Zuvor hatte die Wirtschaftswoche online über die Personalie berichtet. Für die Information des Blattes, wonach der Düsseldorfer Jurist Frank Kebekus als Generalbevollmächtigter bei Air Berlin eingesetzt werden soll, gab es zunächst keine Bestätigung.
Um den Flugverkehr aufrecht zu erhalten, unterstützt die Bundesregierung die zweitgrößte deutsche Airline mit einem Übergangskredit in Höhe von 150 Millionen Euro. Der Kredit werde durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Verfügung gestellt und durch eine Bundesbürgschaft abgesichert, teilten Bundesverkehrs- und Bundeswirtschaftsministerium mit.
Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) geht davon aus, dass der von der Bundesregierung gewährte Übergangskredit für die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin etwa drei Monate lang Luft verschafft. In diesem Zeitraum müssten die Verhandlungen mit der Lufthansa über einen Kauf von Teilen von Air Berlin abgeschlossen werden, sagte Zypries am Dienstag in Berlin. Der Flugbetrieb könne so zunächst "in vollem Umfang" aufrecht erhalten werden.
Die Bundesregierung habe die Entscheidung auch vor dem Hintergrund der andauernden Ferien in einer Reihe von Bundesländern gefällt. Viele Reisende seien mit Air Berlin in den Sommerurlaub geflogen. Zypries sagte, es wäre nicht möglich gewesen, die Rückreise der vielen Passagiere mit anderen Anbietern zu gewährleisten. Außerdem gehe es auch um die 7200 Mitarbeiter bei Air Berlin, die in Deutschland betroffen seien.
Der 150-Millionen-Euro-Kredit des Bundes sichert den Flugbetrieb der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin für ungefähr drei Monate. Davon geht Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) aus, wie sie am Dienstag sagte. Zugleich äußerte sie sich zuversichtlich, dass in den nächsten Monaten eine Übernahme von Teilen der zweitgrößten deutschen Airline durch die Lufthansa gelingen könnte. Der Kredit schaffe für den Übergang einen Rahmen. Zypries schloss aus, dass der Bund Schulden von Air Berlin übernehmen könnte, um eine Übernahme zu ermöglichen. Auf die Frage nach möglichen weiteren Krediten des Bundes für Air Berlin sagte sie, über diese Frage werde entschieden, wenn es an der Zeit dafür sei.
Die Gewerkschaft Verdi will in der Insolvenz der Fluggesellschaft Air Berlin möglichst viele Arbeitsplätze retten. Im Insolvenzverfahren in Eigenregie müsse innerhalb von drei Monaten eine Lösung gefunden werden, sagte das Bundesvorstandsmitglied Chritine Behle in Berlin. Es brauche Transparenz und Einbeziehung der Gewerkschaften in die weiteren Planungen. Der Gang in die Insolvenz sei ein harter Schlag für die Beschäftigten von Air Berlin.
Ziel des Insolvenzverfahrens ist laut Air Berlin, "die bereits eingeleitete Restrukturierung fortzuführen". Unterstützung erhält die Fluggesellschaft dabei auch von der Lufthansa, die am Kauf von Teilen der Air Berlin Gruppe interessiert ist. "Lufthansa beabsichtigt, diese Verhandlungen zu einem schnellen und positiven Ergebnis zu führen", teilte die größte deutsche Fluggesellschaft mit.
Air Berlin erklärte, dass die Verhandlungen mit Lufthansa und weiteren Partnern zum Erwerb von Betriebsteilen "weit fortgeschritten" seien und "erfolgsversprechend" verlaufen würden. "Diese Verhandlungen können zeitnah finalisiert werden", hieß es.
Nach dem Insolvenzantrag muss sich der weltgrößte Reisekonzern Tui wieder Gedanken um seine Tochter Tuifly machen. „Wir sind involviert in die aktuellen Planungen und begleiten sie konstruktiv“, sagte ein Tui-Sprecher am Dienstag. Tuifly hat 14 Boeing-Jets samt Personal an die Air-Berlin-Tochter Niki vermietet. Umgekehrt schickt der Tui-Konzern einen Teil seiner Kunden in Flugzeugen des Air-Berlin-Konzerns auf Reisen. Dieser Anteil ist aber dem Vernehmen nach in den vergangenen Jahren geschrumpft. „Drei Viertel der Kunden von Tui Deutschland fliegen mit unserer eigenen Airline in den Urlaub“, sagte der Sprecher.
Die Beförderung der Tui-Kunden bei Air Berlin sieht der Veranstalter derzeit nicht in Gefahr. Zum einen ist für Niki, die für Air Berlin die typischen Urlaubsziele anfliegt, derzeit kein Insolvenzantrag geplant. Zum anderen soll ein Überbrückungskredit des Bundes dafür sorgen, dass der Flugbetrieb von Air Berlin vorerst weitergeht. Zu weiteren Überlegungen äußerte sich der Tui-Sprecher mit Verweis auf die laufenden Gespräche nicht.
Air Berlin betonte, dass seine Flugpläne weiter gültig blieben und alle Flüge stattfänden. Gebuchte Tickets behalten demnach ihre Gültigkeit, alle Flüge seien weiterhin buchbar. "Wir arbeiten unermüdlich daran, in dieser Situation das Beste für das Unternehmen, für unsere Kunden und unsere Mitarbeiter zu erreichen", teilte Unternehmenschef Thomas Winkelmann mit.
Air Berlin fliegt seit Jahren Defizite ein, 2016 lag der Verlust bei 780 Millionen Euro. Die Lage verschärfte sich Ende März mit der Umstellung auf den Sommerflugplan. Flugausfälle und Verspätungen häuften sich danach.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) teilte mit, die Nachricht sei „für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Air Berlin, die seit Bestehen der Airline eine hervorragende Arbeit leisten, ein Schock“. Etihad lasse Air Berlin „fallen wie eine heiße Kartoffel, obwohl neue Investoren Interesse signalisiert haben“, kritisierte VC. „Hier zeigen die Investoren vom Golf ihr wahres Gesicht.“
Das Land Berlin prüft derweil Hilfsmöglichkeiten für die Mitarbeiter: „Ich gehe davon aus, dass zumindest ein Teil der Arbeitsplätze in Gefahr ist“, sagte Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linke) am Dienstag. „Wir müssen als Senat rasch zu einer Verständigung darüber kommen, wie wir die betroffenen Kolleginnen und Kollegen unterstützen können.“ Der Senat werde dazu auch das Gespräch mit der Unternehmensführung sowie den Gewerkschaften suchen. Noch sei es aber zu früh für konkrete Festlegungen.
Der Insolvenzantrag der Fluggesellschaft Air Berlin hat sich offenbar bereits in der vergangenen Woche abgezeichnet. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Unternehmenskreisen erfuhr, überwies der arabische Partner Etihad am Mittwoch eine vereinbarte Kredittranche in Höhe von 50 Millionen Euro nicht. Am Freitagabend habe Etihad dann mitgeteilt, Air Berlin künftig nicht mehr zu unterstützen, hieß es. Die 50 Millionen Euro wären Teil eines Darlehens über 350 Millionen Euro gewesen, den der Großaktionär Etihad Air Berlin Ende April zugesagt hatte.
Etihad hat die Insolvenzanmeldung von Air Berlin als "enttäuschend für alle Parteien" bezeichnet. Etihad habe Air Berlin in den vergangenen sechs Jahren "umfassende Unterstützung gewährt", erst im April habe die deutsche Fluggesellschaft 250 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln erhalten, erklärte Etihad am Dienstag.
Etihad erklärte dazu, das Geschäft von Air Berlin habe sich zuletzt "rapide verschlechtert" und die Airline aus den Vereinigten Arabischen Emiraten könne unter diesen Umständen "als Minderheitsgesellschafter keine weitere Finanzierung leisten".
Die neue Lage hat die börsennotierte Air Berlin nach Darstellung aus unternehmensnahen Kreisen nicht sofort per Ad-hoc-Mitteilung melden müssen, weil sie sich damit selbst geschadet hätte. Ohne weitere Gespräche etwa über einen Brückenkredit der Bundesregierung hätte das die sofortige Einstellung des Flugbetriebs bedeutet.
Die Berliner Flughäfen haben Air Berlin nach dem Insolvenzantrag derweil „jede erforderliche Unterstützung“ zugesichert. „Air Berlin ist ein sehr wichtiger Partner für den Berliner Flughafenstandort“, erklärte der Geschäftsführer der Flughafengesellschaft, Engelbert Lütke Daldrup, am Dienstag.
afp/dpa