Bremen – Geld ist noch immer nicht geflossen, aber auf dem Weg zum erhofften Kredit von der Bundesförderbank „Kreditanstalt für Wiederaufbau“ – kurz: KfW – ist der SV Werder Bremen nun immerhin einen kleinen Schritt weitergekommen: Der Verein führt inzwischen Gespräche mit der Förderbank, um die Kriterien für eine mögliche Geldleihe auszuloten.
Dass am Ende aber tatsächlich etwas Zählbares bei Werder Bremen ankommt, bedeutet das noch lange nicht. Nachdem die Bremer, so wie einige andere Bundesligisten auch, einen Kreditantrag bei der KfW gestellt hatten, um die durch die Coronakrise entstandene finanzielle Schieflage etwas auszugleichen, nahm sich zunächst die Bundespolitik der Sache an. Sowohl das Bundeswirtschafts- als auch das Bundesfinanzministerium prüften die Anträge der Clubs und berieten dabei ganz grundsätzlich die Frage, ob Fußball-Bundesligisten von der KfW überhaupt unterstützt werden sollten.
Schließlich wird in der Branche jede Menge Geld bewegt, die Spielergehälter befinden sich in astronomischen Höhen. Vor diesem Hintergrund werden mögliche staatliche Sicherheiten für Bundesligisten politisch heikel, weil es schwer werden dürfte, sie einer breiten Öffentlichkeit zu verkaufen. Auf der anderen Seite sind auch Clubs wie Werder Bremen am Ende nichts anderes als mittelständische Unternehmen, die durch Corona unverschuldet in eine wirtschaftliche Schieflage geraten sind und deren Pleite den Staat unter dem Strich deutlich teurer zu stehen kommen dürfte. Diese Sichtweise scheint sich in den Ministerien mittlerweile durchgesetzt zu haben. „Wir haben das Signal bekommen, dass wir mit der KfW sprechen können“, sagt Werder-Geschäftsführer Klaus Filbry gegenüber der DeichStube.
Die eigentlichen Prüfkriterien der KfW, die allen Antragstellern vorher bekannt sind, hatte Werder Bremen dem Vernehmen nach bereits erfüllt, um einen Kredit zu bekommen, dessen Volumen 15 Millionen Euro umfassen soll. Laut Filbry diskutieren Politik und KfW nun aber über Zusatzkriterien für die Clubs. Gemeinsam mit der Förderbank erörtert Werder derzeit, ob sie erfüllt werden können, oder nicht.
Für den Fall, dass am Ende kein KfW-Geld nach Bremen fließt, haben sie im Verein in den vergangenen Wochen und Monaten intensiv an einem Plan B gearbeitet, der „sehr weit vorangeschritten ist“, wie Filbry erklärt. Zwar wäre Werder Bremen die KfW-Variante am liebsten, weil sie die besten Konditionen verspricht, der alternative Kreditplan sei aber „ähnlich attraktiv“, versichert Filbry. Bis zum Jahresende will er eine der beiden Lösungen umgesetzt haben. (dco)
Zur letzten Meldung vom 01. August 2020:
Bremen – 30 Millionen Euro. Auf diese Summe beziffert Werder Bremen den Verlust, den der Verein wegen der Corona-Krise für die abgelaufene und die kommende Saison erwartet. Um die fehlenden Einnahmen etwas ausgleichen zu können, haben die Bremer – wie viele andere Vereine auch – über ihre Hausbank einen Kreditantrag bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gestellt.
Noch ist nach Informationen der DeichStube aber kein Geld geflossen. Die Anträge von Werder Bremen und Co. werden derzeit noch abschließend vom Wirtschaftsministerium geprüft, schließlich vergibt die KfW ihre Kredite im Auftrag der Bundesregierung.
Das ist der letzte formale Schritt, ehe Werder Bremen den Zahlungseingang verzeichnen kann. Dass die KfW dem Verein den Kredit verweigert, ist nicht zu erwarten. Schließlich hatte zuvor schon die Hausbank entsprechende Nachweise eingefordert. Dabei musste Werder unter anderem belegen, dass die beantragte Hilfe ausschließlich dafür benötigt wird, um das wirtschaftliche Überleben zu sichern – und das nichts anderes als die Coronavirus-Krise schuld an der finanziellen Misere trägt.
Deutliche Kritik an der staatlichen Unterstützung für Bundesliga-Vereine hat inzwischen das Fan-Bündnis „Unsere Kurve“ geäußert. „Manche Vereine gleichen ihren Verlust durch Finanzspritzen ihres Investors aus, andere lassen sich von der öffentlichen Hand unterstützen. Als Fans sowieso, aber auch als Steuerzahlende, können wir über dieses Gebaren nur noch den Kopf schütteln“, sagte der zweite Vorsitzende Markus Sotirianos der Deutschen Presse-Agentur.
Während Werder Bremen zu den Clubs zählt, die sich Hilfe von der KfW erhoffen, geht Schalke 04 einen anderen Weg und erhält eine Landesbürgschaft. Die Voraussetzungen der KfW hätte der stark verschuldete Verein ohnehin nicht erfüllen können. Um zu beweisen, dass nur Corona das Finanzloch gerissen hat, müssen die Clubs bis zum 31. Dezember 2019 schuldenfrei gewesen sein. Auf Schalke trifft das nicht zu. (dco)
Zur letzten Meldung vom 27. April 2020:
Ein gewisser Stolz in der Stimme war in der Vergangenheit bei Klaus Filbry nicht zu überhören, wenn der Vorsitzende der Geschäftsführung vom schuldenfreien SV Werder Bremen berichtete. Gerne wurde dann auf andere Bundesligisten verwiesen, die auf Pump lebten. Doch in der Coronavirus-Krise muss sich nun auch Werder Geld leihen – viel Geld.
Zum ersten Mal seit der Ausgliederung des Profi-Fußballs 2003. Werder Bremen verhandelt mit der Förderbank KfW über einen Kredit in zweistelliger Millionenhöhe. Das berichtete Filbry am Freitag in einem Mediengespräch.
„Wir müssen Schulden aufnehmen, weil ansonsten in dieser besonderen Situation, in die wir durch die Coronavirus-Krise unverschuldet geraten sind, nicht alles zu leisten wäre“, verkündete Filbry, beruhigte aber sogleich: „Unsere Liquidität ist bis Frühherbst abgesichert.“ Der 53-Jährige war einen Tag nach der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und der Vorstellung des medizinischen Konzepts, um die Saison mit Geisterspielen fortzusetzen, in die Offensive gegangen.
Er wollte für Verständnis werben – ganz offen. Denn natürlich ist Klaus Filbry nicht entgangen, wie groß die Skepsis in der Öffentlichkeit ist. Das Bild von den finanziell notleidenden Clubs, auch gezeichnet von DFL-Boss Christian Seifert, wird durchaus mal in Frage gestellt. Zu groß waren schließlich die Einnahmen in der Vergangenheit. Doch die sind nun durch die Unterbrechung des Spielbetriebs massiv eingebrochen. Ohne Geisterspiele – oder Spiele ohne Zuschauer, wie sie Filbry aus PR-Gründen lieber nennt – sei die Zukunft des Fußballs und damit auch des SV Werder Bremen mehr als gefährdet.
Und in einer noch nie dagewesenen Transparenz, präsentierte der Werder-Boss dann Zahlen – unangenehme Zahlen. Er hat schon zu Beginn der Coronavirus-Krise intern durchrechnen lassen, wie groß die finanziellen Folgen für das Kalenderjahr 2020 sein könnten. Für den besten Fall (aktuelle Saison wird ohne Zuschauer zu Ende gebracht, die Hinrunde 2020/21 läuft mit Publikum) wurden Mindereinnahmen von 20 Millionen Euro ermittelt. Für den schlimmsten Fall (Saison-Abbruch, Hinrunde 2020/21 ohne Zuschauer) beträgt diese Summe 40 bis 45 Millionen Euro. Ein Abstieg würde beide Szenarien finanziell noch verschlimmern.
Aber auch schon jetzt macht sich die Krise auf dem Werder-Konto bemerkbar. Viele Unternehmen, darunter auch Sponsoren, hätten die Zahlungen eingestellt, es gäbe offene Rechnungen in Höhe von fünf Millionen Euro. Das sei nicht unüblich in dieser Phase. Filbry erinnerte an das Beispiel einiger großer Handelsketten, die ihre Mieten für Ladenlokale nicht zahlen würden.
Die Perspektive im Bereich Sponsoring ist ohnehin nicht rosig. Neben den Kontrakten von wichtigen Partnern wie VW und Betway laufen zum Saisonende weitere kleinere Verträge aus. Gesamtvolumen: 5,6 Millionen Euro. Es sei aktuell fast unmöglich, Verlängerungen auszuhandeln. Und es drohen auch noch Rückzahlungen an diverse Sponsoren wegen nicht erbrachter Leistungen bei Geisterspielen. Noch schlimmer wird das bei einem Saisonabbruch. Dann sollen es 3,6 Millionen Euro sein.
In diesem Extremfall wäre auch die letzte TV-Rate Geschichte, bei Werder Bremen geht es um 15 Millionen Euro. Die Medienpartner haben sich zwar mit der DFL darauf geeinigt, trotz Saison-Unterbrechung zu zahlen, doch zunächst gibt es nur 25 Prozent der ausgehandelten Summe. Weitere Raten sollen folgen, wenn wieder gespielt wird. Die kompletten 15 Millionen Euro wird Werder so oder so nicht bekommen, weil der Spielplan sehr kompakt und damit nicht so interessant für alle Medienpartner sein wird. Bei einem Saisonabbruch würden zudem Rückzahlungen fällig.
Ähnliches gilt für den Bereich Tickets. Für die sechs noch ausstehenden Heimspiele müssen die Besitzer von Dauerkarten und Einzeltickets sowie die Kunden im Businessbereich noch entschädigt werden. Dabei geht es um zehn Millionen Euro. Das genaue Procedere wird gerade abgestimmt. Und dann sind da ja auch noch die Dauerkarten für die neue Saison, die zumindest in der Hinrunde sehr wahrscheinlich ohne Publikum stattfinden wird. Da wartet schon das nächste finanzielle Problem.
„Wir haben intensiv an Lösungen gearbeitet“, betonte Klaus Filbry. Kreditlinien mit den Hausbanken wurden verändert. Aber das alleine reiche nicht aus. „Wir sind aus sportlichen und wirtschaftlichen Gründen verpflichtet, den Fortbestand des Fußballs zu erhalten und auch des Unternehmens und des Vereins Werder Bremen“, sagte Filbry und verteidigte die Inanspruchnahme eines KfW-Kredits: „Der Staat hat dieses Instrument zur Verfügung gestellt. Das nutzen viele Unternehmen.“ Mehr als 17.000 Anträge sind bei der Förderbank bereits eingegangen. In den meisten Fällen sind es kleine Kredite in einer Höhe von bis zu drei Millionen Euro. Es gibt aber auch Milliardenkredite wie für den Reiseanbieter Tui oder den Sportartikelhersteller Adidas. Und nun einen Fußball-Club aus Bremen.
„Ja, es ist das erste Mal, dass wir Schulden machen“, räumte Filbry ein. Aber dieser Weg sei alternativlos. Gleiches gelte für die Geisterspiele. Ohne die würde es für den Fußball und für Werder ganz düster aussehen. Wie alle anderen Unternehmen hoffe der Fußball, sich langsam der Normalität nähern zu dürfen. „Wir fordern nichts und warten auf die Entscheidungen der Politik“, sagte Filbry: „Und natürlich steht die Gesundheit immer an erster Stelle.“ (kni)