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Volksfeste erhöhen Sicherheitsvorkehrungen

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Die Sorge vor Anschlägen ist in Deutschland groß - besonders dann, wenn große Menschenmengen zusammenkommen. Viele Veranstalter haben die Sicherheitsmaßnahmen zusammen mit der Polizei verschärft. Foto: Julian Stratenschulte/Archiv
Die Sorge vor Anschlägen ist in Deutschland groß - besonders dann, wenn große Menschenmengen zusammenkommen. Viele Veranstalter haben die Sicherheitsmaßnahmen zusammen mit der Polizei verschärft. Foto: Julian Stratenschulte/Archiv © Julian Stratenschulte

Die Sorge vor Anschlägen ist groß - besonders, wenn große Menschenmengen zusammenkommen. Viel stärker als früher geht es bei der Planung der großen Volksfeste in diesem Jahr um Sicherheitsfragen. Auch die Silvester-Übergriffe spielen eine Rolle.

Hannover (dpa) - Die Volksfestzeit beginnt: Überall in Deutschland kommen in diesen Wochen Zehntausende zum Feiern zusammen. Es gibt zwar kein konkretes Bedrohungsszenario - doch viele Veranstalter haben die Sicherheitsmaßnahmen zusammen mit der Polizei verschärft.

Beim Oktoberfest in München sollen 2,2 Millionen Euro mehr allein für zusätzliche Bewachung investiert werden. Wie sieht es bei den großen Volksfesten aus?

KIELER WOCHE (endete am 26. Juni): Deutlich mehr Polizeipräsenz hatte der Kieler Polizeichef Thomas Bauchrowitz vor Beginn der Kieler Woche angekündigt. Je nach Veranstaltung waren bis zu 200 Beamte in der Stadt und am Wasser unterwegs, 40 Prozent mehr als in den Vorjahren. Die Polizei hatte sich intensiv auf mögliche schwere Zwischenfälle vorbereitet. «All das haben wir nicht gebraucht», sagte Bauchrowitz bei der Bilanz am Sonntag. Gut drei Millionen Besucher kamen zum Feiern an die Kieler Förde, sie feierten überwiegend friedlich.

HEINERFEST DARMSTADT (30. Juni bis 4. Juli): Nach den Übergriffen auf Frauen beim Darmstädter Schlossgrabenfest im Mai will die Polizei besonders wachsam sein. «Wir werden mit zahlreichen Kräften vor Ort sein und überall Präsenz zeigen, wo das Gedränge groß ist», sagte eine Sprecherin. Eine konkrete Zahl der Einsatzkräfte nannte sie nicht. Hundertprozentige Sicherheit könne aber niemand garantieren. Das Heinerfest zieht jedes Jahr mehrere Hunderttausend Besucher an.

SCHÜTZENFEST HANNOVER (1. bis 10. Juli): Das Thema Sicherheit spielt beim nach Veranstalterangaben weltgrößten Schützenfest keine größere Rolle als sonst. Straftaten wie Diebstahl und Körperverletzung erfordern auch nicht mehr Personal - die Zahl der Taten ist 2015 deutlich geringer ausgefallen als im Vorjahr. Eine Million Besucher werden auf dem Schützenplatz erwartet. Mit etwa doppelt so vielen Gästen wird beim Maschseefest (27. Juli bis 14. August) gerechnet. Weil es 2015 Vorfälle wie in Köln - in kleinerer Größenordnung - gab, werden Sicherheitsmänner und Mitarbeiter an Imbissständen geschult, wie sie bei Übergriffen auf Frauen schnell reagieren können.

RHEINKIRMES DÜSSELDORF (15. bis 24. Juli): Die Sicherheitskosten steigen in diesem Jahr um gut zehn Prozent. Zu der traditionsreichen größten Kirmes am Rhein mit 305 Schaustellern werden rund vier Millionen Besucher erwartet. Polizei und Feuerwehr sind jeweils mit einer eigenen Wache vor Ort. Täglich 100 Polizisten sollen im Einsatz sein, an den besucherstarken Freitagen und Samstagen deutlich mehr.

TRAVEMÜNDER WOCHE (22. bis 31. Juli): Die Kosten für Sicherheit werden nach Veranstalterangaben in diesem Jahr noch einmal steigen. «Sie haben sich in den letzten Jahren bereits mehr als verdoppelt», sagte Uwe Bergmann von der Veranstaltungsagentur. Die Vorkommnisse der Silvesternacht in Hamburg und Köln seien bei der Gestaltung des Sicherheitskonzepts berücksichtigt worden. So solle es vor allem bei Tanzveranstaltungen mehr Sicherheitskräfte geben.

WAGNER-FESTSPIELE BAYREUTH (25. Juli bis 28. August): Das Bedürfnis nach mehr Sicherheit macht selbst vor den Wagner-Festspielen nicht halt, es gibt ein neues Sicherheitskonzept. Ein Zaun riegelt den Bühnenbereich des Festspielhauses in diesem Jahr weiträumig ab, betreten werden darf das Haus nur mit Sonderausweis. Es gibt aber Protest: «Was hier an Sicherheitsapparat läuft, das ist schon sehr bedenklich, das engt hier viele Mitarbeiter ein», sagte Regisseur Uwe Eric Laufenberg, der mit dem «Parsifal» die Eröffnungspremiere inszeniert.

OKTOBERFEST MÜNCHEN (17. September bis 3. Oktober): Mit einem millionenschweren Maßnahmenbündel will die Stadt München 2016 für mehr Sicherheit auf dem Oktoberfest sorgen. Mehr als die Terrorangst bereitet den Veranstaltern des größten Volksfestes der Welt nach eigenen Angaben eine mögliche Überfüllung Kopfzerbrechen. Rund 100 Ordnungskräfte, Lautsprecherdurchsagen, stichprobenartige Taschenkontrollen an allen Zugängen und als letzte Möglichkeit eine kurzzeitige Schließung der Zugänge gehören zu dem Konzept, über das der Wirtschaftsausschuss der Stadt am Dienstag (5.7.) beraten will und das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Allein für die zusätzliche Bewachung muss die Stadt voraussichtlich 2,2 Millionen Euro mehr ausgeben als im Vorjahr, wie aus der Vorlage hervorgeht.

CANNSTATTER WASEN (23. September bis 9. Oktober): Leicht verschärft werden in diesem Jahr die Sicherheitsvorkehrungen. «Mehrkosten im moderaten Umfang werden sicher anfallen», sagte der Geschäftsführer der städtischen Veranstaltungsgesellschaft in Stuttgart, Andreas Kroll. Weil das Festgelände am Neckar schon einmal wegen Überfüllung abgesperrt werden musste, ist eine engere Kooperation mit den Wirten vorgesehen. Sie staffeln nun ihre Reservierungszeiten, um zu große Menschenmassen in den Zelten zu vermeiden. Taschenkontrollen wurden bereits intensiviert. 2015 kamen knapp vier Millionen Besucher.

FREIMARKT BREMEN (14. bis 30. Oktober): Mehr als vier Millionen Besucher zählte der Freimarkt im vergangenen Jahr - die fünfte Jahreszeit in Bremen gilt als größtes Volksfest im Norden. Polizei und Veranstalter haben noch etwas Zeit, um das Sicherheitskonzept festzuzurren. «Derzeit haben wir keine besonderen Vorkehrungen über das normale Maß hinaus geplant», sagte Polizeisprecher Dirk Siemering.

Tagesordnung für Sitzung Wirtschaftsausschuss München am 5.7.

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