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Terror in der Moskauer Metro: 37 Tote

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Moskau - Mitten im Berufsverkehr haben sich am Montagmorgen Selbstmordattentäterinnen in zwei Zügen der Moskauer U-Bahn in die Luft gesprengt und mindestens 37 Menschen mit in den Tod gerissen.

102 Fahrgäste wurden verletzt, als die Frauen ihre Sprengsätze an den Stationen Lubjanka und Park Kultury im Zentrum der russischen Hauptstadt zündeten. Der russische Inlandsgeheimdienstes FSB machte islamistische Terroristen aus dem Nordkaukasus für das Blutbad verantwortlich. Präsident Dmitri Medwedew ordnete für das ganze Land verschärfte Sicherheitsmaßnahmen an. Auf allen Transportstrecken und auf den Flughäfen der russischen Hauptstadt wurden die Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft versetzt.

Selbstmordanschläge in Moskauer U-Bahn

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Medwedew hielt eine Schweigeminute für die Opfer des Anschlags ab, die vom Staatsfernsehen übertragen wurde. Zugleich kündigte er die Fortsetzung des harten Anti-Terror-Kurses seiner Regierung an. “Wir werden unsere Operationen gegen die Terroristen ohne Kompromisse bis zum Ende führen“, sagte Medwedew nach Angaben der Agentur Interfax. FSB-Chef Alexander Bortnikow sagte, die Handschrift nordkaukasischer Rebellen sei klar erkennbar. Es seien auch Leichenteile der mutmaßlichen Täterinnen gefunden worden.

Putin will Terroristen "auslöschen"

Der russische Regierungschef Wladimir Putin hat den Verantwortlichen gedroht, sie “auszulöschen“. “Ich bin mir sicher, dass die Sicherheitsorgane alles tun werden, um die Banditen zu finden und zu bestrafen“, sagte Putin am Montag nach Angaben der Agentur Interfax bei einem Besuch im sibirischen Krasnojarsk. Putin forderte die Behörden landesweit auf, eng zusammenzuarbeiten. Nur dann könnten die Terroristen besiegt werden.

Der Regierungschef brach seine Sibirien-Reise vorzeitig ab. Putin befahl dem Verkehrsministerium, die Anti-Terror-Maßnahmen für den Nahverkehr zu verbessern. Vor einer Sitzung mit lokalen Funktionären seiner Partei Geeintes Russland hielt Putin eine Schweigeminute für die Opfer der Anschläge ab. Mitten im morgendlichen Berufsverkehr hatten sich binnen 44 Minuten zwei Selbstmordattentäterinnen an zwei Metrostationen in die Luft gesprengt und Dutzende Menschen mit in den Tod gerissen. 65 Fahrgäste wurden verletzt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich von den Anschlägen erschüttert. “Das ist ein schreckliches Ereignis“, sagte sie am Rande ihrer Türkei-Reise in Ankara. Sie habe Medwedew ihr tiefes Bedauern übermittelt. Die Verbrechen seien ein Rückschlag für die russischen Bemühungen um Sicherheit, sagte Merkel. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte das Attentat als “verabscheuungswürdig“. Deutsche waren nach seinen Angaben nicht unter den Opfern. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy sicherte Russland “die umfassende Solidarität Frankreichs angesichts dieser feigen und ehrlosen Tat“ zu.

Erste Anschläge seit sechs Jahren

Moskauer Metro

Täglich fahren etwa neun Millionen Menschen mit der Moskauer Metro. Damit hat die russische Hauptstadt eines der größten U-Bahn-Passagieraufkommen der Welt.

Besonders zu den Hauptverkehrszeiten seien die Züge und Bahnhöfe total überfüllt, heißt es auf der Informationsseite russlandjournal.de. Die Attentäterinnen schlugen am Montag vermutlich deshalb im Berufsverkehr zu.

Prachtvolle Bahnhöfe

Das auffälligste Merkmal der Moskauer U-Bahn sind die aufwendig gestalteten Bahnhöfe, die der Pracht in den Zarenpalästen Konkurrenz machen. Allein die erste Linie verschlang 70.000 Quadratmeter verschiedenfarbigen Marmors, edle Metalle, Bronze, Mosaike, Gold, Glasschmuck und vieles mehr.

DAPD

Die Sprengsätze der Selbstmordattentäterinnen hatten nach Angaben der Behörden eine Stärke von 3 beziehungsweise 1,5 Kilogramm TNT. Sie wurden im Abstand von weniger als einer Stunde gezündet: der erste um 7.56 Uhr Ortszeit (5.56 Uhr MESZ) an der Station Lubjanka - in deren Nähe die Geheimdienstzentrale liegt, der zweite 44 Minuten später am Park Kultury. Es waren die ersten Anschläge in der Moskauer Metro seit sechs Jahren. Zuletzt hatte sich 2004 ein Selbstmordattentäter in der U-Bahn in die Luft gesprengt und 41 Fahrgäste mit in den Tod gerissen. 250 Menschen wurden verletzt. Bei dem Täter handelte es sich damals um einen Untergrundkämpfer aus dem Nordkaukasus.

Im November vergangenen Jahres kamen bei einem Anschlag auf den Schnellzug “Newski Express“ zwischen Moskau und St. Petersburg 26 Menschen ums Leben. Etwa 100 weitere wurden verletzt. Tage später bekannten sich islamistische Extremisten zu der Tat und kündigten einen “Sabotagekrieg“ gegen die “blutige Besatzungspolitik“ Moskaus im Kaukasus an. Experten in Moskau vermuten, dass es sich bei dem neuen Anschlag um einen Racheakt islamistischer Separatisten handeln könnte. Russische Sicherheitskräfte hatten in der Konfliktregion, in der auch das frühere Kriegsgebiet Tschetschenien liegt, zuletzt Dutzende Rebellen getötet. Die Islamisten kämpfen für ein von Moskau unabhängiges Kaukasus-Emirat. Die Einsätze gegen die Untergrundkämpfer werden maßgeblich auch vom FSB gesteuert.

Immer wieder Terroranschläge in Russland

Medwedew forderte, die Wachsamkeit überall im Land zu erhöhen. Offenbar seien die bisherigen Vorkehrungen unzureichend gewesen, sagte der Kremlchef weiter. Er wies den FSB und die übrigen Sicherheitskräfte an, keine Destabilisierung im Land zuzulassen. Die jüngsten Terrorakte seien genauestens geplant gewesen, um die Situation im Land und in der Gesellschaft aus dem Lot zu bringen. Der Präsident hatte nach der Vielzahl von Terroranschlägen in Russland in letzter Zeit immer wieder eine rigorose Jagd auf die Banditen gefordert, wie die Extremisten im offiziellen Sprachgebrauch heißen.

Russland wird immer wieder von schweren Terroranschlägen erschüttert. Da die Bluttaten sich meistens im Nordkaukasus weit weg von der russischen Hauptstadt ereignen, nehmen viele Russen keine Notiz davon. Auch die russischen Medien berichten in aller Regel nur am Rande über die Konflikte in der Unruheregion. Die Islamisten hatten immer wieder angedroht, den Terror in das russische Kernland zu tragen, um sich Gehör zu verschaffen.

dpa

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