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Deutsche Bank baut um und sucht neuen Kurs

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Der Chef der Deutschen Bank, John Cryan. Foto: Boris Roessler/Archiv
Der Chef der Deutschen Bank, John Cryan. © Boris Roessler

Frankfurt/Main - Rekordverlust, Aktienkurs im Keller, Dividende gestrichen, Boni gekürzt - die Deutsche Bank hat Anlegern und Mitarbeitern zuletzt wenig Freude gemacht. Nun richtet der Vorstand den Blick nach vorne.

Nach dem großen Aufräumen richtet die Deutsche Bank den Blick nach vorne. «Wir konzentrieren uns auf das Jahr 2016 und arbeiten weiter hart daran, unsere Altlasten zu bereinigen», erklärte Co-Chef John Cryan in Frankfurt.

«Wir werden über das ganze Jahr hinweg kontinuierlich am Umbau der Bank arbeiten und Investitionen vornehmen.»

Die Deutsche Bank hatte bereits vor einer Woche für 2015 den höchsten Verlust ihrer Unternehmensgeschichte angekündigt. Nach letzten Zahlen standen unter dem Strich sogar rund 6,8 Milliarden Euro Miese. Es ist der erste Jahresverlust für den Dax-Konzern seit der Finanzkrise 2008 (rund 3,9 Mrd Euro). Deutschlands größtes Geldhaus stürzt damit noch tiefer ab als befürchtet. Am Markt war mit einem Minus von etwa fünf Milliarden Euro gerechnet worden. Für 2014 hatte das Institut noch rund 1,7 Milliarden Euro Gewinn ausgewiesen.

Teure Rechtsstreitigkeiten, Abschreibungen und Kosten für die geplante Streichung von netto 9000 Stellen belasten Deutschlands größtes Geldhaus. Im Investmentbanking gab es zum Jahresende Einbrüche.

Allein für Rechtsrisiken legte die Bank im vergangenen Jahr weitere 5,2 Milliarden Euro zur Seite. Insgesamt belaufen sich die Rückstellungen für mögliche juristische Niederlagen derzeit auf 5,5 Milliarden Euro. Hinzu kommen sogenannte Eventualrisiken von 2,2 Milliarden Euro, für die noch keine Rücklagen gebildet wurden.

Zumindest auf diesem Feld erwartet die Bank nun etwas Entspannung. Der Vorstand rechnet im laufenden Jahr mit geringeren Rückstellungen für die zahlreichen juristischen Auseinandersetzungen.

2016 werde der Höhepunkt bei der Sanierung der Bank, hieß es in der Präsentation. Der Vorstand kündigte an, dass dies noch einmal eine Milliarde Euro kosten werde.

Die Vorbereitungen für die Trennung von der Postbank seien auf gutem Weg, sagte Finanzvorstand Marcus Schenck vor Analysten. Er bekräftigte, dass die Deutsche Bank die Mehrheit an der Tochter in den nächsten 24 Monaten loswerden wolle. Derzeit favorisiert das Institut dafür einen Börsengang.

«Wir wissen, dass eine Restrukturierung sehr herausfordernd sein kann», sagte Cryan. «Ich bin jedoch überzeugt, dass wir die Deutsche Bank zu einer stärkeren, effizienteren und besser geführten Institution machen, wenn wir unsere Strategie weiter diszipliniert umsetzen.»

Der Rekordverlust schwächte auch die Kapitalpuffer der Deutschen Bank. Die harte Kernkapitalquote, die das eigene Kapital ins Verhältnis zu den Risikopositionen setzt, sackte im vergangenen Jahr um 0,6 Punkte auf 11,1 Prozent ab. Cryan bekräftigte, es gebe keine Notwendigkeit für eine Kapitalerhöhung. Eigenkapital ist ein wichtiger Puffer für Krisenzeit. Seit der Finanzkrise haben die Aufsichtsbehörden die Vorgaben für die Kapitalausstattung der Banken massiv erhöht. Der deutsche Branchenprimus muss künftig auf eine Quote von mindestens 12,25 Prozent kommen.

dpa

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