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Huawei-Streit überschattet Gespräche zwischen USA und China

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Dem Konzern Huawei werden Verstöße gegen Iran-Sanktionen, Geldwäsche, Betrug, Verschwörung zur Behinderung der Justiz und auch Industriespionage vorgeworfen. Foto: Dan Himbrechts/AAP
Dem Konzern Huawei werden Verstöße gegen Iran-Sanktionen, Geldwäsche, Betrug, Verschwörung zur Behinderung der Justiz und auch Industriespionage vorgeworfen. Foto: Dan Himbrechts/AAP © Dan Himbrechts

Am Anfang wurden Nettigkeiten ausgetauscht, dann ging es zur Sache: China und die USA wollen ihren Handelskrieg beenden. Die auf zwei Tage angesetzten Gespräche in Washington werden als nicht einfach eingeschätzt.

Peking/Washington (dpa) - Überschattet von der Auseinandersetzung um den chinesischen Telekom-Riesen Huawei haben in Washington Spitzengespräche zur Beilegung des Handelsstreits zwischen den USA und China begonnen.

Für die Unterredungen im Eisenhower Building neben dem Weißen Haus sind zwei Tage vorgesehen. Die US-Seite hatte sich vor Beginn der Gespräche vorsichtig optimistisch gezeigt, dass der Konflikt in wenigen Wochen beigelegt werden könnte. Dazu müsse es aber zu «strukturellen» Veränderungen in China kommen, hieß es aus Washington.

Die unmittelbar zuvor erhobene Anklage der USA gegen den größten Telekom-Ausrüster und zweitgrößten Handy-Hersteller Huawei verschärft allerdings die Spannungen zwischen beiden Seiten. Die USA haben auch die Auslieferung der in Kanada festgehaltenen Tochter des Gründers, Finanzchefin Meng Wanzhou, beantragt. Nach einer Anhörung vor Gericht liegt jetzt die Entscheidung über eine mögliche Fortsetzung des Auslieferungsverfahrens bei Justizminister David Lametti.

Dem Konzern werden Verstöße gegen Iran-Sanktionen, Geldwäsche, Betrug, Verschwörung zur Behinderung der Justiz und auch Industriespionage vorgeworfen. Meng Wanzhous nächster Termin vor Gericht wurde für den 6. März angesetzt.

Während der Konzern die Vorwürfe zurückwies, übte die chinesische Regierung scharfe Kritik. Ein Außenamtssprecher forderte die USA auf, das Auslieferungsersuchen zurückzuziehen. Hinter dem verschärften Vorgehen der USA gegen Huawei und andere chinesische Unternehmen sieht Peking politische Motive und den amerikanischen Versuch, im Rennen um die technologische Führerschaft die Nase vorn zu halten.

«Chinesische High-Tech-Unternehmen sind die größten Opfer der US-Eindämmungspolitik gegenüber China geworden», kommentierte die chinesische «Global Times» am Mittwoch. Die Zeitung, die vom Parteiorgan «Volkszeitung» herausgegeben wird, warf den USA «politische Tricks unter einem rechtlichen Vorwand» vor. Huawei dürfe sich niemals dem amerikanischen Druck beugen und könne sich vor Gericht wehren. Es werde nicht einfach, das Unternehmen zu verurteilen. «Das Gute wird immer über das Böse siegen, und der Huawei-Fall ist keine Ausnahme», befand der Kommentator.

An den Gesprächen in Washington nahmen auf US-Seite unter anderem der Handelsbeauftragte Robert Lighthizer, Handelsminister Wilbur Ross und Finanzminister Steven Mnuchin teil. Die chinesische Delegation wurde von Vizeregierungschef und Chef-Unterhändler Liu He angeführt. Zum Ende der Gespräche am Donnerstag sollte Liu mit US-Präsident Donald Trump zusammenkommen.

Beide Länder haben sich in den vergangenen Monaten gegenseitig mit Sonderzöllen überzogen, so dass inzwischen rund die Hälfte aller US-Einfuhren aus China mit zusätzlichen Zöllen belastet ist. Die USA fordern mehr Marktzugang in China, eine Verringerung des US-Handelsdefizits sowie einen besseren Schutz gegen Produktpiraterie und zwangsweisen Technologietransfer für in China tätige US-Unternehmen.

Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt leiden bereits jetzt darunter. Die Wachstumsprognosen für China wurden zum Teil deutlich zurückgenommen. In den USA gab es Warnungen großer Hersteller, weil die Nachfrage aus dem riesigen chinesischen Absatzmarkt geringer geworden sei.

Unter den von Washington geforderten strukturellen Veränderungen wird in den USA auch ein größerer Rückzug des Staates aus Chinas Wirtschaft verstanden, der über Staatsunternehmen, Subventionen und andere Eingriffe den nationalen und internationalen Wettbewerb verzerrt.

US-Präsident Trump und sein chinesischer Kollege Xi Jinping hatten Anfang Dezember am Rande des Gipfels der großen Wirtschaftsmächte (G20) in Argentinien vereinbart, dass eine weitere Erhöhung der US-Zölle zunächst ausgesetzt bleiben solle. Um eine Lösung zu finden, setzten die USA eine Frist bis Anfang März.

Erzielen beide Seiten keine Einigung, droht Trump mit einer Erhöhung der Sonderzölle auf Importe aus China im Wert von 200 Milliarden US-Dollar von derzeit bereits 10 auf 25 Prozent. Die zunehmenden Exportprobleme Chinas und wachsenden Unsicherheiten bremsen bereits das chinesische Wachstum. Es hatte sich zum Jahresende deutlich abgekühlt und war auf das ganze Jahr gerechnet mit 6,6 Prozent so langsam wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr.

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