Im Jahr 2000 legten Deutschland, Frankreich und Spanien den größten Teil ihrer Geschäfte in der zivilen und militärischen Luft- und Raumfahrt zusammen - es entstand Europas größter Luftfahrt- und Rüstungskonzern. Das neue Unternehmen hieß Aeronautic Defense and Space Company - kurz EADS. EADS brachte es allerdings nie zu einer starken Marke und wurde schließlich radikal umgebaut und nach seiner wichtigsten Tochter benannt: Airbus.
In Deutschland hat Airbus sein weltweit zweitgrößtes Werk. In Hamburg-Finkenwerder arbeiten mehr als 13.000 Mitarbeiter am Bau von Verkehrsflugzeugen mit. Dort will Airbus an diesem Mittwoch seine Geburtsstunde auch mit den Mitarbeitern feiern. In Finkenwerder werden zum Beispiel für den Riesen-Jet A380 Teile des Rumpfs produziert sowie die Kabine ausgestattet. Mehr als die Hälfte aller jährlich produzierten Maschinen der A320-Familie stammt aus Hamburg. Insgesamt zählt Airbus in Deutschland mit mehr als 46.000 Beschäftigten an 27 Standorten zu den größten Arbeitgebern.
Auch wenn die Geschichte der Airbus-Gründungsfirmen viel weiter zurückreicht, ist der Konzern selbst nicht einmal halb so alt wie sein Rivale Boeing, der 2016 sein 100-jähriges Bestehen feierte. Doch kurz nach der Jahrtausendwende sammelte Airbus erstmals mehr Bestellungen ein als der US-Konzern. Und im Jahr 2018 rückten die Europäer mit 800 ausgelieferten Verkehrsjets auf nur sechs Maschinen an Boeing heran.
Zu diesem Aufstieg trugen am wenigsten die Riesenflieger vom Typ A380 bei. Bei dem doppelstöckigen Flugzeug, das Anfang des Jahrtausends Boeings Jumbo als weltgrößten Passagierjet ablöste, hatte sich Airbus vielmehr böse verrechnet: Mangels neuer Bestellungen kündigte die Konzernspitze im Februar das Ende der Produktion für das Jahr 2021 an.
Zum wahren Verkaufsschlager entwickelten sich die seit den 1980er Jahren gebauten Mittelstreckenjets der A320-Reihe. Ihre Neuauflage A320neo mit größeren, sparsameren Triebwerken jagte der Boeing 737 sogar die Vorherrschaft in dem absatzstärksten Flugzeugsegment ab - die Produktion ist auf Jahre hinweg ausgebucht. Boeing zog mit einer Modernisierung seines Modells nach - doch der Schritt geriet zum Desaster. Zwei Maschinen stürzten ab, 346 Menschen starben, mitverantwortlich soll eine Cockpit-Software sein. Seit Mitte März gilt ein weltweites Flugverbot, die Auslieferungen sind gestoppt, die Produktion gedrosselt.
Beim Rivalen aus Europa zeigt sich dennoch keine Schadenfreude. «Ich bin niemand, der sagt: Das kann uns nicht passieren», sagte der langjährige Airbus-Chef Tom Enders, kurz bevor er die Konzernführung im April an den Franzosen Guillaume Faury übergab. Enders hinterließ seinem Nachfolger allerdings auch eine Menge Arbeit: Korruptionsermittlungen in Großbritannien und Frankreich haben den Konzern in letzter Zeit schwer unter Druck gesetzt.
Letztlich könnte Airbus 2019 erstmals mehr Flugzeuge ausliefern als Boeing. Es wäre ein Sieg mit fadem Beigeschmack. Doch die Europäer hätten trotz Pleiten, Pech und Pannen um den A380 und den verfeuerten Milliarden für den Militärtransporter A400M das Ziel erreicht, im Flugzeuggeschäft an der Weltspitze zu sein.