Bremen – Als alle Fragen beantwortet schienen, da musste der Sportchef des SV Werder Bremen, Frank Baumann, auf der Pressekonferenz zur Spieltagsabsage in der Bundesliga doch noch mal ran.
Ein Journalist wollte von Baumann wissen, wie er ganz persönlich mit der durch die Coronakrise verordneten Freizeit umgehen werde. „Ein bisschen zu Hause entspannen. Aber am Montag geht es ja schon weiter.“ Das gilt auch für die Profis des SV Werder Bremen. Niklas Moisander und Co. bekamen nur das Wochenende frei. Dabei wird erst in drei Wochen wieder gespielt, wenn überhaupt. Für Trainer Florian Kohfeldt ist es in Zeiten des Coronavirus gar nicht so einfach, einen guten Weg für die Mannschaft zu finden. Das gilt auch für die Verhaltensregeln – speziell bei den ausländischen Profis.
Natürlich sei nun jeder Mensch gerne bei seiner Familie, meinte Frank Baumann: „Aber wir haben die Spieler gebeten, in Deutschland zu bleiben.“ Weite Reisen seien aktuell zu gefährlich. „Wenn möglich sollen sich die Spieler zu Hause aufhalten“, berichtete der Sportchef des SV Werder Bremen. Für die freien Tage habe jeder Profi ein Trainingsprogramm bekommen, ab Montag werde dann wieder gemeinsam im Weserstadion geübt. Bei allen anderen Teams im Verein verzichtet der Verein dagegen ab sofort auf ein Mannschaftstraining. „Die Profis sind unser wichtigstes Team. Das ist unser Kerngeschäft. Wir können doch jetzt nicht sagen, wir stellen den Betrieb für zwei, drei Wochen komplett ein. Das ist nicht möglich. Wir gehen davon aus, dass weitergespielt wird, und dann müssen wir bereit sein“, sagte Baumann.
Natürlich weiß der Sportchef, dass dabei durchaus ein Risiko besteht, denn es kommen ja nicht nur die über 20 Spieler aus dem Kader zusammen, sondern auch Trainer, Betreuer, Physiotherapeuten und Ärzte. „Wir hoffen, dass wir um einen positiven Fall herumkommen“, sagte Baumann. Den Zweitligisten Hannover 96 und 1. FC Nürnberg ist das bekanntermaßen nicht gelungen, beim SC Paderborn gibt es Verdachtsfälle. Auch Werder Bremen war schon kurzzeitg in den Corona-Fokus gerückt, weil Außenverteidiger Ludwig Augustinsson Anfang der Woche seinen schwedischen Landsmann John Guidetti besucht hatte. Der steht bei Hannover 96 unter Vertrag.
Doch Recherchen der Bremer Mediziner ergaben, dass sich Augustinsson nicht angesteckt haben konnte. Der Abwehrspieler wurde nicht getestet – und das sei auch bei seinen Teamkollegen nicht geplant. „Wir haben da eine gesellschaftliche Verantwortung“, mahnte Frank Baumann: „Es darf nicht auf Verdacht getestet werden, sondern nur bei Symptomen.“ Nur dafür sei das Testmaterial da – und das dürfte in den nächsten Wochen in Deutschland noch dringend gebraucht werden.
Nach einer kleinen Phase des Durchschnaufens, die alle Beteiligten gut gebrauchen könnten, so Baumann, soll es am Montag im Weserstadion weitergehen. Wie genau, das müsse Florian Kohfeldt und dessen Trainerteam noch festlegen. Baumann sprach aber schon von einer „kleinen Vorbereitung auf den Rest der Saison“. Werder Bremen will, wenn irgendwie möglich, den Abstieg sportlich verhindern. Als Tabellen.-17. sind die Aussichten dabei alles andere als gut. Doch das spielt aktuell nur eine Nebenrolle. (kni)