Zur letzten Meldung vom 18. Februar 2020:
Eigentlich ging es nicht, oder sagen wir: wäre es unter normalen Umständen nicht gegangen. Aber was war in der Hinrunde schon normal bei Werder Bremen? Maximilian Eggestein biss jedenfalls auf die Zähne. Spielte beim Jahresabschluss des SV Werder Bremen in Köln, obwohl er stark angeschlagen war.
„Er hat eine schwere Rippenprellung“, sagte Trainer Florian Kohfeldt hinterher über den Spieler des SV Werder Bremen, der zwei Tage zuvor das Geheimtraining hatte abbrechen müssen, der aber partout nicht für den nächsten Eintrag in Werders ohnehin schon daumendicker Krankenakte sorgen wollte.
Insgesamt 18 (!) Spieler aus dem 30 Mann starken Profi-Kader fielen oder fallen noch immer aus. Gemeinsam bringen sie es auf 125 verpasste Pflichtspiele während der Hinrunde, was trauriger Liga-Bestwert und zweifellos eine Erklärung für die schlechteste Werder-Winterbilanz aller Zeiten ist.
Das weiß natürlich auch Trainer Florian Kohfeldt. „Es ist ein Thema, das sich durch die Hinrunde zieht, das kann man nicht wegdiskutieren“, sagte der 37-Jährige. „Wir mussten wegen der Verletzungen zu viel umstellen und haben dadurch Qualität verloren.“ Kohfeldt möchte die schwache Hinrunde damit nicht entschuldigen, auf diese Feststellung legt er wert.
Zur Geschichte dieser ersten 17 Liga-Spiele gehört die Krankenakte aber nunmal, vom Anfang bis zum Ende, wie die Partie in Köln gerade erst gezeigt hat. Als Milos Veljkovic Mitte der zweiten Halbzeit draußen behandelt wurde, sank auch Ludwig Augustinsson zu Boden, was Kohfeldt an der Seitenlinie einmal mehr den Schweiß auf die Stirn getrieben haben dürfte. Wenig später mussten beide Spieler raus, Werders Abwehr einmal mehr umgebaut werden.
„Wir haben bisher kaum einmal mit der gleichen Abwehrkette spielen können“, haderte Kapitän Niklas Moisander, der wegen einer Muskelverletzung in der rechten Wade selbst elf Liga-Spiele und ein Pokal-Spiel verpasst hatte. Damit liegt der 34-Jährige Finne im vereinsinternen Ranking auf dem fünften Platz. Nur Kevin Möhwald (Knieverletzung, 16 Spiele), Fin Bartels (Knieverletzung, 16 Spiele), Niclas Füllkrug (Kreuzbandriss, 14 Spiele) und Augustinsson (Knieverletzung, 13 Spiele) standen noch häufiger nicht zur Verfügung.
Zeitweise wirkte es, als läge ein Fluch auf der Mannschaft. Werder Bremen selbst fiel die Suche nach den Gründen für die plötzliche und vor allem anhaltende Verletzungsseuche spürbar schwer. Selbst einen Rasen-Experten aus Belgien ließen die Bremer im September einfliegen. Kohfeldt erklärte damals, es gehe darum, „Informationen zu Untergrundbeschaffenheit und deren Korrelation zu Verletzungen“ einzuholen. Den Durchbruch brachte auch das nicht – am Ende blieb es dabei: Ein klares Muster war nicht zu erkennen.
Die wahrscheinlichste Ursache dürfte die Tatsache gewesen sein, dass Werder einen verhältnismäßig alten Kader hat, in dem wiederum verhältnismäßig viele Spieler stehen, die in ihrer Laufbahn schon mehrere schwerere Verletzungen hatten. Dass von ihnen aber so viele gleichzeitig ausfallen, ist am Ende wohl auch mit Pech zu erklären. Werder hat sich damit abgefunden – viel mehr blieb dem Club ja auch nicht übrig –, musste aber mit ansehen, wie sich Stück für Stück die Spielideen aus dem Sommer in Luft auflösten.
„Wir haben eine Sommer-Vorbereitung gemacht, und spätestens nach dem Düsseldorf-Spiel war von der Mannschaft, die diese Vorbereitung gemacht hat, nicht mehr viel übrig“, sagte Kohfeldt.
Zur Erinnerung: Düsseldorf war Gegner am ersten Spieltag. Dass es trotz vieler Ausfälle auch deutlich besser laufen kann, zeigt das Beispiel Borussia Mönchengladbach. Dort verpassten 21 Profis zusammengerechnet stolze 110 Pflichtspiele während der Hinrunde, was hinter Werder Bremen und Fortuna Düsseldorf (120) Rang drei im Liga-Vergleich bedeutet. Da der Gladbacher Kader in der Tiefe aber deutlich besser besetzt ist, gelang es der Mannschaft von Trainer Marco Rose, das aufzufangen. Trotz Doppelbelastung durch die Europa League überwintert Gladbach als Tabellenzweiter.
Bei Werder indes hoffen sie nun auf die Rückkehrer, auf möglichst viele und möglichst schnell. Fin Bartels hat seine ersten zwei Einsätze schon hinter sich, Ömer Toprak und Josh Sargent sollen zum Rückrundenstart wieder dabei sein, Ludwig Augustinsson eventuell auch.
Läuft alles wie geplant, sind es im Januar in Niclas Füllkrug, Kevin Möhwald und Theodor Gebre Selassie also „nur“ noch drei Profis, die für noch länger fehlen. Aber – und diese Frage sei zum Ende noch einmal erlaubt –, was ist bisher schon normal bei Werder Bremen? (dco)
1. Werder Bremen: 18 Spieler verpassten 125 Pflichtspiele
2. Fortuna Düsseldorf: 19 Spieler verpassten 120 Pflichtspiele
3. Borussia Mönchengladbach: 21 Spieler verpassten 110 Pflichtspiele
4. FC Augsburg: 21 Spieler verpassten 99 Pflichtspiele
5. 1. FSV Mainz: 05 13 Spieler verpassten 89 Pflichtspiele
6. SC Freiburg: 19 Spieler verpassten 88 Pflichtspiele
7. Eintracht Frankfurt: 21 Spieler verpassten 87 Pflichtspiele
8. RB Leipzig: 15 Spieler verpassten 85 Pflichtspiele
9. VfL Wolfsburg: 13 Spieler verpassten 84 Pflichtspiele
10. TSG 1899 Hoffenheim: 15 Spieler verpassten 84 Pflichtspiele
11. FC Schalke 04: 18 Spieler verpassten 81 Pflichtspiele
12. 1. FC Union Berlin: 17 Spieler verpassten 74 Pflichtspiele
13. 1. FC Köln: 18 Spieler verpassten 64 Pflichtspiele
14. FC Bayern München: 12 Spieler verpassten 62 Pflichtspiele
15. Hertha BSC: 14 Spieler verpassten 56 Pflichtspiele
16. Borussia Dortmund: 18 Spieler verpassten 50 Pflichtspiele
17. Bayer 04 Leverkusen: 11 Spieler verpassten 49 Pflichtspiele
18. SC Paderborn: 10 Spieler verpassten 26 Pflichtspiele
Trotz Schonung im Trainingslager: Schon wieder immer mehr Ausfälle bei Werder Bremen auf Mallorca. Transfer-Hammer? Werder Bremen will sich für den Abstiegskampf mit Innenverteidiger Jannik Vestergaard verstärken! Jetzt hat sich auch noch Florian Kohfeldt verletzt! Der Coach des SV Werder Bremen ist aber in Düsseldorf dabei.