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VW-Werbespot in Großbritannien verboten - aus erstaunlichem Grund

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Der Volkswagen-Konzern geriet wegen eines Werbespots in Großbritannien die Kritik.
Der Volkswagen-Konzern geriet wegen eines Werbespots in Großbritannien die Kritik. © dpa / Julian Stratenschulte

Volkswagen ist wegen eines Werbespots in den Fokus der britischen Behörden geraten. Der Grund überrascht.

Wolfsburg - In Großbritannien ist ein Werbespot von Volkswagen verboten worden. Die Begründung: Dem Clip befördere Geschlechterstereotype. Das hat die britische Werbeaufsicht Advertising Standards Authority (ASA) entschieden. Gemäß einer kürzlich eingeführten Regelung ist eine solche Darstellung in Großbritannien verboten. Über den Fall hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet.

Der VW-Spot ist eine halbe Minute lang. Er zeigt zunächst ein Paar, das in einem Zelt schläft, ehe männliche Astronauten und ein Parasportler mit einer Prothese in den Vordergrund rücken. Der Weitspringer ist auf einem Sportplatz, läuft an und springt in die Sandgrube. Darauf folgt eine Großaufnahme einer Mutter, die auf der Parkbank sitzt und ein Buch liest. Es steht ein Kinderwagen neben ihr.

VW-Werbespot: Autohersteller bezieht Stellung

Volkswagen hat die Kritik der Behörde in einer Stellungnahme zurückgewiesen. Der Spot zeige die Protagonisten nicht bei stereotypen Handlungen, die speziell mit einem Geschlecht assoziiert seien. Ein Astronaut esse einen Apfel, ein anderer greife nach einer Wasserflasche. Es seien banale Tätigkeiten.

Der Automobilkonzern sagte, er habe mit dem Spot die Anpassungsfähigkeit an eine neue Umgebung ausdrücken wollen. Bei Astronauten, die sich in der Schwerelosigkeit bewegen, ist diese wohl ebenso gefordert, wie bei einer jungen Mutter, deren Leben durch ein Neugeborenes verändert wird. In dem Spot wirbt VW übrigens für einen Elektro-Golf.

VW-Werbespot ist nicht das einzige Ärgernis der Werbeaufsicht

Der Spot von Volkswagen ist nicht der einzige, der nach Ansicht der ASA gegen die neuen Richtlinien verstößt. Auch ein Werbevideo für den Brotaufstrich „Philadelphia“ wurde verboten. In ihm setzen zwei Väter ihre Kinder auf dem Laufband eines „Running Buffets“ ab und bemerken ihren Fehler zu spät. Das Urteil der Werbeaufsicht klingt verheerend: Der Clip vermittele, dass Männer ihre Kinder durch ihre Inkompetenz in Gefahr brächten und sie nicht in der Lage seien, sich um sie zu kümmern.

Mondelez, die Firma hinter dem Brotaufstrich, erklärte, dass man bewusst auf Männer statt auf Frauen gesetzt habe, um das stereotype Bild von zwei Müttern zu vermeiden. Außerdem wachse die Zielgruppe der Männer derzeit an.

Die Werbeaufsicht hatte das Gesetz bereits vor zwei Jahren auf den Weg gebracht, am 14. Juni ist es schließlich in Kraft getreten. Es sind die ersten beiden Fälle, die beanstandet worden sind.

VW-Werbespot: Das Problem ist der Vergleich von Männern und Frauen

Wie die FAZ berichtet, ist es in britischen Werbespots weiterhin erlaubt, Männer und Frauen in klassischen Rollenbildern zu zeigen, wenn sie nicht direkt miteinander verglichen werden. So sei es weiterhin gestattet, glückliche Frauen beim Shoppen oder verschwitzte Männer beim Heimwerken darzustellen.

In Deutschland gibt es keine Richtlinie, die Werbespots anhand vergleichbarer Standards klassifiziert. Nichtsdestotrotz gab es im Frühjahr für den Discounter Aldi Kritik in einem ähnlich gelagerten Fall. Der Kosmetikhersteller Dove musste kürzlich wegen einer rassistischen Werbung Stellung beziehen.

dg

Der Abgasskandal bei VW könnte sich ausweiten. Laut einem internen Bericht sind auch neuere Diesel-6-Motoren mit einer Schummelsoftware ausgestattet.

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