Leo Bittencourt ist sein Freund aus gemeinsamen Jahren in Köln und Hoffenheim – von ihm habe er schon viele Infos über Werder bekommen, bevor ein Wechsel überhaupt Thema wurde. Und wegen Bittencourt hat er auch immer etwas genauer hingeguckt bei Werder. „Ich war näher dran als gewollt“, lacht Vogt. Seine Meinung: Werder hat mehr Potenzial, als es der aktuelle Tabellenplatz aussagt: „Ich sehe hier viele gute Fußballer und viel Qualität in der Mannschaft. Das Team ist in eine Negativspirale geraten, das passiert manchmal im Fußball. Wir werden da aber wieder rauskommen, wenn wir uns dagegen stemmen.“
Das Leihgeschäft mit Hoffenheim gilt nur für die Rückrunde, Vogts Vertrag bei 1899 Hoffenheim läuft noch bis 2022. Stand jetzt ist weder klar, ob er nochmal dorthin zurückkehren wird oder vielleicht sogar in Bremen bleibt. Eine Kaufoption besitzt Werder nicht. „Ich blende das alles aus“, behauptet Vogt, „weder das eine noch das andere sind aktuell Themen für mich.“ Er weiß schlichtweg auch nicht, was wird, „und wenn ich jetzt etwas dazu sagen würde, müsste ich lügen“. Auf Langfristigkeit ist sein Engagement in Bremen zunächst jedenfalls nicht angelegt. Seine Freundin bleibt im Südwesten, „weil sie selber ihren Beruf hat“. Und die beiden Hunde „sind bei den Schwiegereltern geparkt“, sagt Vogt und lacht: „Die würden hier auch das Hotel zerlegen.“ (csa)
In seinem Debüt für Werder Bremen verletze sich Kevin Vogt im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf schwer.
Zur letzten Meldung vom 12. Januar 2020:
Erster Tag bei Werder Bremen, und Kevin Vogt war direkt mittendrin. Platz 11, Testspiel gegen Hannover 96 – viel schneller hätte er die neuen Kollegen wahrlich nicht kennenlernen können, wenn auch seine Rolle am Sonntagmittag noch etwas ungewohnt war.
Kevin Vogt, dessen Verpflichtung Werder Bremen erst wenige Stunden zuvor offiziell gemacht hatte, nahm als Zuschauer auf der Tribüne Platz. Schwarze Lederjacke statt grün-weißem Trikot, schwarze Sneaker statt Fußballschuhen, so verfolgte der 28-Jährige den verdienten 3:1-Erfolg seiner neuen Mannschaft. Es dürfte für längere Zeit das letzte Werder-Spiel gewesen sein, bei dem Vogt nicht auf dem Platz steht. In der Rückrunde soll er als zentrale Figur in der Defensive dabei mithelfen, dass die Bremer die Klasse halten. Deswegen hat Werder ihn bis Sommer von 1899 Hoffenheim ausgeliehen. Eine Kaufoption enthält der Vertrag nicht.
„Wir freuen uns, dass sich Kevin für uns entschieden hat, denn das ist bei seiner Vergangenheit nicht selbstverständlich“, sagte Sportchef Frank Baumann und verwies auf Vogts große Erfahrung in der Bundesliga. Bochum, Augsburg, dann Köln und zuletzt dreieinhalb Jahre Hoffenheim – Vogt ist in der Tat rumgekommen, hat sich dabei einen Namen gemacht und zwar einen derart guten, dass er bei den Kraichgauern als Kapitän in die laufende Saison startete, nachdem er im Sommer mit Bayern München in Verbindung gebracht worden war.
Dass so einer in der Rückrunde plötzlich für Werder Bremen spielt – Baumann hätte es vor einigen Monaten wohl selbst nicht geglaubt. „So ein Spieler ist natürlich gefragt, und Hoffenheim lässt ihn nicht einfach so gehen“, sagte der Manager – und betonte: „Da war es wichtig, das richtige Timing zu finden.“ Das haben die Bremer, und die Umstände bei 1899 Hoffenheim haben ihnen dabei in die Karten gespielt.
Kurz vor Weihnachten war Vogt als Kapitän der Kraichgauer zurückgetreten. Als Grund für diesen Schritt gab er das gestörte Vertrauensverhältnis zu Cheftrainer Alfred Schreuder an. Beim Niederländer war der Profi durchgefallen, kam in den letzten vier Hinrundenspielen nicht mehr zum Einsatz – und wollte im Winter weg. Erst dadurch ist für Werder überhaupt die Chance entstanden, die „charakterlich absolute Wunschlösung“ (Cheftrainer Florian Kohfeldt) verpflichten zu können.
Während eines längeren Gesprächs hatte der Trainer den Spieler in der vergangenen Woche von Werder Bremen überzeugt. „Ich habe ihm erzählt, wie wir Fußball spielen wollen, wie wir uns grundsätzlich das Spiel vorstellen. Ich habe ihm aber auch gesagt, dass davon gerade eine Menge unter Schutt begraben ist und dass es etwas dauern wird, es wieder rauszuholen“, berichtete Kohfeldt – und hielt fest: „Kevin hat große Lust, diesen Fußball mit uns wieder zum Leben zu erwecken.“
Und Florian Kohfeldt hat große Lust, dem neuen Mann per sofort viel Verantwortung zu übertragen. Bereits am Samstag in Düsseldorf wird Vogt debütieren, ehe es für ihn und Werder in der Woche danach gegen Hoffenheim geht. Im Leih-Vertrag gibt es keine Klausel, die einen Einsatz Vogts gegen seinen Ex-Club verhindert. In ähnlichen Fällen waren die Hoffenheimer schon anders verfahren: Vincenzo Grifo durfte nach seinem Wechsel zum SC Freiburg nicht gegen Hoffenheim spielen.
Kohfeldt freut es natürlich, den Neuzugang sofort und uneingeschränkt einplanen zu können. „Er ist jemand, der Ausstrahlung hat, der aus meiner Sicht in gesundem Maße positiv arrogant ist“, sagte der Coach, der genau diese Eigenschaften in seinem Kader schmerzlich vermisst hatte. „Auch mit seiner Physis, Geschwindigkeit und Körpergröße tut er uns gut.“
Auf dem Platz kann Vogt sowohl als Innenverteidiger (dort bevorzugt als zentraler Mann einer Dreierkette) als auch im defensiven Mittelfeld agieren. Auf eine genaue Rolle wollte sich Kohfeldt am Sonntag noch nicht festlegen: „Natürlich werden wir die Dreierkette mit einem sehr guten Spieler verstärken, aber Kevin kann genauso die Sechs spielen. Das war auch ein Thema in unseren Gesprächen.“ Flexibilität also – noch so eine Sache, die Werder an Vogt schätzt.
Als nahezu sicher gilt allerdings, dass die bis Sommer befristete Zusammenarbeit dann auch wieder endet. Vogts Marktwert wird vom Branchenportal „transfermarkt.de“ auf zehn Millionen Euro geschätzt, sein Vertrag mit Hoffenheim läuft noch bis 2022. Ein Kauf erscheint für die chronisch klammen Bremer vor diesem Hintergrund utopisch. „Es wird definitiv nicht leicht, über den Sommer hinaus eine Lösung zu finden“, sagte Baumann. Kevin Vogt, ein Führungsspieler auf Zeit.
Bis das Leihgeschäft am 30. Juni ausläuft, soll er vorangehen. „Den Anspruch hat er auch an sich selbst“, sagte Kohfeldt – und hielt fest: „Damit meine ich nicht, dass er ab nächster Woche große Ansprachen in der Kabine schwingt. Wichtig ist, in den richtigen Momenten die richtigen Dinge zu sagen.“ Schon am Montag kann Kevin Vogt damit anfangen. Um 11.00 Uhr wird er offiziell vorgestellt. (dco/csa)
Zur ersten Meldung vom 12. Januar 2020:
Bremen - Es hatte sich in den vergangenen Tagen mehr und mehr angedeutet, nun ist es perfekt: Werder Bremen hat sich die Dienste von Kevin Vogt gesichert. Der 28-Jährige wechselt auf Leihbasis bis Saisonende von der TSG 1899 Hoffenheim nach Bremen. Das gab der Verein am Sonntag bekannt. Der Medizincheck steht noch aus. Eine Kaufoption besitzt Werder Bremen nicht.
In Kevin Vogt hat Werder Bremen einen Spieler dazugewonnen, der nahezu perfekt ins Anforderungsprofil passt. Mit bisher 213 absolvierten Bundesligaspielen verfügt der Innenverteidiger zweifelsohne über die nötige Erfahrung, um der verunsicherten Bremer Mannschaft im Abstiegskampf Stabilität verleihen zu können.
Nach Informationen der DeichStube gibt es im Leih-Vertrag keine Klausel, die einen Einsatz Vogts gegen seinen Ex-Club verhindert. Damit darf der 28-Jährige am zweiten Rückrunden-Spieltag gegen 1899 Hoffenheim (26. Januar) für Werder Bremen zum Einsatz kommen. Das ist deshalb interessant, weil die Kraichgauer in der Vergangenheit in ähnlichen Fällen schon anders gehandelt hatten: Vincenzo Grifo durfte nach seinem Wechsel zum SC Freiburg nicht gegen Hoffenheim spielen.
„Die Möglichkeit für diesen Wechsel hat sich in den vergangenen Tagen entwickelt und wir wollten nach intensivem Austausch Kevin diesen Schritt nicht verbauen“, sagt Hoffenheim-Sportchef Alexander Rosen auf der Vereinshomepage. „Nach einer für beide Seiten erfolgreichen Zeit war es für uns klar gewesen, einem verdienten Spieler entsprechend entgegenzukommen.“
Kevin Vogt bringt mit seinem Tempo und seinen fußballerischen Fähigkeiten zwei Qualitäten mit, die perfekt ins System Florian Kohfeldt passen. Der Werder-Trainer hatte sich darüber hinaus einen Spielertypen gewünscht, „der eine positive Arroganz ausstrahlt“.
Auch in dieser Hinsicht hatte Vogt bei seinen bisherigen Bundesliga-Stationen VfL Bochum, FC Augsburg, 1. FC Köln und eben 1899 Hoffenheim durchaus von sich reden gemacht. Bei Werder trifft Vogt übrigens gleich auf mehrere alte Bekannte: Mit Leonardo Bittencourt spielte er gemeinsam für Köln und Hoffenheim, mit Yuya Osako für Köln und mit Sebastian Langkamp für Augsburg.
Der gebürtige Wittener kann dabei auch vor der Abwehr auf der Sechserposition agieren, fühlt sich als Innenverteidiger aber deutlich wohler. Vor diesem Hintergrund ist es denkbar, dass Kohfeldt künftig verstärkt mit einer Dreierkette spielen lässt, in der Vogt zwischen Ömer Toprak und Niklas Moisander den zentralen Mann gibt. (dco)
Die Rückrunde der Fußball-Bundesliga startet heute (17.01.2020). Dietmar Hamann spricht über die bisherigen Überraschungsteams und über mögliche Absteiger.
Soforthilfe mit Signalcharakter - Ein Kommentar zum Transfer von Kevin Vogt zum SV Werder Bremen.