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Dax-Überraschung mitten in Corona-Krise: Siemens verzeichnet sogar mehr Gewinn als erwartet

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Der Siemens-Sitz in München.
Der Siemens-Sitz in München. © Matthias Balk / dpa

Die Corona-Pandemie bekommt auch Siemens zu spüren. Aber der Münchner Industrie-Konzern hat sich im dritten Quartals des Geschäftsjahres besser geschlagen als gedacht.

Update vom 5. August, 7.17 Uhr: Siemens hat im dritten Quartal des Geschäftsjahrs trotz Corona für eine Überraschung gesorgt. Der Umsatz gab im abgelaufenen Vierteljahr um gerade um fünf Prozent auf 13,5 Milliarden Euro nach. Das bereinigte operative Ergebnis stieg zwischen Juli und September sogar um acht Prozent auf 1,79 Milliarden Euro, teilte Siemens am Donnerstagmorgen mit. Damit übertraf Siemens die Analysten-Erwartungen unerwartet deutlich. Die Experten hatten einen Umsatz-Rückgang auf 12,75 Milliarden Euro vorhergesagt sowie einen Betriebsgewinn von 1,2 Milliarden Euro.

Unter dem Strich halbierte sich der Siemens-Gewinn im abgelaufenen Quartal zwar auf 535 Millionen Euro. Analysten hatten jedoch lediglich ein Plus von 50 Millionen auf dem Zettel.

Für das Gesamtjahr blieb das Unternehmen aber vorsichtig. Die Folgen der Corona-Pandemie würden das Geschäft auch im laufenden vierten Quartal „wesentlich belasten“, warnte Siemens.

Siemens verkündet Quartalszahlen - wegen Corona dürften sie schlimm ausfallen

Erstmeldung vom 5. August, 21.52 Uhr: München - Siemens legt am Donnerstag Zahlen für das dritte Geschäftsquartal (bis 30. Juni) vor. Sie dürften nach Ankündigung von Vorstandschef Joe Kaeser nicht besonders gut ausfallen. Kaeser hatte im Mai aber auch davon gesprochen, Ende Juni werde die Talsohle des durch die Corona-Folgen negativen Geschäftsverlaufs erreicht sein.

Analysten erwarten bei Siemens für das vergangene Quartal einen Umsatzrückgang auf 12,75 Milliarden Euro und einen Betriebsgewinn von 1,2 Milliarden Euro im Industriegeschäft - nochmals weniger als im Vorquartal. Unter dem Strich dürfte ein kleiner Gewinn von gut 50 Millionen Euro stehen, schätzen die Experten. Siemens dürfte auch eine Prognose für das Ergebnis des gesamte Geschäftsjahr abgeben, das im September endet. Für den Jahresumsatz hatte der Konzern zuletzt einen Rückgang von bis zu fünf Prozent erwartet.

Chefwechsel bei Siemens

Der Zeitplan für den Chefwechsel inmitten der Pandemie und eines tiefgreifenden Konzernumbaus steht. Auch die restlichen Vorstands-Personalien sind nun beschlossene Sache: Der langjährige Vorstandschef Joe Kaeser wird den Stab mit Ablauf der Hauptversammlung im Februar an Roland Busch übergeben, wie der Aufsichtsrat des Technologiekonzerns am Mittwoch entschied. Allerdings wird Busch, wie bereits bekannt, am 1. Oktober 2020 bereits die Verantwortung für die Geschäftsaktivitäten und damit das Geschäftsjahr 2021 übernehmen, wie Siemens mitteilte. Joe Kaeser werde den Übergang „aktiv“ begleiten.

Zudem wurden auch die restlichen Weichen für das neue Vorstandsteam gestellt. Der langjährige Vorstand Klaus Helmrich, zuletzt verantwortlich für das Geschäft mit der digitalen Industrie, geht Ende März 2021 nach Ablauf seines Vertrages in den Ruhestand, wie es weiter hieß. Sein Nachfolger werde bereits zum 1. Oktober 2020 Cedrik Neike, derzeit Vorstandsmitglied für das Segment intelligente Infrastruktur. Auch Helmrich steht Neike bis zum Ablauf seines Vertrages zur Seite, wie es hieß.

Neikes Posten übernimmt den Angaben zufolge Matthias Rebellius, der derzeit im Management der Sparte das operative Geschäft verantwortet. Rebellius wurde nun zum Vorstandsmitglied des Konzerns bestellt und mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet.

Siemens will sich verstärkt auf Digitalisierung konzentrieren

Damit ist der neue Vorstand von Siemens komplett. Bereits Mitte Juli hatte der Konzern mit Judith Wiese eine neue Personalchefin gefunden, die ebenfalls ab 1. Oktober starten wird. Finanzvorstand bleibt Ralf Thomas. Damit hat sich Siemens auch personell für die laufende Neuausrichtung gerüstet. Das Unternehmen will sich künftig verstärkt auf die Digitalisierung konzentrieren. In den vergangenen Jahren hat Kaeser daher eine Reihe von Bereichen in die Selbstständigkeit entlassen. So fusionierte Siemens das Windanlagengeschäft mit dem spanischen Konkurrenten Gamesa und brachte die Medizintechnik unter dem Namen Healthineers an die Börse. Derzeit läuft die Abspaltung des Energiegeschäfts Siemens Energy, das ab Ende November ebenfalls an der Börse notiert sein wird.

Zudem gibt es noch weitere Abspaltungspläne. So soll die Antriebstochter Flender ausgegliedert und an der Börse notiert werden. Die Produkte des Unternehmens werden in Windkraftanlagen sowie zahlreichen anderen Industriebereichen eingesetzt. Offen bleibt die strategische Überprüfung der Zugsparte, nachdem die Fusion mit dem französischen Konkurrenten Alstom im vergangenen Jahr am Veto der europäischen Wettbewerbshüter scheiterte.

Der neue Vorstand muss zudem die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie managen. So musste das Unternehmen zuletzt erhebliche Einbußen hinnehmen, insbesondere in den digitalen Geschäften. Die Talsohle soll im dritten Geschäftsquartal erreicht sein. (dpa - *merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.)

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