Der Export zählt neben dem Privatkonsum zu den wichtigen Stützen der deutschen Konjunktur. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit sowie die Sorge um den Job werden nach Einschätzung des BDI zu einem Rückgang des Privatkonsums von 7 Prozent führen. Insgesamt rechnet der Verband in diesem Jahr mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung in Deutschland um real 6,5 Prozent. «Die Erholung wird sich bis weit ins Jahr 2022 erstrecken», sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang voraus.
Nach Einschätzung des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) dürfte beim Export der Tiefpunkt erreicht sein. «Die Erholung ist aber noch zu kraftlos, um die krassen Einbrüche schnell wieder aufzuholen», sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. Er rechnet daher für das zweite Quartal mit einem Rückgang des Ausfuhrvolumens von deutlich mehr als 20 Prozent.
Auch ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski geht von einer Erholung aus. Allerdings verhießen internationale Handelskonflikte, die stockenden Verhandlungen über ein Abkommen für die künftigen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien und die Unterbrechung von Lieferketten durch die Corona-Krise nicht sehr viel Gutes. «Die Erholung in den kommenden Monaten wird nicht das Gleiche sein wie eine Rückkehr zur Normalität», sagte Brzeski voraus.
Je nach Handelspartner waren die Exporte im April unterschiedlich stark beeinträchtigt: Die Ausfuhren nach China gingen vergleichsweise moderat um 12,6 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro zurück. Das Corona-Virus war zuerst in der Volksrepublik festgestellt worden und hatte dort zeitweise zu drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens geführt. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zählt zu den wichtigsten Einzelmärkten für Waren «Made in Germany».
Im März hatten sich die Pandemie dann in Europa und den Vereinigten Staaten ausgebreitet. Die Exporte in die besonders betroffenen Länder Frankreich (minus 48,3 Prozent), Italien (minus 40,1 Prozent) und Vereinigte Staaten (minus 35,8 Prozent) brachen massiv gegenüber dem Vorjahresmonat ein.
Die globale Wirtschaft wird wegen der Folgen der Pandemie dieses Jahr nach einer Prognose der Weltbank die schwerste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg erleben. Die globale Wirtschaftsleistung werde um 5,2 Prozent schrumpfen, für den Euroraum wird mit einem Einbruch um 9,1 Prozent gerechnet. Im ersten Quartal verringerte sich das Bruttoinlandsprodukt im gemeinsamen Währungsraum nach aktuellen Daten des Statistikamtes Eurostat um 3,6 Prozent. Europa ist die wichtigste Absatzregion für deutsche Exporteure. *merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Zentralnetzwerks.
Bundesamt zu Außenhandel Dezember und Gesamtjahr 2019
Lange Reihe Außenhandel nach Jahren