1. Startseite
  2. Wirtschaft

Nach Corona-Eklat jetzt offiziell: Adidas bekommt Staatskredit - es geht um Milliarden

KommentareDrucken

Adidas schlingert heftig durch die Corona-Krise. Erst entschuldigte sich der Konzern für einen Eklat - dann folgt der nächste Hammer.

Update vom 26. April 2020SPD-Politiker Kevin Kühnert konnte sich in einem Podcast eine süffisante Spitze gegen Adidas nicht verkneifen.

Update vom 14. April 2020: Wegen der Corona-Pandemie hat die Bundesregierung dem Sportartikel-Hersteller Adidas einen Milliardenkredit der staatlichen Förderbank KfW genehmigt

Wie das Unternehmen im fränkischen Herzogenaurach am Dienstagabend mitteilte, umfasst die Darlehenszusage 2,4 Milliarden Euro seitens der KfW sowie 600 Millionen Euro von Partnerbanken von Adidas. 

Im Zuge der Krise hatte Adidas zunächst Mietzahlungen für Geschäfte vorübergehend stoppen wollen, diese Pläne dann aber nach scharfen Protesten fallen lassen (siehe unten).

Nach Corona-Eklat: Adidas liefert den nächsten Hammer

Update 20.50 Uhr: Jetzt gibt es eine Bestätigung: Adidas sieht sich in der Corona-Krise auf milliardenschwere Unterstützung vom Staat angewiesen.

Adidas werde Kredite brauchen, aber keine direkte Staatshilfe, sagte eine Sprecherin am Donnerstag. Angaben zur Höhe der Kredite wollte sie nicht machen. Berichten zufolge sind ab eine bis zwei Milliarden Euro im Gespräch (siehe unten).

Das Unternehmen hatte bereits vor zwei Tagen mitgeteilt, angesichts der hohen wirtschaftlichen Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Coronavirus „proaktiv einen konservativen Ansatz beim Liquiditätsmanagement zu verfolgen, um die finanzielle Flexibilität des Unternehmens im derzeitigen Umfeld zu erhalten.“ Adidas stoppte in diesem Zuge auch sein geplantes Programm zum Aktienrückkauf.

Lesen Sie auch auf Merkur.de: BMW löst Welle der Empörung aus - werden Söders Pläne durchkreuzt?

Adidas in der Corona-Krise: Nach Miet-Eklat - Konzern will offenbar Milliarden vom Staat

Update vom 2. April, 19.30 Uhr: Erst am Mittwoch hatte sich Adidas für seine umstrittenen Pläne in Sachen Mietzahlungen entschuldigt - nun wird bekannt: Der fränkische Sportartikelhersteller will offenbar Staatshilfen in gigantischem Umfang in Anspruch nehmen. So berichtet Focus Online unter Berufung auf „informierte Kreise“, Adidas wolle mehr als eine Milliarde Euro vom Staat beziehen. 

Das Portal Der Aktionär schreibt unter Verweis auf die Nachrichtenagentur Bloomberg gar von „ein bis zwei Milliarden Euro“, die sich Adidas über die Staatsbank KfW leihen will. Eine offizielle Bestätigung stand zunächst noch aus.

Nach Adidas-Eklat: Konzern entschuldigt sich - „Wir haben einen Fehler gemacht“

Update vom 1. April: Adidas hat am Mittwoch einen offenen Brief veröffentlicht - und der klingt zerknirscht: „Wir haben einen Fehler gemacht und damit viel Vertrauen verspielt. Es wird dauern, Ihr Vertrauen wieder zurückzugewinnen. Aber wir werden alles dafür tun.“ Der Sportartikel-Konzern erklärte weiter: „Deshalb möchten wir uns bei Ihnen in aller Form entschuldigen. Wir haben unseren Vermieter(innen) die Miete für April bezahlt. Fairness und Teamgeist sind seit jeher eng mit Adidas verknüpft und sollen es auch bleiben.“

Adidas hatte im Zuge der Corona-Krise angekündigt, die Miete für die geschlossenen Läden in Europa ab April nicht mehr zu bezahlen. Der Brief soll am Donnerstag als Anzeige in ausgewählten Medien erscheinen soll.

Nach Adidas-Eklat: Minister Heil liefert Wutrede bei „Hart aber fair“ - „Ich bin stinksauer!“

Update vom 30. März 2020, 23.35 Uhr: Arbeitsminister Hubertus Heil ist am Montagabend vor laufenden Kameras hart mit Adidas und Co. ins Gericht gegangen. Der SPD-Politiker zeigte sich im ARD-Talk „Hart aber fair“ äußerst erbost über die zunächst publik gewordenen Pläne des Großunternehmens, teils auf Mietzahlungen zu verzichten.

„Ich bin stinksauer, das muss man auch mal sagen! Für die ist das Gesetz nicht gemacht!“, erklärte Heil mit Blick auf Adidas. „Ich bin kein Jurist, aber das wird im Zweifelsfall die Gerichte auch beschäftigen“, mutmaßte der Minister. 

„Das Gesetz ist für die gemacht, die in Zahlungsschwierigkeiten sind ihre Mieten nicht zahlen können, nicht für Unternehmen, die Rücklagen haben“, betonte Heil. „Wer Vorteile dieses Landes nutzt, hat auch Verpflichtung, seine Interessen nicht über alle zu stellen.“ Er sei froh, dass es bereits eine Reaktion auf die am Wochenende vernehmbare Welle der Wut gegeben habe. In der Sendung wurden unter anderem die Auswirkungen der Krise auf die deutsche Wirtschaft diskutiert.

Bundesarbeitsminister Heil ist „stinksauer“ auf Adidas.
Bundesarbeitsminister Heil ist „stinksauer“ auf Adidas. © Screenshot ARD

Mieten-Streit in der Corona-Krise: Deichmann-Chef „hart getroffen“

Update vom 30. März 2020, 16:35 Uhr: Nach drastischer Kritik der Öffentlichkeit meldet sich neben Adidas auch Deichmann zu Wort. Der Eigentümer der deutschen Schuhhandelskette Heinrich Deichmann zeigte sich geschockt über die Anfeindungen. 

Der Deutschen Presse Agentur sagte er am Montag, sein Unternehmen wolle „Menschen dienen. Dass uns jetzt unterstellt wird, wir würden uns in der Krise bereichern wollen, das trifft mich sehr hart.“ Es sei niemals die Absicht gewesen keine Mieten mehr zu zahlen. „Wir haben unsere Vermieter gebeten, unsere Mieten zu stunden“. 

Sei ein Vermieter in wirtschaftlicher Bedrängnis, werde man die Miete selbstverständlich zahlen und helfen. Trotzdem sei angesichts der Maßnahmen der Regierung, die Ladenschließungen erforderte, ein Entgegenkommen der Vermieter notwendig. Die Corona-Krise sei auch für Deichmann eine Herausforderung. 

„Wir sind in 30 Ländern tätig. In 28 Ländern sind unsere Geschäfte geschlossen und wir können überhaupt nicht absehen, wann diese Schließungen enden.“ Seine Mitarbeiter und ihre Arbeitsplätze wolle er deshalb schützen, so Deichmann. 

Lesen Sie auch: Katja Suding, stellvertretende FDP-Vorsitzende, hat ihre Gedanken zur Corona-Krise auf Twitter geteilt. Eine Notärztin des ebenfalls durch die Corona-Krise belasteten Flughafens München reagierte heftig.

Nach Mietstopp von Adidas und Co.: Finanzsenator zeigt sich empört

Update vom 30. März 2020, 11.29 Uhr: Der geplante Mietstopp von Adidas sorgte auch beim Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) für Zorn. Der 45-Jährige bezeichnete im Podcast „Leben mit Corona“ der Hamburger Morgenpost und der Gute Leude Fabrik das Vorhaben des Konzerns als „Schweinerei“.

„Da sind wir alle entsetzt, Adidas-Kunden genauso wie Politikerinnen und Politiker“, sagte Dressel. „Dieses Moratorium ist natürlich gedacht für den kleinen Mieter und nicht für den Großkonzern, der Milliardengewinne macht. Das ist nicht in Ordnung.“

Der Finanzsenator sieht eine Ausnutzung der Solidaritätsmaßnahmen. Diese seien eigentlich als Unterstützung für wirtschaftlich gefährdete Unternehmen geplant. „Wenn diese Hilfsinstrumente in wenigen Tagen auf die Beine gestellt werden, kann man gar nicht alle Missbrauchstatbestände mal eben schnell ausschließen“, erklärte Dressel.

„Das sind die schnellsten Gesetze ever, die in Deutschland in diesen Tagen gemacht werden. Da kann man nicht noch eine Woche lang herumprökeln, welche Missbrauchsmöglichkeiten man ausschließen muss. Deshalb ist es jetzt wichtig, dass sich alle moralisch verhalten und die Hilfsinstrumente nicht missbrauchen.“

Adidas hat mittlerweile angekündigt zumindest den privaten Vermietern weiterhin die Miete zu bezahlen.

Wegen Corona: Nach heftiger Kritik an Adidas: Unternehmen reagiert und macht Ankündigung

Erstmeldung vom 29. März 2020:

München - Noch vor wenigen Tagen, als die Corona-Krise Deutschland noch nicht derart im Griff hatte, wurde von Seiten der Politik die Solidarität ein geflügeltes Wort. Angela Merkel verwies in ihrer Ansprache an die Bevölkerung darauf, dass die bevorstehende Krise nur mit Solidarität überstanden werde. Auch im Sport wurde der Ruf nach Solidarität sofort laut, als man merkte, dass es für die Vereine finanziell ans Eingemachte geht. 

Aber auch in der Wirtschaft und im gesellschaftlichen Leben wurde sie gefordert, um eben die aktuelle Krise zu meistern. Nun haben wir in Deutschland die Ausgangsbeschränkungen, das normale Leben ist so gut wie lahmgelegt. Und wie sieht es nun aus mit der Solidarität?

Corona-Krise: Adidas-Hammer! Heftige Kritik am Unternehmen - „Unanständig und inakzeptabel“

Wirtschaftliche Einbußen für kleine und mittelständische Betriebe sind durch den partiellen Shutdown die Folge. Die Corona-Hilfsgesetze sollen dafür sorgen, dass diese Existenzen nicht bedroht sind. Aber auch die große Firmen werden unter der Corona-Krise leiden. Allerdings wird es für börsennotierte Unternehmen dabei nicht direkt um Existenzen gehen. 

Ungeachtet von Milliardengewinnen im abgelaufenen Geschäftsjahr wollte der Sportartikelhersteller Adidas trotzdem vorerst keine Miete mehr für seine wegen der Corona-Krise geschlossenen Einzelhandelsgeschäfte zahlen. 

„Es ist richtig, dass Adidas, wie viele andere Unternehmen auch, vorsorglich Mietzahlungen temporär aussetzt, wo unsere Läden geschlossen sind. Wir sind dazu mit den betreffenden Vermietern in engem Austausch“, erklärte eine Firmensprecherin am Freitag und bestätigte damit einen Bericht der Bild. Später kündigte auch die schwedische Modekette H&M eine ähnliche Vorgehensweise an.

Corona-Krise: Aktion von Adidas sei „unanständig und nicht akzeptabel“

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) zeigte sich empört über den Stopp der Mietzahlungen. „Wenn jetzt finanzstarke Unternehmen einfach ihre Mieten nicht mehr zahlen, ist dies unanständig und nicht akzeptabel“, sagte sie am Samstag in Berlin. Die Corona-Hilfsgesetze böten dafür keine Grundlage. Es gelte weiterhin: „Mieter müssen selbstverständlich ihre Miete zahlen. Falls sie tatsächlich infolge der Krise in ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten geraten, kann ihnen lediglich für einen begrenzten Zeitraum nicht gekündigt werden.“

Inzwischen hat das Unternehmen auf die harsche Kritik reagiert und wird zumindest privaten Vermietern seiner Filialen ungeachtet der Schließungen in der Corona-Krise unverändert die Miete zahlen. „Wir haben sie ausgenommen, sie werden ihre April-Miete wie gewohnt erhalten“, sagte Unternehmenschef Kasper Rorsted der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Montagsausgabe). Die meisten eigenen Geschäfte würden aber von großen Immobilienvermarktern und Versicherungsfonds angemietet. Diese hätten für die Maßnahme, die Mietzahlungen vorläufig einzustellen, „überwiegend Verständnis gezeigt“.

Zudem kündigte Rorsted an, dass Adidas diese Woche Kurzarbeit für Produktion, Lager sowie Mitarbeiter in den selbst betriebenen Läden beantragen werde. Für den Fall wochenlanger Einschränkungen sagte der Unternehmenschef: „Das wird zu massiven wirtschaftlichen Verwerfungen führen, deutlich schlimmer als in der Finanzkrise 2008/2009.“

Bundesfinanzminister und Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich am Wochenende „irritiert“ über das Verhalten der großen Firmen. „Jetzt ist die Zeit der Kooperation. Zu einer guten Geschäftsverbindung gehört auch, sich in schweren Zeiten miteinander zu verständigen“, so Scholz: „Mein Rat: Zusammensetzen und mit den Vermietern oder den Lieferanten gemeinsam überlegen, wie man durch diese Krise kommt.“

Corona-Krise: Münchner Comedian Harry G. lästert über Adidas und kündigt Boykott an

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post, der symbolisch ein Polohemd von Adidas in einer Mülltonne verbrannte, bekam dafür aber einen kleine Shitstorm ab. Das Facebook-Video vom Münchner Comedian Harry G. wurde währenddessen von Hunderten geteilt. In dem Clip kritisierte er Adidas scharf und kündigte an, zukünftig keine Waren mit des Sportartikelherstellers mehr zu kaufen. 

Neben Adidas kündigten auch H&M und Deichmann an, im April vorübergehend keine Miete zu zahlen. Dass es auch anders geht, beweißt derweil New Balance. Der englische Sportartikelhersteller switcht kurzerhand um und will sich mit seinem Know How und den Unternehmenskapazitäten an der Produktion von Schutzmasken beteiligen.

Auch der ehemalige Sportkommentator Marcel Reif kritisierte am Sonntag Adidas für den angekündigten Miet-Stopp.

Corona-Krise/Adidas: Vorstand verzichtet vorübergehend auf Gehalt

Adidas hatte zuletzt bei Umsatz und Gewinn ein Rekordjahr abgeschlossen. Seine selbst geführten Einzelhandelsläden in Europa und Nordamerika musste Adidas beginnend von Januar an sukzessive wegen der Krise schließen. In Asien und Lateinamerika waren die Läden zunächst weitergelaufen. In Lateinamerika sind die Geschäfte genauso wie in Teilen Asiens inzwischen ebenfalls geschlossen.

In China seien sie zum Großteil wieder geöffnet, wenngleich mit teilweise reduzierten Öffnungszeiten. Adidas erlebe in den betroffenen Märkten erhebliche Umsatzeinbußen, teilte eine Sprecherin am Freitag mit.

Adidas-Vorstand um Firmenchef Kasper Rorsted will nun vorübergehend auf die Auszahlung von 50 Prozent seines Gehaltes verzichten. Die Führungsebene unterhalb des Vorstandes verzichte vorübergehend auf Auszahlung von 30 Prozent ihrer regulären Bezüge.

TV-Moderator Frank Plasberg trauert um seinen Vater, der wenige Wochen nach seinem Geburtstag gestorben ist. VW hat massive Probleme bei einem Golf-Modell und anderen Marken.

smk/dpa

*merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Netzwerks

Auch interessant

Kommentare