Ende März 2021 sollen dann die Geschäfte in Augsburg und in Wildau bei Berlin folgen, Ende Juni auch die Filiale im nordrhein-westfälischen Rheine. Insgesamt 650 Mitarbeiter sind davon betroffen. Wie die dpa außerdem erfuhr, seien die Schließungen mit dem künftigen Real-Eigentümer besprochen.
Update vom 19. Februar 2020, 18.51 Uhr: Der Verkauf der Supermarkt-Kette Real an den russischen Finanzinvestor SCP und die angekündigte Zerschlagung des Konzerns lassen bei der Gewerkschaft Verdi die Alarmglocken schrillen. Stefanie Nutzenberger, Verdi-Bundesvorstandsmitglied, sprach am Mittwoch von einem „bitteren Tag für die Real-Beschäftigten“. Sie warnte vor einer möglichen Vernichtung von mehr als 10.000 Arbeitsplätzen im Zuge der Übernahme.
Auch der Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel bei Verdi, Orhan Akman, machte düstere Zukunftsprognosen. „Es wirkt wie eine Beruhigungspille, dass angeblich nur 30 Filialen geschlossen werden sollen. Wir befürchten, dass die Zahl noch deutlich steigen könnte“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Was am Ende aus den 50 Filialen werde, die erst einmal weiterbetrieben werden sollen, sei völlig unklar. Die SCP habe ja keinerlei Erfahrung mit dem Lebensmittelhandel.
Update vom 19. Februar 2020, 16.59 Uhr: Die Supermarkt-Kette Real wird an den russischen Finanzinvestor SCP verkauft. So viel ist sicher. Allerdings herrscht für die knapp 34.000 Beschäftigten von Real weiterhin Unsicherheit über ihre Zukunft. SCP ließ durchblicken, dass man die Kette zerschlagen wird. Die Tagesschau berichtet unter Berufung auf Verhandlungskreise, dass der Betrieb bis zum Sommer wie bisher weiterlaufen werde. Erst dann soll SCP das Tagesgeschäft übernehmen.
Dann wird Real wohl bald Geschichte sein. Von den heute 276 Filialen sollen am Ende nur noch 50 übrig bleiben, heißt es in dem Bericht. Ein Großteil der Geschäfte soll demnach an Konkurrenten, wie Edeka oder Kaufland verkauft werden. Wahrscheinlich werden gewinnbringende Standorte mit weniger lukrativen Geschäften gebündelt angeboten. Allerdings muss jeder Kauf vom Kartellamt geprüft werden, heißt es weiter. Damit droht den Mitarbeitern eine lange Hängepartie.
Die Tagesschau rechnet vor, dass am Ende bis zu 30 Märkte geschlossen werden könnten - dies könnte um die 3000 Mitarbeiter betreffen. Außerdem sorgen sich dem Bericht nach die Mitarbeiter der Hauptverwaltung in Düsseldorf um ihre Jobs. Hier wären 1300 Mitarbeiter betroffen. Ein Betriebsrat sagte gegenüber der Tagesschau, er befürchte, dass sich die Zentrale über die Zeit auflöse. „Ab Oktober wird es wohl losgehen. Da werden viele Tränen fließen“, wird er zitiert.
Ein Stellenabbau droht derzeit übrigens nicht nur den Real-Mitarbeitern. Auch Beschäftigte des Flugzeugbauers Airbus müssen sich auf ein Job-Beben gefasst machen. Der europäische Konzern will mehr als 2300 Stellen streichen - die meisten Jobs sollen in Deutschland gestrichen werden.
Update vom 19. Februar 2020, 9.51 Uhr: Monatelang wurde verhandelt, jetzt haben sie den Verkauf unter Dach und Fach gebracht: Laut dpa haben sich der Finanzinvestor SCP und Metro AG auf eine hundertprozentige Übernahme von Real geeinigt. In einer gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Unternehmen heißt es deshalb, dass ein Großteil der Real-Standorte entweder unter der bisherigen Marke Real oder durch andere Einzelhändler langfristig weiterbetrieben werden sollen.
Für die 276 Real-Märkte heißt das faktisch: die Zerschlagung steht kurz bevor. Neusten SCP-Aussagen zufolge, soll lediglich ein Kern von etwa 50-Real-Märkten für ein Jahr unter der bisherigen Marke weitergeführt werden. Etwa 30 Standorte sollen geschlossen werden.
Es fehlt derzeit lediglich noch die Zustimmung des Aufsichtsgremiums der russischen Sistema PJSFC, die für die Finanzierung der Übernahme verantwortlich ist. Hierfür wolle Sistema bis zu 263 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Metro selbst spricht von einem erwarteten Netto-Zufluss in Höhe von 0,3 Milliarden Euro, sprich 200 Millionen Euro weniger, als das Unternehmen noch vor einigen Monaten hoffte. Um die Transaktion abwickeln zu können, muss außerdem noch die Kartellbehörde zustimmen.
Update vom 16. Februar 2020 um 13.01 Uhr: Russische Investoren - allen voran der Oligarch Wladimir Jewtuschenkow (71) kauften die Real-Supermarktkette von der Metro-Gruppe. 300 Millionen Euro ist der größte Supermarkt-Deal der Bundesrepublik teuer - und die Käufer aus Russland wollen die Kette offenbar zerschlagen.
34.000 Beschäftigte fürchten um ihre Jobs, unzählige Kunden um ihre Filialen, berichtet Bild.de. Nun steht offenbar fest: Einige Märkte sollen an Konkurrenten verkauft werden und nur rund 50 der insgesamt mehr als 200 Real-Märkte sollen für mindestens zwei Jahre weiterbetrieben werden.
Strippenzieher bei diesem Deal war Jewtuschenkow. Sein Spitzname: „Der leise Oligarch“. Er war einst einer der reichsten Männer Russlands, fiel jedoch bei Kreml-Chef Wladimir Putin in Ungnade. Zu der Zeit, als das Sowjet-Imperium zusammenbrach, war Jewtuschenkow Vorsitzender des Moskauer Stadtkomitees für Wissenschaft. Später war er zuständig für die Privatisierung der Staatsfirmen in der russischen Hauptstadt.
1993 gründete er seine eigene Handelsfirma Sistema. Mittlerweile gehören Banken, Kliniken, Immobilien, Technologie-Firmen, Medienhäuser sowie Hotels zu seinem gewaltigen Imperium - und auch eine Agrarholding, die ihn zu einem der größten Landbesitzer Russlands macht. Doch Jewtuschenkows Einfluss wurde dem Kreml zu groß, nachdem der heute 71-Jährige auch noch der Teilrepublik Baschkortostan deren Öl-Firma Bashneft für mehr als zwei Milliarden Dollar abkaufte - und den Unternehmenswert innerhalb weniger Jahre vervielfachte.
Der Kreml entschied daraufhin 2914, den Mineralölkonzern zu verstaatlichen. Der Oligarch wurde unter Arrest gestellt und kam erst wieder frei, nachdem er die Anteile an Bashneff dem russischen Staat überschrieb. Mittlerweile orientiert sich die Familie Jewtuschenko daher mehr in den Westen. So treten seine Kinder Felix und Tatjana zunehmend als Investoren westlicher Start-ups in Erscheinung. Am Real-Deal hat Sohn Felix ebenfalls maßgeblich mitgewirkt.
Erstmeldung vom 11. Februar 2020:
Düsseldorf - Der Verkauf der Supermarkt-Kette Real steht kurz bevor. So soll der Kaufvertrag zwischen Metro und einem Bieterkonsortium bereits in den kommenden Tagen unterschrieben werden. Danach droht Real die Zerschlagung. Fest steht auch, dass zahlreiche Filialen geschlossen werden.
Der Real-Mutterkonzern Metro hat sich mit einem Konsortium um den Finanzinvestor SCP und den Immobilieninvestor X-Bricks grundsätzlich über den Verkauf seiner angeschlagenen Supermarkttochter geeinigt, wie er am frühen Dienstagmorgen mittelte. Einzelne offene Punkte würden jedoch noch verhandelt.
„Die Unterzeichnung des Unternehmenskaufvertrages soll in den kommenden Tagen erfolgen", schrieb Metro-Chef Olaf Koch in einem Brief an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Real, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Nach dem Verkauf soll die Supermarkt-Kette mit 277 Märkten und rund 34 000 Beschäftigen zerschlagen werden. Zwar wollen die Käufer einen „Kern von mindestens 50 Real-Märkten" für mindestens 24 Monate weiter betreiben, wie Koch schreibt. Der größte Teil der Filialen soll jedoch an andere Händler wie Edeka oder Kaufland verkauft werden. „Die neuen Betreiber werden verpflichtet, die Real-Mitarbeiter auf der jeweiligen Fläche zu übernehmen", versprach Koch in seinem Brief.
Einer Reihe von Standorten ohne überzeugende wirtschaftliche Perspektive droht allerdings die Schließung. Die Käufer gingen aber davon aus, „dass die Zahl der zu schließenden Standorte unter 30 liegen wird", schrieb Koch. Wo es betriebsbedingte Kündigungen geben wird, soll Koch zufolge eine bereits Ende vergangenen Jahres abgeschlossene Betriebsvereinbarung soziale Härten mildern. Sie sieht nach früheren Angaben des Betriebsrats Abfindungen von maximal 12 bis 14 Monatsgehältern vor.
Die weitgehend ausgehandelte Vereinbarung zwischen der Metro und dem Konsortium sieht nach Angaben des Handelsriesen eine Veräußerung von Real als Ganzes zu einem Unternehmenswert von etwa einer Milliarde Euro vor. Metro erwarte einen Nettomittelzufluss von etwa 300 Millionen Euro. Das sind rund 200 Millionen Euro weniger, als noch vor einigen Monaten erhofft. Zusammen mit dem Erlös aus dem Verkauf des Mehrheitsanteils am chinesischen Metro-Geschäft erwartet der Konzern weiterhin mehr als 1,5 Milliarden Euro Nettomittelzuflüsse nach sämtlichen Transaktionskosten.
Koch betonte, die Metro habe in den letzten Jahren „unzählige Bemühungen unternommen", um das Geschäftsmodell von Real auf neue Beine zu stellen. Doch sei es nicht gelungen, die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Supermarkt-Kette zu verbessern. Real könne deshalb in der heutigen Form nicht fortgeführt werden. Die Supermarkt-Kette war zuletzt das Sorgenkind bei dem Düsseldorfer Handelsriesen und hatte im Geschäftsjahr 2018/19 für tiefrote Zahlen bei der Metro gesorgt.
Die Metro hatte bereits 2018 angekündigt die Supermarkt-Kette abgeben zu wollen, um sich ganz auf das Großhandelsgeschäft mit Gastronomen und kleinen Händlern konzentrieren zu können. Doch erwies sich der Verkaufsprozess als deutlich schwieriger als erwartet.
Mit großen Hoffnungen begonnene, exklusive Verhandlungen mit dem Immobilieninvestor Redos scheiterten. Bei der nun in greifbare Nähe gerückten Einigung steht die Genehmigung durch die zuständigen Gremien auf beiden Seiten noch aus. Zudem müssten die Kartell- und Aufsichtsbehörden dem Vollzug noch zustimmen.
Wegen einer Lidl-Aktion musste die Polizei anrücken, weil Massen an Kunden in eine Filiale drängten.
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