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Paketboom geht weiter: 3,5 Milliarden Sendungen verschickt

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Das hohe Wachstum an Sendungen sorgt indes nicht nur für Druck auf die Preise, sondern belastet auch die Infrastruktur in Deutschland. Foto: Sina Schuldt
Das hohe Wachstum an Sendungen sorgt indes nicht nur für Druck auf die Preise, sondern belastet auch die Infrastruktur in Deutschland. Foto: Sina Schuldt © Sina Schuldt

Kein Ende der Paketflut in Sicht: Im vergangenen Jahr hat die Zahl der Sendungen in Deutschland wieder deutlich zugenommen. Kommunen, Händler und Zusteller ringen weiter um Lösungen, um die Innenstädte zu entlasten.

Berlin (dpa) - Wegen des zunehmenden Online-Handels hat sich der Paketboom in Deutschland auch im vergangenen Jahr fortgesetzt. Es seien 3,52 Milliarden Sendungen verschickt worden und damit fast fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor, teilte der Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK) mit.

Treiber war der private Konsum, in erster Linie also Bestellungen im Internet. Verglichen mit dem Jahr 2017 hat der Aufschwung allerdings etwas nachgelassen. Damals hatte der Zuwachs 6,1 Prozent betragen.

Der starke Sendungsanstieg bescherte der Branche zwar Zuwächse beim Gesamtumsatz. Dieser stieg im Jahr 2018 erstmals auf mehr als 20 Milliarden Euro und damit um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch trotz Preiserhöhungen für Pakete bei mehreren Wettbewerbern blieb der durchschnittliche Umsatz pro Paket gerade mal stabil. Mit 5,80 Euro lag er 2018 in etwa auf dem Niveau der beiden Vorjahre. Zuvor war er mehrere Jahre lang zurückgegangen. Das liegt aus Sicht der Unternehmen am intensiven Wettbewerb, aber auch an den hohen Erwartungen vieler Verbraucher an eine kostenfreie Zustellung.

Das hohe Wachstum an Sendungen sorgt indes nicht nur für Druck auf die Preise, sondern belastet auch die Infrastruktur. Die ohnehin verstopften Innenstadt-Straßen werden durch zusätzliche Transportfahrzeuge weiter beansprucht. «Unsere Forderung an die Politik: Mehr Ladezonen schaffen», betonte deshalb am Mittwoch Verbandschef Marten Bosselmann. «Häufig sind Ladezonen besetzt. Das stört Abläufe und unsere Fahrer.»

Diese sind ohnehin zunehmend im Stress, weil sie mehr Pakete in der gleichen Zeit zustellen müssen. Genervte Kunden beschweren sich zunehmend über falsche Zustellungen und über solche, die trotz Anwesenheit nicht an der Haustür abgeliefert wurden.

Rund die Hälfte aller Onlinekäufer bestellten wiederum Waren nach Hause, obwohl absehbar sei, dass sie gar nicht da sind, betonte der Verband. Mancher Wettbewerber der Deutschen Post, etwa DPD, versucht deshalb, die direkte Shop-Zustellung zu stärken, etwa als günstigere Alternative im Vergleich zur Haustürzustellung. Wer weniger zahlen will, kann das Paket dann etwa in einem Shop oder einer Paketstation abholen.

Rund um diese Herausforderungen werden derzeit zahlreiche Lösungen diskutiert. «Es gibt in Deutschland fast 60 Testgebiete, in denen unterschiedliche Technologien und Prozesse ausprobiert werden, um die E-Commerce-Flut zu beherrschen», sagte der Leiter des Fachgebiets Logistik an der TU Berlin der Deutschen Presse-Agentur. «Mehr als die Hälfte davon zeigt gute Ergebnisse.» Getestet werden etwa Mikro-Depots in Innenstadtnähe, von denen die Fahrer die Lieferungen dann mit Lastenrädern transportieren. In der Diskussion ist aber auch die Bündelung von Zustellungen durch einen Anbieter.

Von diesem Vorschlag hält die Branche indes nichts. Eine solche Lösung würde nicht zu weniger Verkehr in den Innenstädten führen, weil alle Fahrzeuge auch jetzt schon komplett ausgelastet sind und entsprechend gebraucht würden. «Es würde nicht ein Transporter weniger auf den Straßen unterwegs sein», betonte Bosselmann. Die Sprecher von Hermes, DPD, UPS und GLS kritisierten am Mittwoch zudem, dass ein solcher Ansatz nicht im Sinne des Wettbewerbs sei.

Die Branche hat hierzulande den Angaben zufolge 238.000 Mitarbeiter. Mit großem Abstand Marktführer ist die Deutsche Post DHL. Das einstige Staatsunternehmen stellte im vergangenen Jahr eigenen Angaben zufolge mit rund 1,5 Milliarden Paketen einen Großteil der Sendungen zu.

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