Der Verband der Automobilindustrie (VDA) erklärte, der Zugang zur IAA finde statt. Die Besucher würden zu freien Eingängen umgeleitet. Man habe frühzeitig über Straßensperrungen wegen der Demonstrationen informiert, darauf hätten sich die Besucher eingestellt. Die IAA 2019 hatte am Samstag ihre Tore für die breite Öffentlichkeit geöffnet, sie dauert noch bis 22. September.
Update vom 14. September 16.35 Uhr: Am Samstag wurden die Proteste gegen die Internationale Automobilausstellung deutlicher. Nach Angaben der Veranstalter haben sich 25.000 Menschen zu einer Fahrrad-Sternfahrt zusammengefunden, um sich für eine klimafreundliche Verkehrswende einzusetzen. Laut der Polizei kamen 15.000 Personen zusammen. Sie forderten, sofort auf Verbrennungsmotoren zu verzichten, die öffentlichen Verkehrsmittel massiv auszubauen, Fußgänger und Radfahrer zu priorisieren sowie den Verkehr bis 2035 klimaneutral zu gestalten.
Die Aktion trug das Motto „Raus aus dem Verbrennungsmotor - Verkehrswende jetzt!“. Ziel war es, sowohl die Politik als auch die Automobilindustrie zu einem Umdenken zu bewegen. „Die Zeit für protzige Spritschlucker und immer größere SUVs ist vorbei“, erklärten die Organisatoren. „Heute haben sich zehntausende Menschen zu Fuß und auf dem Fahrrad die Stadt von der Autoindustrie zurückerobert.“
Die Polizei spricht davon, dass die Proteste friedlich abgelaufen seien. Zeitweise mussten die Autobahnen 648 und 661 gesperrt werden. Zu den Protesten hatte ein Bündnis aufgerufen, in dem sich ADFC, BUND, Campact, Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace, NaturFreunde Deutschlands und VCD engagieren.
Update vom 13. September, 9.30 Uhr: Angela Merkel (CDU) hat am Donnerstag bei ihrem IAA-Besuch eine unangekündigte Aktion von Greenpeace-Aktivisten erlebt (siehe unten) - doch das blieb nicht die einzige Störung: Wie Video-Bilder zeigen, versuchte während des Auftritts der Kanzlerin mit BMW-Chef Oliver Zipse auch ein Mann die Bühne zu stürmen. Sicherheitskräfte packten ihn jedoch, bevor er Merkel erreichen konnte.
Für die Bundeskanzlerin blieb es so bei einem kurzen Schreckmoment - sie setzte ihren Talk mit den BMW-Vertretern nach einer wenige Sekunden langen Pause fort. Mehrere Medien spekulieren, bei dem Störer könnte es sich ebenfalls um einen Greenpeace-Anhänger gehandelt haben.
Bei ihrem Automesse-Rundgang am Donnerstag hatte Merkel auch eine Art „Wir schaffen das“ für die Automobil-Industrie ausgesprochen. „Wir können das schaffen, als Deutschland vorne mit dabei zu sein“, sagte Merkel. Bis 2022 solle entlang aller Autobahnen der neue Mobilfunkstandard 5G zur Verfügung stehen, und zwei Jahre später auch entlang der Bundesstraßen.
Begleitet wurde Merkel auch von VDA-Präsident Bernhard Mattes. Für den obersten Branchenlobbyisten war es jedoch die letzte IAA. Denn am Abend des ersten Messetages kündigte er überraschend seinen Rückzug von der Spitze des Verbandes der Automobilindustrie zum Jahresende an.
Frankfurt/Main - Angela Merkel hat die Internationale Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt besucht. Bei ihrer Eröffnungsrede sprach die Kanzlerin von der „Herkulesaufgabe“, die gemeinsam bewältigt werden müsse: Es gehe darum, den Mobilitätssektor schnell klimafreundlicher zu machen. Die Verlässlichkeit der Ladeinfrastruktur sei für den Erfolg der Elektromobilität von größter Bedeutung. 20.000 Ladepunkte seien noch lange nicht ausreichend. Über den Dieselskandal und die klimaschädlichen Geländewagen (SUVs) sprach die Kanzlerin nicht.
Bei einer 90-minütigen Besichtigung von Elektroautos, autonom fahrenden Shuttle-Bussen, kam Merkel zu folgendem Fazit: „Ich konnte mich überzeugen, dass wir nicht vor einem Umbruch stehen, sondern dass dieser Umbruch bereits Realität ist.“
Während Merkels Besuch zeigten sich plötzlich Aktivisten. Umweltschützer der Organisation Greenpeace kletterten auf die Dächer verschiedener Fahrzeuge in der Ausstellungshalle und hielten gelbe Plakate mit der Aufschrift „Klimakiller“ in die Luft.
Videoaufnahmen, die Greenpeace auf Twitter veröffentlicht hat, zeigen, dass die Aktivisten mehrere Minuten auf den Autodächern standen, bis Sicherheitskräfte ihnen die Plakate entrissen.
Merkel ignorierte die Aktion von Greenpeace. Auf Twitter spricht die Organisation die Kanzlerin aber direkt an: „Frau Merkel, lassen Sie sich nicht täuschen - die meisten Autos auf der #IAA19 sind schmutzige Diesel- und Benzinautos! Was wir brauchen ist ein Ausstiegsdatum für den Verbrennungsmotor!“
Die Ansprache suggeriert, dass die Organisation die Schuld eher bei Automobilbranche sieht: In Augen der Aktivisten versucht die Branche die Regierung zu blenden.
Auch Peter Altmaier erntete Kritik von Greenpeace. Die Umweltschützer kritisieren den Gesetzesentwurf zum Kohleausstieg.
Auf das Klima macht auch Greta Thunberg immer wieder aufmerksam. Lesen Sie in unserem Greta-Thunberg-Ticker, wo sie gerade steckt. Auch eine Escort-Dame hat sich von Greta Thunberg inspirieren lassen.
Derweil sind Italiens Medien wegen der Kanzlerin in heller Aufregung. Es geht um einen angeblichen Anruf Merkels, in dem sie brisante Forderungen an die italienische Politik gestellt haben soll.
Auch beim Bürgerdialog mit Tübingens Oberbürger Boris Palmer am Rande der IAA ging es um SUVs.
dpa/lb