„Wenn Herr Ghosn nach Frankreich käme, würden wir Herrn Ghosn nicht ausliefern, denn Frankreich liefert niemals seine eigenen Staatsangehörigen aus“, sagte die Staatssekretärin im französischen Wirtschafts- und Finanzministerium, Agnès Pannier-Runacher, am Donnerstag dem Sender BFMTV.
Ursprungsmeldung vom 2. Januar 2020, 9.40 Uhr: Mit dieser spektakulären Wende in der Affäre um Ex-Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn dürfte wohl niemand gerechnet haben: Obwohl der Ex-Manager wegen des anstehenden Prozesses gegen ihn mit einem Ausreiseverbot aus Japan belegt war und dort sogar unter Hausarrest stand, hat Ghosn das Land verlassen können.
Der 65-Jährige hat sich nach eigenen Angaben in den Libanon abgesetzt. Wie Ghosn dies gelingen konnte, ist noch unklar. Doch libanesische Behörden sprechen von einer legalen Einreise.
In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte Ghosn am Dienstag, dass er vor „Ungerechtigkeit und politischer Verfolgung“ aus Japan geflüchtet sei. Nun müsse er nicht mehr in einem „manipuliertem“ Justizsystem als Geisel auf einen Prozess warten. Wo genau sich der 65-Jährige aufhält, ist offiziell nicht bekannt. Doch geht es nach Stimmen aus dem Umfeld des Ex-Managers, befindet sich Ghosn in Beirut. Dort sei er nun bei seiner Frau, „frei“ und „sehr glücklich“.
Auch wie genau dem 65-Jährigen die Flucht gelang, ist unklar. Doch der libanesische Nachrichtensender MTV will die Hintergründe der spektakulären Flucht erfahren haben. Demnach soll sich der Ex-Manager von einem Musiker in einem Kontrabass-Koffer versteckt aus dem Haus tragen haben lassen. Diese Behauptung wiesen Anwälte des 65-Jährigen jedoch zurück. Anschließend soll Ghosn laut MTV von der Türkei aus mit einem französischen Pass und seinem libanesischen Personalausweis eingereist sein.
Offenbar ließ Ghosn selbst seine Anwälte im Ungewissen. Der japanische Anwalt des 65-Jährigen, Junichiro Hironaka, erklärte, dass die Juristen noch immer im Besitz von Ghosn Pässen seien. Hironaka versicherte in Tokio, er sei "völlig überrascht" von der plötzlichen Ausreise seines Mandanten: "Ich bin sprachlos." Ghosns Flucht sei "nicht zu entschuldigen". Die japanische Regierung äußerte sich bislang nicht zu den Ereignissen.
Ghosns Eltern stammen aus dem Libanon. Er kam in Brasilien zur Welt, verbrachte aber den größten Teil seiner Kindheit im Libanon.
Das libanesische Außenministerium erklärte, Ghosn sei "legal" ins Land eingereist. Es gebe kein Auslieferungsabkommen mit Japan und auch keine juristische Zusammenarbeit. Der staatliche Sicherheitsdienst erklärte, er sehe keine Gründe für eine strafrechtliche Verfolgung Ghosns im Libanon. Paris erklärte, keine Kenntnis von den Fluchtplänen Ghosns oder den Umständen seiner Flucht gehabt zu haben.
Ghosn war im November 2018 in Japan festgenommen worden. Die dortige Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem vor, Firmenkapital zweckentfremdet und private Verluste auf Nissan übertragen zu haben. Ghosn sprach von einer Verschwörung bei Nissan, um ihn loszuwerden. Grund sei, dass er Nissan noch näher an den französischen Autobauer Renault heranführen wollte.
Ghosns Anwälte werfen den japanischen Ermittlern auch vor, heimlich mit Nissan zusammengearbeitet und ihre Ermittlungen faktisch dem japanischen Autobauer übertragen zu haben. Die Familie des einstigen Spitzenmanagers prangerte außerdem die rigiden Auflagen der Justiz als "unmenschlich" an.
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