Bayers Ruf leidet damit weiter. Iberogast gehört bei dem Pharmariesen offenbar zu den umsatzstärksten Produkten unter den frei verkäuflichen Arzneimitteln. Branchenkenner schätzen den Jahresumsatz auf rund 120 Millionen Euro. Er liege so hoch, weil viele Krankenkassen die Behandlung mit Iberogast erstatten. Wie lange das noch so bleibt, ist nun allerdings die Frage.
Denn die Vorwürfe wiegen schwer. In den vergangenen elf Jahren seien allein in Deutschland 57 Berichte mit 115 Verdachtsmeldungen beim BfArM zu Iberogast eingegangen, heißt es. Ein tatsächlicher Zusammenhang zwischen den von Ärzten oder Patienten gemeldeten mutmaßlichen Nebenwirkungen von Iberogast, mit dem
Medikament ist jedoch nicht zweifelsfrei belegt.
Allerdings gibt es auch ganz andere Stimmen, als diese, die das Handelsblatt in seinem Bericht nennt. Nach einem Bericht des Focus ist Iberogast etwa nicht gefährlich. Das Blatt beruft sich auf die Einschätzung von Peter Layer, Chefarzt der Medizinischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg. Demnach helfe Iberogast bewiesenermaßen bei Magen-Darm-Beschwerden.
Dennoch sollten sich Personen, die Iberogast nutzen, bewusst sein, dass das Pflanzenprodukt Schöllkraut nicht komplett unbedenklich sei. Zwar wirke das in Deutschland beheimatete Mohngewächs krampflösend, schmerzlindernd und entzündungshemmend, es könne aber eben auch die Leber belasten.
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Und eine Arzneimittel-Firma ruft mehrere ihrer Produkte zurück - unter anderem Ibuprofen.
Aber: Nur falls beim jeweiligen Patienten eine Kontraindikation vorliege, die Bayer auch in der Packungsbeilage nennt, solle man Iberogast nicht einnehmen, heißt es in dem Bericht weiter. Dies sei etwa bei Allergien, in der Schwangerschaft oder, falls andere leberschädigende Medikamente eingenommen werden, der Fall.
Allerdings wird auch darauf hingewiesen, dass Iberogast nicht länger als vier Wochen eingenommen werden sollte. Zudem sollten dann die Leberwerte kontrolliert werden, heißt es von Seiten des Arztes.
Für die Bayer-Aktie bewertet ein Marktteilnehmer die Entwicklung um Iberogast leicht negativ, insgesamt zeigt sich die Aktie jedoch unbeeindruckt. "Vor allem ist das schlecht für das Sentiment, denn Bayer kommt aus den Negativ-Schlagzeilen nicht heraus", sagt ein Händler.
An einer anderen Front könnte der Chemie-Gigant unterdessen einer Lösung näherkommen: Glyphosat-Prozesse in den USA will Bayer nun mit einer milliardenschweren Zahlung beilegen.
mke