1. Startseite
  2. Wirtschaft

Tesla und sein Bitcoin-Investment: Der Umweltwahnsinn des Elon Musk

KommentareDrucken

E-Autopionier Tesla investiert 1,5 Milliarden US-Dollar in die Kryptowährung Bitcoin. Doch ausgerechnet bei vielen Öko-Aktivisten kommt das gar nicht gut an.

Palo Alto/Kalifornien - Tesla baut Elektroautos* - und Gründer Elon Musk setzt dabei auch auf das Argument der Umweltfreundlichkeit. Auf der Website des Konzern wirbt Tesla beispielsweise mit einem Solardach: „Ersetzen Sie Ihre herkömmlichen Dachziegel und erzeugen Sie saubere Energie.“ Viel weniger umweltverträglich ist indes eine der jüngsten Investitionen des Autobauers: 1,5 Milliarden US-Dollar steckt das kalifornische Unternehmen in die Kryptowährung Bitcoin. Aber die Herstellung dieser digitalen Währung steht massiv in der Kritik - wegen ihres enormen Energiebedarfs.

Nach Berechnungen der Cambridge University verbraucht das sogenannte Mining - also die Herstellung der Bitcoins mittels großer Rechenzentren - derzeit etwa 124 Terrawattstunden (TWh) pro Jahr. Bei diesem Prozess, der übersetzt „Schürfen“ bedeutet, wird die digitale Währung erzeugt, indem Computer Krypto-Aufgaben lösen*. In dem „Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index“ vergleicht die Universität diesen Wert mit dem Energieverbrauch einzelner Länder. Das Ergebnis: Aktuell liegt der jährliche Strombedarf der Kryptowährung knapp hinter dem Bedarf Norwegens (124,1 TWh) und vor dem der Vereinigten Arabischen Emirate (119,5 TWh). Während Deutschland im Cambridge-Ranking mit rund 524 TWh auf Platz 9 liegt und damit unmittelbar vor dem Bitcoin-Strom-Verbrauch, gibt es zahlreiche große Volkswirtschaften, die mit weniger Energie auskommen.

Bitcoin-Statisitk zeigt: jährlicher Energiebedarf der Kryptowährung ist höher als der vieler Länder

Der Bitcoin-Strombedarf wird auf der Website der University of Cambridge ständig aktualisiert. Nutzer, die dies langfristig beobachten, stellen fest: Der Energieverbrauch steigt immens. Wie die österreichische Zeitung Der Standard im Juli 2019 berichtete, lag der Strombedarf zu diesem Zeitpunkt noch bei 64,15 TWh. In den vergangenen rund eineinhalb Jahren hat sich diese Zahl fast verdoppelt.

Das liegt am fulminanten Kursanstieg der Währung. Im Juli 2019 notierte die Kunstwährung noch bei 13.875 US-Dollar. Inzwischen kostet ein Bitcoin über 46.000 US-Dollar. Je höher der Kurs ist*, desto komplizierter muss ein einzelner Bitcoin verschlüsselt werden. Das wiederum erfordert mehr Rechenkapazitäten - und damit mehr Energie. Kurz nach dem Einstieg Teslas in die Kryptowährung* stieg deren Kurs um rund 15 Prozent - und damit auch der künftige Energiebedarf.

Wie aus dem Bitcoin Energy Consumption Index hervorgeht, ist der Energiebedarf bei Bitcoin riesig. Der Stromverbrauch einer einzigen Transaktion entspricht etwa dem 23-Tage-Bedarf eines Vier-Personen-Haushalts. Der CO2-Fußabdruck ist vergleichbar mit dem Ansehen von Internetvideos über 54.000 Stunden.

Bitcoin-Mining: Herstellung auch mit fossilen Energieträgern

Ökologisch problematisch erscheint der hohe Strombedarf auch aufgrund der Standorte. Nach einer Übersicht der Uni Cambridge liegt ein Großteil der Rechenzentren in Asien - ein Kontinent mit einem hohen Anteil fossiler Energieträger. Bitcoin ist aber längst nicht der einzige Klimasünder: Würde man etwa elektrischen Geräte in US-Aushalten komplett ausschalten statt sie im Stand-By-Modus zu betreiben, könnte man nach Berechnungen der Experten 1,8 Jahre Bitcoins schürfen. Im Umkehrschluss bedeutet dies einen jährlichen Stromverbrauch von 223 TWh pro Jahr in den USA - durch Stand-By-Stromfresser.

Tesla-Boss Elon Musk* muss wegen seiner Bitcoin-Engagements jedenfalls viel Kritik im Netz einstecken. „Jetzt wo er 1,5 Milliarden Bitcoin kauft, sollte klar sein: Tesla verschwendet Energie“, meint ein Twitter-Nutzer. Ein anderer befindet: „Ein nicht ganz so grüner Schachzug von Tesla.“ Ebenfalls auf Twitter stellt ein weiterer Nutzer Statistiken zum Bitcoin-Stromverbrauch zur Verfügung und kommentiert: „Tesla-Fanboys, die von Effizienz reden und dann Bitcoin kaufen.“

Cambridge-Studie zum Bitcoin-Stromverbrauch - Methodik der Universität:

Der errechnete Index stützt sich auf ein Modell des Forschers Marc Bevand. Als Berechnungsgrundlage zieht er den Verbrauch typischer Mining-Hardware heran - mit großen Schwankungen, je nach verwendeter Hardware. Daraus ergeben sich zwei Werte. Die Untergrenze setzt beispielsweise voraus, dass sämtliche Miner das energie-effizienteste Equipment nutzen, das gerade verfügbar ist. Die Obergrenze ergibt sich aus veralteter Hardware. Die Cambridge-Experten unterstellen bei ihrer Berechnung einen Mix aus älteren sowie neueren und profitableren Miningrechner. (nap) *Merkur.de und fr.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

Auch interessant

Kommentare