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Aldi Süd und Nord: Geheime Daten zeigen, wer von beiden besser ist

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Gleiche Gene, unterschiedliche Unternehmen: Aldi Nord und Aldi Süd
Gleiche Gene, unterschiedliche Unternehmen: Aldi Nord und Aldi Süd. © dpa

Aldi Süd und Aldi Nord sind schon lange getrennt. Heute läuft es wirtschaftlich bei einem der Unternehmen ganz klar besser als beim anderen.

Mülheim/Essen - Aldi ist als Billig-Discounter bekannt, bei dem es Lebensmittel für wenig Geld zu kaufen gibt. Den Kunden in Deutschland ist die Marke unter zwei Bezeichnungen geläufig: Bereits 1961 spaltete sich der Discounter-Gigant in Aldi Nord und Aldi Süd, damals teilten die Brüder Karl und Theo Albrecht die bis dato gemeinsam geführte Albrecht KG auf. Doch um auf dem hart umkämpften Markt mithalten zu können, müssen sich beide Unternehmen strecken, und so wird es künftig wieder zu einer engeren Zusammenarbeit kommen.

Wenn man im Geschichtsarchiv stöbert, liest man über einen Streit um die Einführung von Zigaretten ins Sortiment, der dazu führte, dass die Gründer-Familie Albrecht mit den Brüdern Theo (Aldi Nord) und Karl (Aldi Süd) jeweils ihr Imperium verwalteten. 

Aldi-Konzerne wollen wieder stärkere Zusammenarbeit

Seit den 60er-Jahren fuhren Aldi Nord und Aldi Süd mehrere Jahrzehnte ihre eigene Unternehmens-Strategie, doch im Jahr 2019 wird eine Wende zurück zu den Wurzeln stattfinden, mit folgendem Hintergrund: Wie die WirtschaftsWoche berichtet, hat Aldi Süd die nördliche Schwester aus wirtschaftlicher Perspektive abgehängt. Darum möchten die beiden Traditionsunternehmen künftig wieder zunehmend einen gemeinsamen Kurs einschlagen. Demnach wird bei Aldi Nord eine gewichtige Umstrukturierung stattfinden und in einigen Belangen Aldi Süd als Vorbild fungieren. Ein Experte beurteilt die Situation der beiden Sparten auf dem Discounter-Wettbewerb: „Egal ob Flächenproduktivität, Umsatz pro Mitarbeiter oder Kundenzufriedenheit – in allen zentralen Leistungskennziffern liegt der Süden vorn“, so Stephan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.

Die neuesten Angebote im Aldi-Prospekt empörten einige Kunden (Symbolbild)
Auch der Kampf um den Bio-Markt verschärft sich bei den Discounter-Riesen wie Aldi Süd. © dpa / Roland Weihrauch

Das Marktforschungsinstitut GfK kenne demnach die exakten Geschäftsdaten der beiden Traditionsunternehmen des Jahres 2018. Hieraus werde ersichtlich, warum Aldi Nord seine Strategie ändern soll: Die vertraulichen Daten, aus denen die WirtschaftsWoche zitiert, zeigen dass der Norden mit finanziellen Verlusten zu kämpfen hat. Demnach seien im vergangenen Jahr die Umsätze mit Lebensmitteln in Deutschland um zwei Prozent gesunken. Erstmals seit langer Zeit habe Aldi Nord sogar rote Zahlen geschrieben, während die Abteilung Aldi Süd wesentlich bessere Geschäftszahlen vorzuweisen habe.

Warum wurde Aldi Nord von Aldi Süd abgehängt?

Bei der unterschiedlichen Entwicklung der Einkaufs-Giganten stellt sich die Frage, was die Nordsparte weniger erfolgreich macht. Die Ursachen seien laut Experten auf mehreren Ebenen zu finden: Zum einen habe ein Streit um das Erbe von Berthold Albrecht, dem Sohn von Mitgründer Theo, Aldi Nord in Mitleidenschaft gezogen. Doch ist dies offenkundig noch kein Grund für einen erforderlichen Strategiewechsel.

Vielmehr soll die Unternehmensführung von Theo Albrecht der Hauptgrund dafür sein, dass es beim Nord-Discounter von Aldi nicht mehr gut funktioniert. Hierzu gibt Rüschen zu Protokoll: „Aldi Nord hielt deutlich länger als der Süden am ursprünglichen Konzept des Harddiscounts fest, verzichtete auf Sortiments-Veränderungen und schob die Modernisierungen der Filialen auf.“

Die Strategie habe bei Aldi Nord bereits lange vor dem Jahr 2011 die Entwicklung in eine falsche Richtung gelenkt. Seit jenem Jahr leitet Geschäftsführer Marc Heußinger die Geschicke bei dem kriselnden Unternehmen, doch trotz intensiver Bemühungen und einem milliardenschweren neuen Programm namens „Aldi Nord Instore Konzept“ konnte das Ruder bis dato nicht herumgerissen werden. Dem Bericht zufolge ginge es darum, sowohl die Aldi-Nord-Filialen im In- wie auch im Ausland bezüglich Optik freundlicher und auch farbenfroher zu gestalten. 

Dort habe Aldi Süd deutliche Vorteile, im Moment laufen bereits die nächsten Modernisierungsplanungen. Aldi Süd hatte ebenfalls viel Geld in neue Investitionsprogramme gesteckt, hier haben die Maßnahmen jedoch bereits gefruchtet. „Wenn ich von Aldi rede, rede ich immer nur von Aldi Süd“. Denn Aldi Süd habe für ihn „das stärkere Konzept“, ließ kürzlich Klaus Gehrig, Chef der Schwarz-Gruppe wissen. Was der damit zu tun? Gehrig ist in dieser Funktion für die Belange von Aldi-Erzrivale Lidl zuständig. 

Wo verläuft in Deutschland der Aldi-Äquator?

Wo verläuft eigentlich innerhalb Deutschlands der sogenannte „Aldi-Äquator“? Quer durch Hessen und Nordrhein-Westfalen, was die Tätigkeiten wie folgt trennt: Es gibt hierzulande etwa 1900 Aldi-Süd-Filialen und knapp 2200 Nord-Filialen. Übrigens kursiert noch ein dritter Grund, der für Experten ausschlaggebend ist, dass es bei Aldi Süd rund läuft, während Aldi Nord Probleme hat: eine aus Sicht der Nord-Kette ungünstige Aufteilung der Auslandsaktivitäten. Auch nach dem Tod der beiden verbrüderten Gründer 2010 bzw. 2014 änderte sich nichts an dieser Aufteilung.

Nachdem also Aldi Nord und Aldi Süd in den vergangenen Jahrzehnten zwei unterschiedliche Philosophien an den Tag legten, sollen die Kräfte künftig wieder gebündelt werden, um gegen die Konkurrenz wie Lidl, Rewe, Edeka oder auch Amazon zu bestehen. Nicht zu vergessen: Was den Billigdiscounter-Markt betrifft, ist für Aldi Nord vor kurzem mit dem russischen Anbieter Mere ein weiterer Rivale im Zuständigkeitsbereich aufgetaucht. Aber auch Kritik wegen eines Fehlers im Prospekt muss sich der Discounter stellen.

PF/AS

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