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VW-Aufsichtsrat Weil äußert sich zu Werk in Südosteuropa

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«Der Stand der Dinge ist, dass es keine abschließende Entscheidung des Aufsichtsrats gibt», sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil. Foto: Peter Steffen
«Der Stand der Dinge ist, dass es keine abschließende Entscheidung des Aufsichtsrats gibt», sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil. Foto: Peter Steffen © Peter Steffen

Wer bekommt den Milliarden-Zuschlag für das neue VW-Werk - die Türkei oder doch Bulgarien? Als politisch will Aufsichtsrat Stephan Weil die Frage nicht verstanden wissen. Die Entscheidungsfindung dürfte sich noch Monate hinziehen.

Hannover (dpa/lni) - Der Autobauer Volkswagen ist weiter auf der Suche nach dem besten Standort für sein neues Werk in Südosteuropa.

«Der Stand der Dinge ist, dass es keine abschließende Entscheidung des Aufsichtsrats gibt», sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der auch im VW-Aufsichtsrat sitzt, der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. Zuletzt war berichtet worden, die Türkei habe bereits den Zuschlag für die Milliardeninvestition erhalten. VW dementierte das. Im Rennen soll außerdem Bulgarien sein.

«Sicher ist, ganz egal wie auch immer diese Entscheidung ausfällt, es wird eine wirtschaftliche Entscheidung und keine politische Aussage sein», sagte Weil. Die Entscheidung falle «vielleicht in der nächsten, vielleicht in der übernächsten Aufsichtsratssitzung». Demnach dürfte sich der Prozess bis in den Herbst ziehen.

Kritiker hatten moniert, eine Vergabe des Werks an die Türkei sei nicht mit der Menschenrechtslage in dem Land vereinbar. Weil warnte jedoch grundsätzlich davor, den Demokraten in der Türkei den Eindruck zu vermitteln, «wegen Präsident Erdogan das Land insgesamt in Acht und Bann zu legen».

Dem Eindruck, der Konzern schwäche den Standort Deutschland, indem er immer mehr Arbeiten in Länder mit niedrigeren Personalkosten verlege, widersprach der SPD-Politiker. «Grundsätzlich hat sich die Mischung bewährt zwischen aufwendigen und komplexeren Tätigkeiten, die in Deutschland erledigt werden, und vornehmlich anderen Fertigungen, die besser in Ländern mit niedrigeren Standortkosten geleistet werden», sagte Weil. «Außerdem muss der Konzern sich immer neue Absatzmärkte erschließen, auch durch eine marktnahe Produktion.»

VW müsse den Anspruch haben, in vielen Ländern präsent zu sein. «Volkswagen steht auch deswegen so gut da, weil der Konzern die Dinge nicht nur mit nationaler Brille betrachtet, sondern sich seit Jahrzehnten international aufstellt», sagte Weil. Das gelte ebenso für die Produktionsstätten. «So können auch die deutschen Standorte ihre Stärken ausspielen. Deswegen wird in demselben Atemzug auch über eine gute Auslastung der deutschen Werke gesprochen.»

Den internationalen Wettbewerb nannt Weil auch als Grund, warum die geplante Batteriezellfertigung in Salzgitter von der Umlage zur Förderung Erneuerbarer Energien (EEG-Umlage) ausgenommen werden müsse. «Niemandem ist damit geholfen, wenn Produktionsprozesse außerhalb Deutschlands unter schlechteren Umweltbedingungen laufen, weil sie innerhalb Deutschlands nicht wirtschaftlich sind.»

Volkswagen hatte jüngst trotz der Dieselaffäre und einer kriselnden Autobranche gute Halbjahreszahlen präsentiert. So war der Umsatz von April bis Juni um fast sieben Prozent zum Vorjahreszeitraum gestiegen, obwohl weniger Autos ausgeliefert wurden. Auch der Gewinn stieg in dieser Zeitspanne deutlich um fast ein Viertel.

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