Hamburg - Erstmals wird mutmaßlichen Piraten aus Somalia in Deutschland der Prozess gemacht. Die Entführer des Hamburger Frachtschiffs "Taipan" stehen ab Montag vor Gericht.

Gut sieben Monate nach dem Überfall auf ein Hamburger Frachtschiff müssen sich zehn Angeklagte von diesem Montag an vor dem Landgericht der Hansestadt verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen einen Angriff auf den Seeverkehr und erpresserischen Menschenraub vor.

Die schwer bewaffneten Männer sollen das Containerschiff “Taipan“ am Ostermontag rund 530 Seemeilen (knapp 1000 Kilometer) vor der Küste Somalias im Indischen Ozean überfallen und knapp vier Stunden in ihrer Gewalt gehabt haben. Dann waren sie von einem niederländischen Marinekommando überwältigt und festgenommen worden. Im Juni waren die Verdächtigen von den Niederlanden an Deutschland ausgeliefert und nach Hamburg gebracht worden, wo sie in Untersuchungshaft sitzen. Es handelt sich um sieben Erwachsene, zwei Heranwachsende und einen Jugendlichen. Der Älteste soll nach bisherigen Erkenntnissen 1962 geboren sein, der Jüngste 1993. Sie haben bisher zu den Vorwürfen geschwiegen. Bei einer Verurteilung drohen den Erwachsenen Höchststrafen von 15 Jahren, dem Jugendlichen von 10 Jahren.

Dem Gericht steht aller Voraussicht nach ein langes Verfahren bevor: Verhandlungstage sind zunächst bis Ende März 2011 angesetzt. Insgesamt 20 Pflichtverteidiger kümmern sich um die Rechte der Somalier. Keiner der zehn mutmaßlichen Seeräuber spricht Deutsch, daher werden nach Gerichtsangaben drei Dolmetscher im Verhandlungssaal sein. Die Übersetzung wird dann per Kopfhörer übertragen.

“Nach den Ermittlungen handelten die Beschuldigten in der Absicht, die 15-köpfige Besatzung gefangen zu setzen und ein Lösegeld für deren Freilassung zu erpressen“, sagt der Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft, Wilhelm Möllers. Die Seeleute konnten sich aber in einen besonders gesicherten Raum retten, der deutsche Kapitän setzte einen Notruf ab. Verletzt wurde niemand.

Für Straftaten auf See ist das Gericht zuständig, in dessen Bezirk sich der Heimathafen des Schiffes befindet. Die “Taipan“ der Hamburger Reederei Komrowski fuhr unter deutscher Flagge und hat ihren Heimathafen in Hamburg. Außerdem waren zwei Besatzungsmitglieder Deutsche.

dpa

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