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Wolfsburg und die Bahn - eine Beziehung ohne Halt?

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Das würden die Fahrgäste gerne seltener sehen: Ein ICE rauscht in voller Fahrt durch den Hauptbahnhof in Wolfsburg. Foto: Matthias Leitzke
Das würden die Fahrgäste gerne seltener sehen: Ein ICE rauscht in voller Fahrt durch den Hauptbahnhof in Wolfsburg. Foto: Matthias Leitzke © Matthias Leitzke

Es ist schon wieder passiert - und zwar dreimal. Im vergangenen Jahr verpassten erneut ICE-Züge den Halt in Wolfsburg. Die Bahn will sich bessern. Wird 2018 alles planmäßig laufen?

Wolfsburg (dpa) - Zwischen Wolfsburg und den Fernzügen der Deutschen Bahn wollte es 2017 wieder nicht wirklich klappen. Dreimal verpasste ein ICE den Halt in der Stadt.

Da die Bahn Ende 2016 einmal und im Jahr 2011 ebenfalls dreimal binnen kurzer Zeit an Wolfsburg vorbeifuhr, sprechen böse Zungen mittlerweile von einer Tradition. Ob sich diese 2018 brechen lässt, und Stadt und ICE wieder planmäßig zueinander finden, ist offen.

Sobald ein ICE versehentlich nicht in Wolfsburg hält, verweist die Bahn auf die jährlich über 500 000 Fahrten im Fernverkehr mit fast drei Millionen Stopps. Die eigentliche Botschaft dahinter liefert das Unternehmen direkt mit: «Das versehentliche Auslassen eines Halts ist eine Ausnahme».

Zumindest in Wolfsburg dürften inzwischen Zweifel aufgekommen sein. «Das Problem gibt es auch andernorts, Wolfsburg ist aber mittlerweile das prominenteste Beispiel», beschrieb «Pro Bahn»-Sprecher Karl-Peter Naumann die Situation nach dem letzten Vorfall im November.

Die Nachricht, dass ein ICE an Wolfsburg vorbeigerauscht ist, entlockt also vielen nur noch ein Schmunzeln und kurzes Achselzucken. Aber nicht nur für die betroffenen Reisenden sind Umwege und Verspätungen ein Ärgernis. Die Bahn könnte auf die süffisanten Texte in den Kommentarspalten der Zeitungen sicher gut verzichten. Und auch bei Twitter dürften den Nutzern allmählich die Witze mit den Hashtags ICE und Wolfsburg ausgehen. «Das ist ein Trauerspiel, das ist äußerst ärgerlich», kommentierte ein Sprecher der Stadt im Jahr 2011 die verpassten Halte. 2017 gab es mit der Bitte um Verständnis keine Stellungnahme mehr.

Es kriselt und das Vertrauen sinkt. Sicher auch, weil 2011 ein ranghoher Bahnvertreter Wolfsburgs Oberbürgermeister versichert hatte, dass die Deutsche Bahn den Stopp nun wirklich nicht mehr vergessen wolle. Mit Freikarten für ein Bundesliga-Heimspiel hatte der VfL Wolfsburg damals bei Lokführern für den Halt geworben. Und nun doch die neue Pannenserie.

Als einen Grund für die verpassten Stopps 2017 nennt die Bahn mittlerweile Baustellen auf der Strecke zwischen Wolfsburg und Berlin. «Durch die Bauarbeiten sind spezielle Fahrpläne notwendig», sagte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Lokführer seien nun darauf hingewiesen worden, auf die speziellen Fahrpläne während der Bauphasen zu achten.

Für «Pro Bahn»-Sprecher Naumann sind Baustellen eine schlüssige Begründung dafür, dass Lokführer Wolfsburg schlichtweg vergessen. «Unregelmäßigkeiten erhöhen die Chance, etwas zu vergessen», sagte er. Grundsätzlich systematische Fahrpläne und eine bessere interne Kommunikation von Sonderfahrplänen könnten seiner Meinung nach auch helfen.

Die Hoffnung ist, dass der ICE-Halt in Wolfsburg nach 2017 auch beim Bahnpersonal verstärkt im Bewusstsein verankert ist. Dabei könnte das Problem selbst sogar Teil der Lösung werden. «Wolfsburg ist dadurch so populär, dass alle Lokführer sicher mehr darauf achten», meinte Naumann. Aufeinander zu achten, soll sich bekanntermaßen positiv auf eine Beziehung auswirken. Ob sich die Halte-Pannen in Zukunft damit wirklich verhindern lassen, will mit Sicherheit aber niemand sagen.

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