Kohfeldts komplizierte Welt: Bei Werder Bremen lösen sich die Probleme nicht von allein, Trainer Florian Kohfeldt ist gefordert. An diesen sechs Stellschrauben muss er drehen. In der Länderspielpause findet das Bremer Duell um die EM statt: Jiri Pavlenka trifft mit Tschechien auf die Nationalmannschaft des Kosovo sowie Milot Rashica. Nach dem nicht zufriedenstellenden Start in die Saison: Werder Bremen hat den Auftrag, in den letzten sechs Spielen der Hinrunde einen Totalschaden zu verhindern.
Zur letzten Meldung vom 2. November 2019:
Bremen – Jiri Pavlenka spricht eigentlich nie nach Spielen. So verwunderte es nicht, dass er auch nach einem seiner schwärzesten Tage als Profi des SV Werder Bremen nicht für Interviews zur Verfügung stand. Abpfiff – und ab in die Kabine.
Verschwunden war der Keeper, der beim ersten Gegentor von Werder Bremen ganz schlecht und beim zweiten zumindest unglücklich ausgesehen hatte. Während er also in der Medienzone des Weserstadions unsichtbar und stumm blieb, sprachen Trainer und Kollegen über den Tschechen. Und natürlich kippten sie nicht kübelweise Kritik über ihn aus – nein, sie schützten den Torhüter, so gut es eben ging. Selbst Freiburgs Doppelpacker Nils Petersen baute mit am Schutzwall für Jiri Pavlenka.
„In seiner Haut möchte ich heute natürlich nicht stecken“, sagte Petersen, doch es war nicht spöttisch, sondern mitfühlend gemeint. Beim 1:1 hatte der Freiburger Torjäger dem Bremer Schlussmann beim Versuch eines Befreiuungsschlages den Ball abgejagt, beim 2:2 mit einem Kopfball aus spitzem Winkel überlistet. Jiri Pavlenka boxte den Ball selbst über die Linie. Es waren Fälle von schwerem und mittelschwerem Versagen. „Pavlenka gehört trotzdem zu den besten Torhütern der Liga. Ein Fehler wie beim 1:1 passiert ihm wahrscheinlich nie wieder“, sagte Petersen.
Pavlenka war ein bisschen gemütlich unterwegs, als er versuchte, den Rückpass von Ömer Toprak zu verarbeiten. Annahme mit rechts, ausholen mit links – schon war Petersen da. „Pavlas hat zu lange gebraucht“, räumte Sportchef Frank Baumann ein, wollte das aber nicht als Vorwurf verstanden wissen: „Es gibt keine Kritik an Einzelnen.“ Trainer Florian Kohfeldt hielt sich nicht dran, kritisierte ganz explizit einen Einzelnen – sich selbst. „Das erste Gegentor ist mein Tor. Ich fordere immer wieder von den Jungs, dass wir von hinten rausspielen. Dann passiert so etwas ein-, zweimal im Jahr. Ich nehme Pavlas für die Art und Weise der Entstehung komplett in Schutz.“
Nett gemeint, aber natürlich ist es Alltag eines Torhüters, solche Bälle sicher zu verarbeiten. „Er hat es versucht, manchmal klappt es aber nicht“, meinte Theo Gebre Selassie. Er bügelte den Patzer seines Landsmannes zwar mit dem Kopfball zum 2:1 aus, doch in der Nachspielzeit schlug es eben nochmal bei Pavlenka ein. Dass der Keeper dabei wieder nicht gut aussah, wird den persönlichen Frust des Keepers in bislang nicht erreichte Höhen getrieben haben. Aber nicht nur bei ihm, sondern auch bei Ömer Toprak, der bei Werder die Aufgabe hatte, Petersen bei der Standardsituation zu bewachen: „Keine Frage am Ende ist es mein Mann, der den Ball reinköpft. Es war allgemeine Hektik.“ Folglich nicht allein Pavlenkas Verantwortung.
Leo Bittencourt sagte nicht nur deshalb, was man als Mitspieler in solchen Fällen sagen muss: „Pavlas hat Werder auch schon viele, viele Spiele gerettet. Da suchen wir die Schuld an dem 2:2 ganz sicher nicht bei ihm.“ Allerdings ist die laufende Saison insgesamt nicht die Saison des Jiri Pavlenka. In den Torwart-Statistiken rangiert er nur im Mittelfeld, die überragenden Leistungen seiner ersten beiden Werder-Jahre waren nur punktuell zu sehen. Nun Pavlenkas schwarzer Tag gegen den SC Freiburg. Was das mit dem Schlussmann macht? Nichts, glaubt Gebre Selassie: „Als Torhüter muss man mental stark sein und Pavlas ist das.“
Freiburg-Stürmer Nils Petersen verlängert Werders Unentschieden-Fluch - der Spielbericht der DeichStube. Vor dem Spiel von Werder Bremen gegen Borussia Mönchengladbach: Fohlen-Manager Max Eberl im Interview.