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Bekannte deutsche Modekette ist pleite: Kunden in Schockstarre - „Schlimm, tut mir wahnsinnig leid“ 

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Die Corona-Pandemie setzt viele Textilhändler unter massiven Druck. Jetzt hat es eine bekannte deutsche Modekette erwischt. Das Unternehmen mit seinen 3350 Mitarbeitern muss Insolvenz anmelden.

Update vom 12. Januar, 10.23 Uhr: Die Insolvenz des Modehändlers Adler Modemärkte hat im Netz für Betroffenheit gesorgt. „Das tut mir echt wahnsinnig leid“, schreibt eine Userin auf Facebook. Adler sei „in Greifswald das einzige Geschäft, wo man noch für jeden Geldbeutel Textilien findet“, eine andere. Zudem sorgen sich viele User um die Beschäftigten. Für sie sei die Entwicklung „sehr schlimm“, heißt es auf dem Portal. Bundesweit beschäftigt das Unternehmen 3350 Menschen.

Allerdings bezweifeln einige User, dass die Misere bei Adler alleine auf Corona zurückzuführen sei. Bei Adler seien die Erlöse bereits vor Ausbruch der Pandemie zurückgegangen, schreibt eine Userin auf Twitter. Der Lockdown habe eine absehbare Entwicklung „beschleunigt“, heißt es.

Das Unternehmen aus Haibach bei Aschaffenburg hatte am Sonntag mitgeteilt, wegen Überschuldung einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt zu haben. Zur Begründung verwies Adler auf den Corona-Lockdown. Man wolle das Unternehmen über einen Insolvenzplan sanieren. Der Geschäftsbetrieb solle in vollem Umfang fortgeführt werden, hieß es.  

Corona-Krise: Bekannte deutsche Modekette mit 171 Filialen pleite - „Schade, hab‘ gerne dort eingekauft“

Erstmeldung vom 10. Januar, 22.11 Uhr - Die Adler Modemärkte AG hat wegen Überschuldung einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Zur Begründung verwies die Modekette aus Haibach bei Aschaffenburg auf die erneute Schließung fast aller 171 Filialen. Dies habe zu „erheblichen Umsatzeinbußen“ geführt. Trotz „intensiver Bemühungen“ sei es nicht gelungen, „die entstandene Liquiditätslücke über eine Kapitalzufuhr durch staatliche Unterstützungsfonds bzw. durch Investoren zu schließen“, hieß es. „Die erneute Corona*-bedingte Schließung fast aller Standorte hat uns leider keine andere Wahl gelassen“, sagte Vorstandschef Thomas Freude. Der Geschäftsbetrieb soll aber in vollem Umfang fortgeführt werden.

Adler Modemarkt: Die bekannte Modekette kämpft wegen der Corona-Pandemie ums Überleben.
Adler Modemarkt: Die bekannte Modekette kämpft wegen der Corona-Pandemie ums Überleben. © Unternehmen

Adler plant eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Dabei bleibt der Vorstand im Amt und weisungsbefugt. Zusätzlich wird der Rechtsanwalt Christian Gerloff zum Generalbevollmächtigten ernannt. Gerloff gilt als erfahrener Experte und war zuletzt auch beim weltbekannten Modehaus Escada* als Insolvenzverwalter im Einsatz.

Auch die Adler Mode GmbH, die Adler Orange GmbH & Co. KG und die Adler Orange Verwaltung GmbH - jeweils 100-prozentige Tochtergesellschaften - hätten beschlossen, beim Amtsgericht Aschaffenburg einen Antrag auf Eröffnung von Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu stellen.

Die Adler Modemärkte AG betreibt nach eigenen Angaben derzeit 171 Märkte, davon 142 in Deutschland, sowie einen Onlineshop. Weitere Märkte gibt es in Österreich, Luxemburg sowie in der Schweiz. Der Fokus lag dabei auf der Altersgruppe ab 55 Jahren. In der breiteren Öffentlichkeit war das Unternehmen zuletzt auch durch Markenbotschafterin Birgit Schrowange bekannt gewesen.

Adler Modemärkte: Corona-Pandemie trifft Branche mit voller Wucht

Im Jahr 2019 erzielte die Gruppe einen Umsatz von 495,4 Millionen Euro. Zum 30. September 2020 habe sie rund 3350 Mitarbeiter beschäftigt. Gegründet wurde das Unternehmen 1948 als Konfektionsbetrieb in Annaberg (Sachsen).

„Oh je schade, hab gerne bei Adler eingekauft. Es gab auch eine große Auswahl für große Größen und zu einem vernünftigen Preis“, schreibt eine Stammkundin unter einem Facebook-Beitrag von BR24. Andere hingegen finden, Adler habe nachgelassen: „Ich war lange Zeit treue Kundin bei Adler, aber die letzten Jahre war für mich das Sortiment nicht mehr ansprechend! Das wird wohl mehr Kunden betroffen haben. Corona war daran sicher nicht schuld. Vielleicht sollte man dies unter Marktbereinigung einstufen“, schreibt eine Kundin. „Adler Mode ist altbacken, da finde ich mit 71 Jahren nicht mal ein chices Teil“ eine andere.

Vielen Unternehmen aus der Modebranche ging es schon vor der Corona-Krise nicht gut. Zuletzt mussten mussten zahlreiche Textilhändler und Hersteller Insolvenz anmelden, darunter Hallhuber, Bonita oder Galeria Karstadt Kaufhof. Dem Siegeszug des Onlinehandels und dem Erfolg von Fast-Fashion-Anbietern wie Primark oder Zara hatten sie nur wenig entgegenzusetzen.

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen Digital Netzwerks. (dpa/red)

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