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“Schleifer von Hameln“: So geht es dem Opfer heute

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Kader K. mit ihrem Buch „Novermberwut“.
Kader K. mit ihrem Buch „Novermberwut“. © dpa

Es war eine grausige Tat, die ganz Deutschland erschütterte:  Im November 2016 bindet Nurretin B. seine Ex-Frau Kader K. mit einem Seil an sein Auto und schleift sie anschließend 200 Meter durch Innenstadt von Hameln. Nun hat die 29-Jährige über ihr Leben danach berichtet.

Hameln - Der 20. November 2016 ist aus dem Gedächtnis von Kader K. gelöscht. Es war der Tag ihres größten Martyriums, durch das sie bis heute an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Ihr Ex-Mann Nurretin B. griff sie mit erst mit einem Messer, dann mit einer Axt an und verletzte sie dabei lebensgefährlich. Doch damit nicht genug. Anschließend legte er Kader ein Seil um den Hals, band dieses an die Anhängerkupplung seines Autos und schleifte sie rund 200 Meter durch die Innenstadt von Hameln. Wie durch ein Wunder überlebte Kader K. nach einer Not-OP und zweimaliger Wiederbelebung. Der gemeinsame Sohn, damals zwei Jahre alt, musste vom Rücksitz aus alles mit ansehen. In der Sendung Stern TV hat die Frau kurdischer Abstammung über ihren Weg zurück ins Leben gesprochen. 

Noch heute leidet Kader K. unter den schlimmen Ereignissen

Nach über einem Jahr hat die 29-Jährige noch immer mit den Folgen des Angriffs zu kämpfen. „Ich hab‘ Albträume, sehe immer wieder, dass er mich umbringen will. Ich renne immer weg oder ich verstecke mich und sehe, wie er hinter mir her rennt, wie er grinst und sagt: 'Ich töte dich!'. Bevor er mich packt, wache ich auf, erzählt die 29-Jährige. So trägt sie immer eine Mütze, um die Narben auf ihrem Kopf zu verdecken. Zudem leidet Kader K. noch immer unter den Schmerzen in Rücken, Kopf, Schulter und Nacken. Auch ist sie nicht mehr so belastbar wie früher: „Ich werde schnell kaputt und schlapp“, erzählt Kader. 

2013 lernten sich die beiden kennen und heirateten nach kurzer Zeit. 2014 wurde der gemeinsame Sohn Cudi geboren. Doch schnell wurde Kader klar, dass der Mann, denn sie geheiratet hatte, nicht nur dominant, sondern auch aggressiv ist. „Er war sehr gewalttätig, sehr aggressiv und sehr dominant, hat rumkommandiert. Er hat mir alles verboten: Freunde, Verwandte, dass sie mich besuchen oder ich sie. Am Ende hat er zu mir gesagt: „Du gehst auch nicht mehr zu deiner Mutter!“ Da wurde es der jungen Mutter zu viel und widersetzte sich ihrem Mann. Doch das steigerte Nurretins Wut nur noch: „Er hat mich beleidigt, geschlagen, geschubst und angespuckt“. 

So zog Kader mit ihrem Sohn aus der gemeinsamen Wohnung aus. Doch ihr Ex-Mann zahlte keinen Unterhalt, weswegen sein Gehalt gepfändet wurde. Daraufhin fühlte er sich ungerecht behandelt. „Er sagte zu mir: 'Du wirst schon sehen!' Am nächsten Tag hat er mir dann das alles angetan.“

Ihr Ex-Mann, bekannt als der „Schleifer von Hameln“, sitzt inzwischen in Haft, zu insgesamt 14 Jahren wurde er verurteilt. Das Auto, mit dem Kader K. durch die niedersächsische Stadt gezogen wurde, gehört ihr mittlerweile. Sie will es versteigern lassen, der Erlös soll an ein Waisenhaus in Syrien gehen. 

tor

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