Mögliche Folgen eines „harten Brexits“ wären beispielsweise ein plötzliches Ende des grenzüberschreitenden Personenverkehrs, oder die Knappheit von Gütern in Großbritannien. Löhken hofft, dass diese Szenarien nicht eintreffen. Andere Experten sehen jedoch eine hohe Wahrscheinlichkeit eines „harten Brexits“.
„Ein sechsprozentiger Fall des Pfunds von 1,35 auf 1,28 US-Dollar, Fragen über die Legalität der Handlungen der Regierung, die Aburteilung durch die EU sind alles Zeichen dafür, dass der Sommer vorbei ist und die Wahrscheinlichkeit eines Austritts ohne Abkommen am 31. Dezember steigt“, sagte Paul Dales, Chefökonom Großbritannien vom Londoner Analysehaus Capital Economics, wie der Focus berichtet.
Mit einem EU-Austritt ohne Deal würde Großbritannien viel riskieren. „Ein harter Brexit, bei welchem das Austrittsabkommen kassiert wird, die EU Handelssanktionen verhängt und es wenige abmildernde Maßnahmen gibt, wäre ein ganz anderes Paar Schuhe, als wenn es an der Grenze ein paar Zölle und Überprüfungen gibt“, mahnt der Experte mit Blick auf den Konflikt um die Grenzsituation in Nordirland.
Des Weiteren kritisierte Dales die Regierung um Premierminister Johnson: „Natürlich kann man die Regierung nicht für das Virus verantwortlich machen. Doch sie kann die Fiskalpolitik und die Brexit-Verhandlungen beeinflussen. Wir prognostizierten im Juli, dass sich die britische Wirtschaft weniger schnell von der Corona-Rezession erholen wird als die europäische oder US-amerikanische. Es scheint so, als wolle die Regierung sicherstellen, dass unsere Vorhersage wahr wird." Ein EU-Austritt* ohne einen Deal dürfte die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage in Großbritannien zusätzlich belasten. Unter anderem rechnet die britische Regierung von Boris Johnson nach der Brexit-Übergangsphase mit massivem Chaos an der Grenze.
In Großbritannien sind die Corona-Zahlen zuletzt weiter gestiegen. Seit dem heutigen Montag, den 14. September, gelten daher verschärfte Maßnahmen. (ph) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks